Musik macht Menschen glücklich. Bücher machen Menschen glücklich. Bilder machen Menschen glücklich.
Warum also sollte ein Künstler für das Schaffen seiner Kunst nicht gebührend bezahlt werden? Warum sollen Literaten kostenlos lesen? Warum sollen Maler ihre Werke kostenlos durch die Gegend transportieren und (gegen Gebühr) ausstellen? Warum sollen Musiker ihre Songs ohne angemessene Gage auf der Bühne spielen? Warum wollen Sie dann nicht beim Bäcker ihr Brot umsonst haben? Würden Sie sich schämen, in den Supermarkt zu gehen, ihren Korb zu beladen und schulterzuckend an der Kasse zu sagen „Tut mir leid, das Produkt kenne ich noch nicht genug, es ist noch nicht so bekannt, also zahle ich nix dafür?“ Würden Sie sagen: „Reparieren Sie bitte mal mein Auto, aber ihre Werkstatt ist mir bislang unbekannt gewesen. Beweisen Sie sich erst einmal bevor Sie etwas in Rechnung stellen.“ Eigenartig, dass gerade bei kulturellen Dingen mit zweierlei Maß gemessen wird. Und doch macht genau die Kunst und Kultur uns glücklich, spiegelt das Gesellschaftsbild und seine Belange, seine Sorgen, seine Ängste, seine Ziele und Aufgaben wider. Ein Leben ohne geschriebene Zeilen, ohne Musik um uns herum, ohne Bühnenstücke, Theater, Malerei etc.- was für ein armes Leben! Natürlich gibt es auch Künstler, die dafür selbst in die Tasche greifen, um auf sich aufmerksam zu machen und sich auf Tourneen von bekannten Bands einkaufen. Aber das sind halt die schwarzen Schafe und sie haben noch nicht begriffen, dass sie mit Schuld daran tragen, wenn es mit den Künsten so elend aussieht. Sie sind Prostituierte des Gewerbes, kaufen vorab Tickets von Veranstaltern und bezahlen für Festivals. Für mich sind das unlautere Methoden und sie werden am Ende zwar ihr Ego befriedigt haben, aber ihr Portemonnaie ist ebenso leer wie ihre inneren Werte. Und von der Mafia rede ich jetzt nicht.
Früher waren Künstler die Säulen der Gesellschaft, sie wurden gepflegt und miternährt, weil sie das Sprachrohr der jeweiligen Epoche waren und ihr Schaffen großen Respekt mit sich zog. Heute ist davon nur noch was zu spüren, wenn sich Huren im Dschungelcamp Würmer zwischen die Lippen ziehen oder durchgeknallte Glitter-Könige durch Berlin flitzen. Entschuldige Sie, aber das hier ist meine Kolumne, ich nenne keine Namen und ich urteile auch nicht über gut oder schlecht. Es ist nur auffällig, dass schlechte Kunst oft mehr Achtung erfährt als die wirklich starke, aussagefähige Kunst und bekanntermaßen kann man darüber nun streiten, was Kunst ist oder nicht.
Mir geht es um die Tatsache, dass kreatives Schaffen unterbewertet wird und wenn man es bis an die Spitze schafft, dann nur durch Exzesse, Kontakte, oder (fließende) Gelder. Die Welt lässt sich nicht ändern, das Rad der Zeit bleibt nicht stehen… und trotzdem stehen heute Millionen Dollar/ Pfund/ Euro oder sonst eine Währung für ein einziges Bild eines Malers, der zu Lebzeiten nie etwas hatte, aber nach seinem Tode wurde er reich…sehr reich (manche starben wirklich arm, manche wurden unterstützt) und nun stellt sich die Frage, was ist reich? Der Maler, der Musiker, der Schriftsteller, der Tänzer, der um sein Überleben ringt und eigentlich nur das tun darf, was seine Gabe, sein Wunsch und sein Talent ist? „Der soll doch glücklich sein“, sagen Sie, schämen Sie sich nicht? Ist das eine arme Sau, weil er etwas tut, was SIE glücklich macht? Sie zahlen doch auch für künstliche Fingernägel, teure Autos, Face-Liftings oder so einen Quatsch? Ah, fast hätte ich es vergessen: Kochen ist übrigens auch eine hohe Kunst und löst Glücksgefühle aus und auch Künstler haben Hunger. Guten Appetit!
© Petra M. Jansen