Negativ ist nicht immer negativ. Nein, es kann auch eine positive Bedeutung haben: Ein negativer Corona-Test bedeutet ja schließlich etwas Gutes. Man ist gesund!

Aber genug der Wortspiele … Wie sieht es aus bei Negativzinsen? Zunächst einmal nicht so einfach!

Schauen wir uns das Ganze einmal an.

Es ist wie oft im Leben: Menschen die bewusst Risiken eingehen werden belohnt. Wer sich nichts traut, wird bestraft. Das Geschäftsmodell lässt sich vereinfacht wie folgt darstellen: Kurzfristige, niedriger verzinste Einlagen werden längerfristig und höher verzinst verliehen. Negativzinsen sind danach auch nur ein Produkt von Angebot und Nachfrage. Aktuell gibt es ein größeres Angebot als Nachfrage (onvista.de). Es ist daher nur logisch, dass die Zinsen niedrig sind. Menschen, die wie Immobilienkäufer oder Anleger von Wertpapieren ins Risiko gehen, werden dafür derzeit belohnt.

Zahlreiche Studien haben belegt, dass der Aktienmarkt langfristig immer gestiegen ist. Viel Geld schlummert auf deutschen Bankkonten trotz Null- und Negativzinsen.

Soviel zur wirtschaftlichen Betrachtung. Juristisch sieht es ein wenig anders aus.

Die anhaltende Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wird in einem Gutachten als verfassungswidrig gewertet. Diese Geldpolitik bedeute eine Enteignung der Sparer und verletze das im deutschen Grundgesetz und im Europarecht garantierte Recht auf Privateigentum, schlussfolgert der frühere Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof in einem Rechtsgutachten für die Sparda Banken (welt.de, 03.07.2021).

Das Sparen darf nicht als Anlageform für die Bevölkerung mit kleinem Vermögen gegenüber der Aktie und der Immobilie als Anlageform für Personen mit höherem Geldeigentum benachteiligt werden, heißt es in dem Gutachten.

Die EZB hatte erstmals 2014 ihren Einlagesatz in den negativen Bereich gesenkt.

Die Neue Zürcher Zeitung spricht die Tage gar von einer tickenden Zeitbombe und „schleichender Enteignung“.

Zusammengefasst ist die Null-Risiko-Strategie offenbar nicht der richtige Weg. Die private Wirtschaft muss also mehr investieren, neue Risiken eingehen.

Wie sieht es denn da auf der staatlichen Seite aus? Nach Jahrzehnten der Schuldenpolitik zu Lasten kommender Generationen folgte die Austeritätspolitik des ehemaligen Finanzministers Schäuble.

Corona hat uns bekanntermaßen neue Schulden beschert.

Schulden sind weniger problematisch, wenn auf der anderen Seite der Bilanz Vermögenswerte vorhanden sind. Bei einem Privathaushalt kann dies beispielsweise ein Haus oder ein Aktiendepot sein.

Beim Staat ist dies weniger transparent (Ivan Adamovich, Chef des Family-Offices Private Client Bank). Staatsschulden seien viel schwieriger zu fassen. Möglicherweise habe die Schuldenmacherei der vergangenen Jahrzehnte bereits heute erhebliche Folgen, zum Beispiel das niedrigere Wirtschaftswachstum.

Eine höhere Staatsverschuldung bedeutet, dass wir mehr Geld ausgeben, als wir erwirtschaftet haben.

Dies wird für künftige Generationen Konsequenzen haben.

Wir werden nachhungern müssen, was wir vorausgefressen haben“ (Roland Baader, Volksökonom und freier Publizist).

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