Big Government – der Ausbau des Staates und seines Aktionskreises – entstand in der
Geschichte immer aus einer Zeit mit wirtschaftlichen Problemen und dem damit
verbundenen politischen Populismus, letztmals in den Dreißigerjahren des 20.
Jahrhunderts. In den USA ging es gut aus, in Europa hingegen schlecht. Populismus
brachte meistens Inflation, steigende Rohstoffpreise, Diktatur und manchmal auch
Kriege.
Die uns bekannte Zeit der Stabilität kommt nicht mehr zurück, Big Government
marschiert in eine andere Richtung. Jetzt dominieren in Europa die Ideen Frankreichs
und Italiens; zwei erfahrene Nationen, wenn es um Geldentwertung geht.
Entsprechend ist der Euro keine Fortführung der D-Mark, wie das den Bürger/-innen
Deutschlands stets weisgemacht wurde, sondern ein Verschnitt des Franc und der
Lira.
Gut, man kann das natürlich auch anders sehen …
Nativistischer Populismus ist tendenziell auf ein einziges Ziel ausgerichtet: die
Monopolisierung staatlicher Macht und aller staatlichen Aktiva.
Auf allen Kontinenten verzeichnen populistische Parteien wachsende Erfolge und
nutzen ähnliche Argumentationsmuster. Das Ziel von Populisten ist die Spaltung der
Gesellschaft durch das Aufhetzen einer gesellschaftlichen Gruppe gegen die andere.
So sprechen AfD-Anhänger in Deutschland im „Namen des Volkes“, obwohl sie –
wie auch die Bundestagswahlergebnisse belegten – nur einen kleinen Teil der
Gesamtbevölkerung ausmachen. Man hetzt gegen „das Establishment“, auch wenn
man durch Einzug in Parlamente selbst ein Teil davon geworden ist.
Die Kommunikationsstrategien gleichen sich. Drohungen, gezielte Regelbrüche und
empörende Aussagen garantieren öffentliche Aufmerksamkeit. Gerne benutzen sie
darauffolgende Dementi und Gegenreaktionen, um sich als Opfer der klassischen
„Mainstream-Medien“ zu inszenieren und um die Nutzung eigener
Informationskanäle und Plattformen zu propagieren. Die so entstehenden
Echokammern sind wiederum emotionale Brutstätten für Angst, Hass und gesteuerte
Falschmeldungen.
Für die Nutzer der Kanäle wird es zunehmend schwerer, Meinungsvielfalt zuzulassen
und sich von diesen Gruppen zu distanzieren.
Meinungsmache versus Manipulation … Kann man das noch unterscheiden?! Gibt es
sie: die neue Art der Propaganda?
Die Macht des Arguments schlägt die Masse des Mobs. Doch dank der neuen
Vernetzungsmöglichkeiten durch die sozialen Medien tummeln sich plötzlich
Millionen von Individuen in Meinungsblasen und Hass-Stürmen. Big Data und
soziale Medien verändern die Kommunikation. In der neuen
Aufmerksamkeitsökonomie entscheidet der Grad der Erregung über Einschaltquoten
und Zustimmung.
„Disruption“ bezeichnet das radikale Infragestellen unternehmerischer
Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung. Das politische System blieb von diesem
disruptiven Wandel bislang verschont. Dies ändert sich gerade fundamental und rasant.
Wahrnehmung und Wirklichkeit klaffen zunehmend auseinander. „Post Truth“
(zukunftsinstitut.de) wird zum Gegenmodell einer evidenzbasierten Kommunikation.
Die Grenzen zwischen Meinungen, Tatsachen und Falschinformationen sind oft
fließend. Allein mit staatlichen und unternehmerischen Mitteln wird das postfaktische
Zeitalter nicht überwunden werden. Hinter ihnen steckt ein pessimistisches Bild des
Wählers, der sich leicht manipulieren lässt.