Ich wollte eigentlich zum Wochenende etwas anderes schreiben. Irgendetwas lustiges, über Liebe, Vergnügen, Entspannung. Schlichtweg etwas Schönes! Es kam anders … Der gestrige Freitag der 13. hat seinem Namen wieder alle Ehre gemacht. Abergläubige haben wieder mit allem gerechnet: mit Stürzen, verpassten Terminen, Zuspätkommen, Autounfällen usw.. Aber damit nicht. Wer könnte das in seinen übelsten Alpträumen? Wer hat mit so einem Verbrechen, einem Massenmord an unschuldigen Zivilisten gerechnet?! Niemand! Wie hat die Süddeutsche Zeitung geschrieben? Es war ein Angriff auf alles Schöne: „Die Attentäter zerschossen den Feierabend der Franzosen, der Terror traf sie im Fußballstadion, in Restaurants, in der Konzerthalle“. Sie haben alles kaputtgemacht, dabei viele Leben ausgelöscht. Die, die meinen, der richtigen Religion zu dienen. Die, die aus dem heiligen Buch des Koran die Anweisung herauslesen, Massenmord begehen zu dürfen. Diejenigen, die einen Staat wie zu Mohammeds Zeiten errichten wollen. Ja, noch mehr: einen angeblichen Gottesstaat. Aber nennen wir das Kind beim Namen: die Typen sind Lügner, Heuchler, schlichtweg Verbrecher. Man missbraucht die Religion zum Zwecke eigener politischer Ziele. Mohammed war ein weiser Mann, ein Religionsstifter. Jeder Koranexperte wird bestätigen – unter dem geschichtlichen Hintergrund – dass die Taten des Islamischen Staates nicht im Sinne Mohammeds sind. Gott ist ein gerechter Gott. Die gestrigen Taten waren nicht gerecht: es wurde massenweise grausam und grundlos getötet und zerstört. Mit einer Steinbruchmentalität wird das, was in den eigenen Kram passt, aus dem Koran herausgeklopft und zu einer Strategie zusammengefügt. Einer Strategie des Mordes! Jeder gläubige Muslim wird mir recht geben, wenn ich behaupte, dass die heiligen Bücher, also auch der Koran, weise Bücher sind. Sie enthalten Regeln zum Umgang der Menschen untereinander und Regeln für das Verhältnis der Menschen zu Gott. Es gibt medizinische Hinweise, wie Fasten, und geschichtliche Hintergründe. Liest man diese Bücher richtig, vor allem auch im Zusammenhang, dann kann der Geist davon nur profitieren. Die heiligen Bücher enthalten Ratschläge für das Leben, sie sind keine Handbücher zum Töten. Aber was bedeuten solche Sätze, wenn die heiligen Schriften in die Hände ungebildeter Verbrecher kommen, die deren geistige Tragweite gar nicht erfassen können?! Ja, noch schlimmer: diese „Frontmänner“ sind billige Handlanger weniger Strippenzieher im Hintergrund, die ersteres instrumentalisieren, um ihre eigenen Interessen zu realisieren.

Es sei Vorsicht geboten, dass diese Zeilen nicht zu einer Hetzschrift werden. Auch diese in den falschen Händen, könnten sie zu Vergeltungsmaßnahmen aufrufen an Menschen, die für die Anschläge in Paris nicht verantwortlich sind. Seien wir wachsam und lassen uns nicht blenden. Tausende von Flüchtlingen, vorwiegend muslimischen Glaubens, suchen derzeit bei uns Schutz. Schutz, den wir ihnen aufgrund der Gesetze und auch im Rahmen der Menschlichkeit schulden. Achten wir darauf, dass sie im Asyl nicht durch Terroristen anderer Art belästigt, verletzt oder gar getötet werden.

Alles Fremde ist unbekannt und macht Angst. Was wir nicht tun dürfen ist, jetzt aus Verzweiflung uns gegen diejenigen zu wenden, die unter unserem Schutz stehen. Die Verbrecher haben sich zu den Taten bekannt. Sie treten unter den Buchstaben „IS“ auf, es sind Islamisten. Das hat mit Islam und gläubigen Muslimen nichts zu tun! Gar nichts! Noch nicht lange her, da glaubte ich noch, seit den Kreuzzügen im Mittelalter sei die Menschheit klüger geworden. Mord im Namen einer Religion sei nicht mehr möglich. Ich habe mich geirrt! Was im Moment abläuft, ist ein „Kreuzzug“ in umgekehrter Richtung. Hüten wir uns, uns von der verbreiteten Stimmung anstecken zu lassen. Gewalt darf nicht mit Gewalt erwidert werden. Eine neue Welle der Gewalt dient niemanden. Sie wird die Opfer des gestrigen Anschlages nicht wiederbringen und auch die Angehörigen nicht trösten. Der 13. November 2015 wird ein trauriger Meilenstein in unserer Geschichtsschreibung bleiben. Er hat die Menschheit eine weiteres Mal zurückgeworfen.

Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Mögen letztere die Kraft finden, dieses Schicksal zu überwinden.

© Thomas Dietsch