Sie ziehen durch die nächtlichen Straßen der Städte und Dörfer. Auf den Straßen herrscht Krawall, in den Häusern regiert die Angst. Scheiben klirren, Autos und Wohnungen gehen in Flammen auf. Der hauptsächlich aus Männern bestehende Mob aus verschiedenen Nationen ist bewaffnet, aggressiv. Was sich ihm in den Weg stellt, wird niedergemacht, getötet. Man plündert und brandschatzt. Die Location? Sie ist imaginär – noch! – irgendwo in Westeuropa. Ja, es könnte in Deutschland sein. Polizei ist keine zu sehen, die Ordnungsbehörden haben kapituliert aufgrund der Masse der Randalierer. Was ist passiert? Ein Endzeit Theme?! Das könnte es sein. Schauen wir nach Lampedusa, Kos und Mazedonien. Zustände, schlimmer als im Mittelalter! Die Menschen hausen auf nackter Erde. Zwei Behelfstoiletten für Hunderte. Anweisungen der Ordnungsbehörden gehen ins Leere, man hat nicht genügend Beamte, um der Lage Herr zu werden. In Mazedonien haben die Behörden am Wochenende kapituliert. Man lässt die Dinge laufen, überfüllte Züge rollen aus dem Transitland nach Westeuropa. Und sie werden ankommen! Interessiert uns im Moment nicht? Sollte es aber! „Die da unten“ in Griechenland und Italien sind nicht unfähig, die Angelegenheit zu regeln. Man hat mit einem solchen Ansturm nicht gerechnet. Genauso wenig wie wir es tun. Noch ist das alles weit weg.
Ein kleiner Blick in die Geschichte: Gehen wir nach Nordamerika. Dort lebt ein kleiner Indianerstamm um 1850 friedlich in den westlichen Prärien. Eines Tages kommt ein junger Krieger angerannt und deutet aufgeregt zum Horizont. Man sieht nach, beäugt diese komischen Planwagen staunend und ein wenig kritisch. Den ersten Ankömmlingen ist man vielleicht noch freundlich begegnet, half ihnen vielleicht sogar. Irgendwann griff man die Trecks an. Weil die, die da kamen die Büffel töteten, den Lebensraum stahlen, die Stammesangehörigen ermordeten und Krankheiten einführten.
Es geht hier nicht um Politikrichtungen oder gar irgendwelchen Nazidreck wie „Wir halten unser Land sauber!“. Keine Politikrichtung wird bei obigem Problem helfen. Wir brauchen ein völlig neues, globales Politikverständnis. Bei den Massen an Flüchtlingen, die in Südeuropa momentan anlanden (nicht zu vergessen jene, die auf der Überfahrt ertrinken!), müssen wir uns die Frage stellen, was Menschen in einem kleinen überfüllten Boot die Überfahrt über ein Meer (!!!) antreten lässt. Die Hoffnung auf einen großen Wagen, das große finanzielle Glück im Ausland? Nein! Es sind Hunger, Verzweiflung, der Verlust der Familie aufgrund irgendwelcher Kriegsverbrechen, die diese Menschen starten lassen. Diese Leute haben nichts mehr zu verlieren! Ich denke, wir dürfen es nicht ansatzweise wagen, uns das Elend vorzustellen, aus dem die Menschen fliehen. Und schon gar nicht dürfen wir uns anmaßen, über sie zu richten. Hier geht es nicht mehr um „politisch verfolgt“ oder „Kriegsflüchtling“ ja oder nein. Die Frage lautet: Überleben oder sterben. Und dann wird jeder zu allem fähig!
In wie viele nationale Konflikte auf dieser Welt hat sich der Westen eingemischt?! In dem imperialistischen Bestreben, die Welt mit Demokratie und Marktwirtschaft zu kurieren? Haben wir doch damit uralte Gesellschaftsstrukturen und Kulturen vor Ort kaputtgemacht. Sind wir wirklich besser als die Conquistadores in Mittel- und Südamerika?! Fast jede Einmischung hinterließ verbrannte Erde, ob wir Vietnam, Indochina, Irak oder Afghanistan nehmen. Die Konflikte lodern weiter, auch nach Rückzug unserer Streitkräfte.
Sei es, wie es sei. Die Mauer in Spanien und auch der beabsichtigte Stacheldrahtzaun an der ungarischen Grenze werden die Lösung des Problems zeitlich vielleicht verschieben, auf Kosten vieler Verletzungen und Menschenleben. Was wir brauchen, ist eine Lösung vor Ort! So wie wir Bergbauregionen nach der Exploitation renaturieren, müssen wir in den Ländern, in welchen wir Öl aufs Feuer gossen, unsere Hinterlassenschaften beseitigen. Jeder Kontinent entwickelt sich nach „seinen“ Gesetzen. Die in Afrika und Asien sind uralt. Älter als die in Europa! Anders ausgedrückt: Gelder für Militär, Schutzzäune und -mauern müssen in „Nachbarschaftshilfe“ zwischen den Völkern gesteckt werden. Nur da bringen die Investitionen als Win-Win-Situation dauerhaft Erfolg. Wir rüsten derzeit für einen Kampf gegen die Wirkungen, nicht gegen die Ursachen. Es ist fünf vor zwölf! Vielleicht kann man die Uhr anhalten.