Es geht uns allen so beim Einkauf: die Leerung des Geldbeutels ist schon geraume Zeit nicht mehr reziprok proportional zu der Füllung des Einkaufskarrens. Vielmehr lautet heute die Devise: Der Beutel ist leer, im Einkaufswagen ist (fast) nichts drin. 7,9% letzten Monat, aktuell berichten die Medien von 7,6% Inflation. Was geht hier vor? In unserer Marktwirtschaft können sich die Preise von Waren und Dienstleistungen immer wieder ändern. Manche Produkte werden teurer, andere billiger. Steigen die Preise von Waren und Dienstleistungen allgemein, und nicht nur die Preise einzelner Produkte, so bezeichnet man dies als Inflation. Dann kann man heute mit 1 € nicht so
viel kaufen wie noch gestern. Anders gesagt: Durch Inflation sinkt mit der Zeit der Wert, will sagen: Kaufkraft, einer Währung (europa.eu). Nach dem Ersten Weltkrieg, vor fast hundert Jahren, war es noch schlimmer. Man sprach von Hyperinflation oder auch „galoppierender Inflation“.

Im Jahr 1923 können die Deutschen beim Einkaufen ihre Portemonnaies getrost zu Hause lassen – sie brauchen stattdessen Schubkarren, Reisetaschen und Wäschekörbe, um ihr Geld zum Kaufmann um die Ecke zu tragen. Denn ihr Papiergeld, das einmal eine echte Währung gewesen ist, verliert täglich dramatisch an Wert. Im Mai 1923
kostet in Berlin ein Kilo Brot 474,00 Mark. Zwei Monate später ist der Preis auf 2.200,00 Mark gestiegen, Anfang Oktober sind es 14 Millionen. Noch einmal vier Wochen später kostet der Brotlaib 5,6 Milliarden Mark (wiwo.de, 08.10.2012). Viele Unternehmen unterbrechen kurz die Produktion, sobald die Löhne ausbezahlt sind, damit sich die Arbeiter sofort etwas kaufen können. Über 1.800 Druckmaschinen laufen rund um die Uhr, um immer neues Spielgeld in den Markt zu drücken; fast 30.000 Menschen sind mit der Herstellung neuer Geldscheine beschäftigt. Eine Straßenbahnfahrt gibt es für 50 Milliarden Mark, und um einen einzigen US-Dollar zu bekommen, müssen die Bürger rund vier Billionen Reichsmark zur Wechselstube karren – verrückter Alltag in der Hyperinflation!

Die dramatische Geldentwertung des Jahres 1923 ist in der deutschen Wirtschaftsgeschichte ein singuläres Ereignis, gerade deswegen, weil sie Millionen Sparer und viele mittelständische Unternehmer enteignete. Heute sieht das anders aus: Nach den Vorschriften der EU-Verträge über die Währungspolitik der Europäischen Union ist es vorrangiges Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB), das aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken (NZB) besteht, die Preisstabilität zu gewährleisten (Art. 127 Abs. 1, Art. 282 Abs. 2 AEUV, Art. 2 ESZB/EZB-Satzung). Die Gewährleistung der Preisstabilität geht somit anderen Zielen, wie der Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik der Union, vor. Das Problem heute ist – neben Putins Krieg in der Ukraine – die oft beklagte zu zögerliche Zinserhöhung im Euroraum. Kredite müssen „teurer“ werden, es ist zu viel Geld auf dem Markt. Der Euro steht mit dem US-Dollar pari, droht, im Wert unter diesen zu rutschen. Auch hier wird es teurer bei den Importen.

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