Am bedingungslosen Grundeinkommen scheiden sich die Geister: Die einen preisen es als Lösung für eine Arbeitswelt, in der in den kommenden Jahrzehnten zahlreiche Jobs wegzufallen drohen, die anderen fürchten, dass mit ihm die Faulheit Einzug hält oder halten es schlicht nicht für bezahlbar.

Für viele klingt das wie ein Traum. Unterstützt wird die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens schon seit 200 Jahren von Philosophen und Milliardär/-innen, Wirtschafts- und Literaturnobelpreisträgern.

Im 18. Jahrhundert befassen sich beispielsweise die Philosophen Thomas Paine und Thomas Spence mit dem Grundeinkommen. Im 19. Jahrhundert diskutieren es unter anderem Charles Fourier, Victor Considerant, John Stuart Mill, Joseph Carlier und Paul Lafargue. Vor allem Lafargues Streitschrift Das Recht auf Faulheit von 1883 macht Furore. Lafargue lehnt es ab, dass Menschen mit Maschinen um Arbeitsplätze konkurrieren. Jeder Arbeitsplatz, den eine Maschine übernehme, befreie einen Menschen, so Lafargue. 

In der Schweiz gab es vor ein paar Jahren sogar die erste Volksabstimmung über die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens – mit immerhin 23 Prozent Zustimmung (zeit.de). Doch trotz aller Begeisterung wurde das Grundeinkommen bis auf einige Pilotprojekte wie kürzlich in Finnland bisher nirgendwo eingeführt. Für viele ist die Corona-Pandemie als größte Krise der letzten Jahrzehnte nun Anlass genug, den Traum endlich wahr zu machen.

Sie ist Jahrzehnte alt, die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. In die Tat umgesetzt, ließe sie sich so zusammenfassen: Der Staat überweist monatlich einen festen Betrag an alle Bürgerinnen und Bürger, unabhängig von deren Kontostand – und vor allem: ohne Gegenleistung.

Im Juli 2020 veröffentlichte das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen eine Studie, die sich mit der Einführung eines temporären Grundeinkommens zum Schutz der Armen und Bedürftigen in Entwicklungsländern befasst. Den Autoren der Studie erscheint ein solches Grundeinkommen als Gebot der Stunde. Es könne, so folgern sie, nicht zuletzt die Corona-Pandemie gerade dort einzudämmen helfen, wo Menschen ihr besonders schutzlos ausgeliefert seien – weil normalerweise weder Arbeits- noch Lebensbedingungen Präventionsmaßnahmen wie Home-Office oder social distancing erlaubten (bpb.de, 18.09.2020)

Befürworter/-innen sehen darin nicht selten den Königsweg zur Armutsbekämpfung, da ein Grundeinkommen das Existenzminimum jedes Einzelnen dauerhaft gewähren würde – ohne kostspielige Antrags- und Kontrollbürokratie. Armut werde also nicht erst behoben, nachdem sie entstanden ist, sondern bereits vorgebeugt.

Gegner/-innen des Grundeinkommens wenden ein, dass allein das Ziel der Armutsbekämpfung deutlich günstiger und wirksamer zu erreichen sei, denn ein Grundeinkommen erhielten unnötigerweise zahlreiche Personen, die finanziell gesehen gar nicht darauf angewiesen sind. Außerdem sei es eine Illusion zu glauben, dass Armut bloß mittels Geldzahlungen zu beheben sei. Vielmehr bedürfe es dafür ausgeklügelter Hilfsprogramme, die über ein Grundeinkommen weit hinausgehen.

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