Liebe Knastbrüder,

ihr seid schon erstaunt, dass ich mich an euch direkt wende. Der Anlass ist, wie ihr denken könnt, diePierre Mathias Verurteilung von Uli Hoeneß zu dreieinhalb Jahren Knast. Der Gerechtigkeitssinn des Volkes ist somit befriedigt, aber die Frage bleibt offen, ob das nützlich ist oder nicht. Wäre es nicht viel effektiver, wenn ein Manager wie er, etwas Brauchbares für das Gemeinwohl tun könnte? Wer mit so vielen Millionen wie er zockt, wäre sicherlich in der Lage, sich sozial zu engagieren. Das wäre effektiver als sich in der Nase zu bohren oder wie ein Tiger in einem Käfig, herum zu geistern. Wenn so gehandelt würde, müsste man das Gesetz ändern. Richtig, es gibt schon den Freigang, der ihm ermöglichen würde, für den FC Bayern aktiv zu sein, aber der Klub ist nicht unbedingt auf seine Hilfe angewiesen, anders die Penner, deren Zahl immer größer wird. Liebe Knastbrüder, ich wende mich an euch in der Hoffnung, dass ihr Druck ausüben werdet, um etwas in diesem Sinne zu verändern.

Der Knast hat nur eine Bedeutung, wenn gefährliche Täter aus dem Verkehr gezogen werden. Seine Rolle besteht darin, die Bevölkerung vor Kriminellen zu schützen, aber es gibt eine hohe Anzahl von Schwindlern oder Minimaltäter, die durchaus integrierbar sein könnten. Wer mit der pädagogischen Zielsetzung kommt, erntet bei mir nur ein müdes Lächeln. Es ist bekannt, dass die meisten Knastbrüder ihre Untaten dort optimieren können und wenn sie raus kommen, sind sie oft gefährlicher als zuvor. Es wäre ehrlicher, zu behaupten, dass die Einbringung in den Knast eher im Fach Rache zu klassifizieren ist. Wer mir in die Hand hackt, muss das gleiche erleiden… logisch, aber nicht unbedingt von Nächstenliebe beflügelt. Es ist für niemanden ein Geheimnis, dass die Gefängnisse überbesetzt sind und sich deswegen die Aggressivität steigert. Das ist ein Nährboden für Wut und Missachtung gegenüber der Gesellschaft – Zeitbomben werden somit gezüchtet und es ist die Frage, ob das unbedingt gut sein soll?

Ohne Strafe geht es aber nicht, sonst gäbe es keine Grenzen mehr, dennoch muss sich etwas ändern. Nehmen wir den Bereich Pflege – es fehlt überall an Geld und an Personal. Ich finde es ganz einfach eine Verschwendung, wenn ihr Knastbrüder für einen Apfel und ein Ei nur blöde Arbeiten durchführt und das für Firmen, die euch hemmungslos ausnützen. Es geht mir nicht in den Kopf, dass damit nur der Profit von einigen Geiern gesteigert wird. Die Gesellschaft, die ihr lädiert habt, hat nichts davon. Im Fall Hoeneß schlage ich vor, dass er mit seiner Management-Begabung, soziale Einrichtungen wieder flott macht, denn wer könnte besser Modelle entwickeln als er? Ein konkretes Beispiel: Der französische Kabarettist Coluche wurde für eine kleine Verfehlung verurteilt, soziale Arbeit zu leisten und er stemmte die „Restaurant du Coeur“ aus dem Nichts. Suppenküche für die Ärmsten der Ärmsten. Seine Einrichtungen wurde weltbekannt und sind heute nicht mehr wegzudenken. In einer Zeit in der das Finanzkorsett sehr eng ist, müssen solche Initiativen entstehen, warum nicht im Knast?

//pm

Link zum Thema Knast:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gef%C3%A4ngnis

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