Kuba: Tauchen wir ein in die Geschichte berühmter Revolutionäre wie Che Guevara oder Fidel Castro, rauchen eine Zigarre unter Palmen, tanzen Salsa und vergessen den Alltag! Das Paradies … Kommunistischer Alltag, kombiniert mit einem Zeitensprung: Große rostige Straßenkreuzer aus dem Land des Nachbarn und Klassenfeindes – den USA – flanieren auf den Straßen und verbringen hier ihren Lebensabend. Latein-amerikanische Lieder, kubanisches Flair.

Einer der Vorgenannten begeht heute – nach seiner Zählung – seinen 90. Geburtstag: Fidel Castro! Er hat seine Geburt auf 1926 vorverlegt, die 26 ist für ihn eine mythische Zahl, Zeit seines Lebens hat er auf die Kraft von Mythen, von Ideen und Überzeugungen vertraut. So hat er ein kleines Land in die Revolution geführt, wenn auch nicht hinaus. Kuba, das Castro von 1959 bis 2006 regiert hat, steht heute vor einer Zeitenwende, der einstige „Máximo Líder“ nur noch selten im Rampenlicht.

Am 13. August 1926 bringt die Köchin Lina Ruz González einen Sohn zur Welt, Fidel Alejandro Castro Ruz. Der Vater des Jungen: Linas Chef Angel Castro Argiz, Besitzer einer Zuckerrohrplantage. Was ist das für ein Kuba, in dem der kleine Fidel heranwächst? Es ist ein Vasallenstaat der USA, die amerikanischen Unternehmen bedienen sich an den Reichtümern der Insel, die Manager in den Bordells und die Mafiabosse in den Casinos. Der junge Castro, ein talentierter Sportler, studiert Jura und die Schriften Jose Martis, des legendären Freiheitskämpfers gegen die Spanier. Deren Kolonialregime konnte Kuba 1898 abschütteln, geriet aber sofort unter die Vorherrschaft der USA.

Der Kampf für Kuba – und damit unweigerlich gegen die USA – wird für Castro immer an erster Stelle stehen, auch als er später durch Che Guevaras Einfluss zum Kommunisten wird. Castros berühmteste Losung lautet: „Patria o muerte“ – Vaterland oder Tod.

Der Weg des jungen Anwalts zur Ikone der Revolution und zum alleinigen Machthaber in Kuba ist oft erzählt worden, vieles davon Folklore geworden: Der gescheiterte Angriff auf die Moncada-Kaserne vom 26. Juli 1953, die Gerichtsverhandlung mit dem legendären Ausspruch „Die Geschichte wird mich freisprechen“, der eigentlich aussichtslose Guerilla-Krieg an der Seite Che Guevaras, der Sieg der Revolution, die Kuba-Krise, unzählige Attentate der CIA.

Linke aus aller Welt sehen in Castro einen Helden, ihre Ikone, brechen aber im Laufe der Jahre mit ihm: er hat das Land zwar alphabetisiert und ein fortschrittliches Gesundheitssystem organisiert, die freie Meinungsäußerung aber brutal unterdrückt. Der Guerilla-Kämpfer folgt den blassen Apparatschiks aus Moskau, das gefällt Revolutionsromantikern gar nicht. Für Castro zahlt sich das Bündnis zunächst aus, Russland kauft den Zucker und bezahlt mit Fabriken, Medikamenten und Autos. Doch mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion fällt der größte Handelspartner einfach weg, die Wirtschaft kollabiert. Es gibt kein Benzin mehr für die Autos, keine Schuhe, nicht einmal mehr Zahnpasta.

Castro beschwört den Überlebenswillen seines Volkes, predigt „Socialismo o muerte“, macht aber gleichzeitig – ganz Überlebenskünstler – Zugeständnisse: Der US-Dollar wird als Parallelwährung akzeptiert, der Tourismus gefördert. Die Sonderperiode führt ab 1996 zu einer Verbesserung der Lage, obwohl die USA ihren Handelsboykott Anfang der 1990er Jahre nochmals verschärfen. In die Knie zwingen können sie Castro nicht! Mit dem Siegeszug der linken Bewegungen in Südamerika Ende der 1990er gewinnt Castro auch wieder Verbündete. Vor allem Venezuelas Staatschef Hugo Chavez zeigt sich gern an Castros Seite, schickt Öl und erhält im Gegenzug Lehrer und Ärzte.

Aber Fidel Castro hat seine Kraft eingebüßt. Der westdeutsche Diplomat Henry Jordan hatte Castro 1959 noch als „jungen Tiger“ bezeichnet, nun ist er ein alter Elefant. Immer noch von mächtiger Gestalt und Würde, aber faltig und langsam. Und dickköpfig! Von der Macht lässt er erst, als sein Körper versagt. „Castro gestürzt“ lauten die gehässigen Schlagzeilen, wenn seine Beine mal wieder ihren Dienst versagen. Aber er wurde nie gestürzt. Erst 2006, von einer schweren Darmerkrankung fast getötet, übergibt er die Amtsgeschäfte seinem Bruder Raul, offiziell tritt er 2008 als Staatspräsident ab.

Von jetzt an sieht man ihn selten, wenn, dann stets in prominenter Gesellschaft. Staatsoberhäupter wie Hugo Chavez und Dmitri Medwedew besuchen Castro und lassen sich mit ihm ablichten wie mit einem alternden Sportstar. Die Uniform hat der „Máximo Líder“ gegen Jogginganzüge eingetauscht, wie es einem Ruheständler gebührt. Castro kann in der Vergangenheit leben, in der er es allen gezeigt hat, in der er zu einer Ikone der Revolution wurde.

Es gibt ein Zitat: „An dem Tag, an dem ich wirklich sterbe, werden sie es nicht glauben!“