Das ehemalige preußische Herrscherhaus führt mit den Ländern Berlin und Brandenburg und der Bundesregierung Verhandlungen über die Entschädigung für Besitztümer, die nach Kriegsende von der Sowjetregierung enteignet wurden. In dieser Debatte werden seit Beginn die ganz großen Geschütze aufgefahren. Von den Hohenzollern als einem „kriminellen Clan“ (nzz.ch) war da schon die Rede, oder es wurde sogar Bedauern darüber ausgedrückt, dass die Deutschen mit ihrem preußischen Herrscherhaus nicht so gründlich verfahren seien wie die Franzosen 1793 mit dem ihren.
Die Nachfahren des Kaisers Wilhelm II. fordern Kunst- und Wertgegenstände aus Allgemeinbesitz zurück. Eine zentrale Rolle in den Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und dem Haus Hohenzollern spielt die Frage, ob Kronprinz Wilhelm dem nationalsozialistischen System “erheblichen Vorschub” leistete. Dazu wurden bisher vier Gutachten verschiedener Historiker erstellt. Die Gutachten sind bedeutsame Dokumente in den Verhandlungen der Bundesregierung mit dem Haus Hohenzollern und bisher nicht der Öffentlichkeit bekannt.
Im Sommer 1945 fand in Cecilienhof in Potsdam die „Potsdamer Konferenz“ statt, auf der die siegreichen Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die künftige Weltordnung aushandelten. Heute benutzt die Landesregierung Brandenburg das Schloss gelegentlich für Empfänge. Nun würde der traditionsbewusste Urenkel des Nazi-Prinzen dort gerne einziehen.
Die Hohenzollern waren – wie oben bereits ausgeführt – von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet worden, dafür will der 1976 geborene Georg Friedrich Prinz von Preußen eine Entschädigung. Er führt Verhandlungen mit dem Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg über die Rückgabe von zahlreichen Kunstgegenständen. Zudem will er ein Wohnrecht für sich und seine „Sippe“ (SPON, 14.10.2019) auf Schloss Cecilienhof erhalten.
Modern zu sein, das kann für den smarten Prinzen nicht heißen, Traditionen ganz über Bord zu werfen. Und eine der schönsten Gepflogenheiten des deutschen Adels besteht eben darin, Reichtümer zu erben und weiterzuvererben. Eine scheußliche Episode nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings unterbrach die ewige Erbfolge: Die sowjetische Einflusszone im Osten und die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik. Denn dort machte man sich – schon wegen der massiven Unterstützung, die der Hitler-Faschismus von den Adligen erfuhr – daran, den „Krautjunkern“, Fürsten und Prinzen den Geldhahn zuzudrehen. Es wurde enteignet.
Die DDR aber hielt nicht. Und so kamen direkt nach ihrer Annexion auch diejenigen aus ihren vornehmen Löchern gekrochen, die noch Rechnungen mit dem Arbeiter- und Bauernstaat offen hatten.
Hat Kronprinz Wilhelm aus der Familie der Hohenzollern dem Nationalsozialismus „erheblichen Vorschub“ geleistet? Diese Frage war bisher die alles entscheidende im Streit zwischen Georg Friedrich Prinz von Preußen, dem Urenkel von Kronprinz Wilhelm von Preußen, mit der Bundesrepublik Deutschland. Der Streit wird seit Jahren im Geheimen ausgetragen.
Mit der Frage, ob dies bei Kronprinz Wilhelm der Fall war, beschäftigen sich die geleakten Gutachten, die hinsichtlich seiner Nähe zu führenden Figuren des Nationalsozialismus weitgehend Ähnliches zu sagen haben
Matthias Goldmann vergleicht die Rechtsprechung der Gerichte dazu mit dem Begriff der „Beihilfe“ aus dem Strafrecht. „Beihilfe“ sei demzufolge auch gegeben, wenn man nicht den entscheidenden Beitrag zu einer Tat geleistet habe. Die Handlungen des Hohenzollern müssten also nicht notwendige Bedingung für die Entstehung des Nationalsozialismus sein, als „erheblicher Vorschub“ könnte ausreichen, wenn er die Ziele des NS nachweislich in nicht ganz unerheblicher Weise gefördert habe (Matthias Goldmann, Goethe Universität Frankfurt a.M.). Ob dies der Fall war, ist umstritten. Ein weiteres Gutachten sieht den damaligen Prinzen gar als „Figur des Widerstandes“ (Wolfram Pyta und Rainer Orth). Er habe einen „überaus aktiven Part bei der Verhinderung einer Kanzlerschaft Hitlers“ gespielt.
Kaum zu glauben … bereits im Jahr 1926 – also sieben Jahre vor der Machtübergabe an die Nationalsozialisten – hatte Wilhelm Hitler auf seinem (später von den Sowjets enteigneten und jetzt im Mittelpunkt der Entschädigungsverhandlungen stehenden) Schloss Cecilienhof empfangen. Während eines weiteren Besuchs 1932 schlug Wilhelm Hitler vor, dass Wilhelm Reichspräsident werden könne und Hitler „unter ihm“ Kanzler. Nachdem dies aufgrund eines Verbots durch seinen Vater scheiterte, rief Wilhelm zur Wahl Hitlers auf. In der Folge brüstete er sich damit, den Nazis zwei Millionen Stimmen eingebracht zu haben. Auch nach der Machtübergabe an die Nazis 1933 zeigte er sich bei Propagandaveranstaltungen der NSDAP, unter anderem am 21. März beim „Tag von Potsdam“ (fragdenstaat.de, 14.11.2019).
Die Hohenzollern haben im letzten Jahrhundert zweimal dazu beigetragen, Deutschland in Schutt und Asche zu legen. Wollen wir allen Ernstes solchen Leuten bzw. deren Nachfahren ihre Güter zurückgeben?!
Ich sage: Nein!