„Um eine Staatsverwaltung in tüchtigem Gang zu halten, müssten alle drei Jahre einige Minister, einige Generale und ein Dutzend Räte füsiliert werden; man müsste alle Beamten mit dem fünfzigsten Lebensjahr wegjagen.“. Ein Satz Bismarcks über seine übliche Beamtenverachtung. Jene werden in unserem Staat immer weniger, sind vielleicht gerade deshalb aus dem Fokus des Interesses gerückt und damit aus dem Schussfeld geraten. Die Vereinigten Satten machen es uns vor: es gibt immer Phasen, in welchen eine Berufsgruppe in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rückt. Das waren die Börsianer, die Ärzte, später die Anwälte und so weiter. Das Ganze lässt sich auch anhand von Spielfilmen der jeweiligen Zeit nachvollziehen. Mittlerweile sind es die Journalisten und dieser Zug ist auch schon in Deutschland angekommen. Was brennt, was ist da am brodeln? Ich habe mich neulich gefragt, wozu ich eigentlich diese Beiträge an ARD, ZDF und Deutschlandradio bezahle. Wurde uns nicht schon zu GEZ-Zeiten gesagt, dass durch dieses Geld eine objektive Berichterstattung ermöglicht und gewährleistet werden soll?! Können das die Privatsender nicht? Natürlich können sie es; die Frage muss lauten, ob sie es auch tun. Man kann zweifeln! Lassen wir die Privaten privat sein. Was ist aber mit meinem Anspruch auf objektive und vollständige Berichterstattung durch die öffentlich-rechtlichen Sender?! Ich zahle schließlich Beiträge! Was ist Journalismus eigentlich? Irgendwo habe ich die Definition einmal aufgeschnappt: „Professionelle Fremdbetrachtung.“. Will doch eigentlich nichts anderes heißen, als dass da jemand zuschaut und es dann anderen weitererzählt. Weiterzählung heute heißt in Form von Zeitung, Internet, Fernsehen und anderen Medien. Gerade diese Weitererzählung ist der kritische Punkt. Wir haben früher als Kinder „stille Post“ gespielt. Eine Reihe von Kindern, das erste sagt dem zweiten etwas ins Ohr, dann dieses dem nächsten und so weiter. Interessant war immer, was am Anfang gesagt wurde und was dann am Ende herauskam. Zwei oder dreimal stimmte es sogar, die übrigen Male war es oft weit vom Original entfernt. Ein schönes Spiel, um die Verfälschung von Information bei deren Verbreitung zu verdeutlichen. Warum ist das so? Ja, auch Profis machen Fehler. Man erhält nur Informationsbruchstücke, versteht die Informationen falsch. Der Mensch neigt zum Interpretieren. Im ersteren Fall werden die fehlenden Teile ergänzt (was übrigens auch Menschen tun, die schlecht hören, tun), in letzterem wird die Information persönlich interpretiert. In beiden Fällen ist die Fehlerquote hoch. Die Stars können ein Lied davon singen: Man erkennt sich selbst nicht mehr in der Zeitung. Der Anwalt erkennt aus der Berichterstattung über ein Verfahren seinen eigenen Prozess nicht mehr usw. Wie gesagt: auch Profis machen Fehler. Was aber, wenn aus Journalismus plötzlich PR wird? Was, wenn Menschen, die vor Gericht stehen, vorverurteilt werden durch die Presse? Was, wenn aufgrund der Dummheit einer Regierung ein ganzes Volk als faul dargestellt wird? Auch in der Kriegsberichterstattung gibt es die Guten und die Bösen. Ich schüttele immer wieder den Kopf, wenn Journalisten über Kämpfe aus dem Schützengraben berichten. Soviel in puncto „moderne Kriegsführung“! Hier werden Informationen manipuliert, man nennt es auch „Meinungsmache“. Die Macht der Presse, des Journalismus ist nicht zu unterschätzen! Man mag den Leser oder Hörer dazu anregen, sich aufgrund des Gesagten eine eigene Meinung zu bilden. Die Grenze ist aber da erreicht, wo Meinungen zu Tatsachen werden. Hier beginnen Hirnwäsche und Zensur. Von Zeitungen kennt man es: Im demokratischen Spektrum sind die Gazetten jeweils politisch eher links, rechts oder mittig einzuordnen. Der kritische Leser weiß das, kann die Berichte also entsprechend interpretieren. Am Besten ein anderes Blatt mitlesen. Siehe da, die ach so gute Regierung macht plötzlich doch einige Fehler. Sei es, wie es sei. Die Tendenz im Journalismus, Meinungen „zu machen“, nimmt immer mehr zu. In Zeiten des Umbruchs, in welchen Zeitungsverlage mit abnehmenden Absatzzahlen zu kämpfen haben und damit mit Liquiditätsschwierigkeiten, kann die Versuchung groß werden, vermehrt Sponsoren ins Boot zu holen. Der Preis wird eine positive Berichterstattung sein. Und letzten Endes Desinformation und Manipulation der Leserschaft. Das Ideal der objektiven Berichterstattung ist gefährdet. Ein Journalist ist ein Journalist, darf kein Politiker oder Richter werden. In manchen Berichterstattungen ist diese maßlose Selbstüberschätzung bereits herauszulesen.

© Thomas Dietsch