Es sind Jahreszahlen, die sich scheinbar auf erstaunliche Weise gleichen: Im Jahr 1720 die Pest, 1820 die Cholera, 1920 folgt die Spanische Grippe – und nun 2020 das Coronavirus. Die Folgen von Covid-19 sind noch lange nicht abzusehen
Auch die Spanische Grippe war eine respiratorische Erkrankung, der Name erklärt schon viel. Auch sie hatte, wie das Coronavirus, schwere Folgen im Schlepptau. Und viele Erkrankte hatten nach offizieller Genese mit Langzeitfolgen zu kämpfen. Entsprechend ist diese Zeit sehr aufschlussreich für uns: Was kann uns die Spanische Grippe im Umgang mit dem Coronavirus lehren?
Wird die Welt tatsächlich alle 100 Jahre von einer Pandemie heimgesucht? Das wird zumindest in sozialen Medien vorgerechnet. Frühere Pandemien und einige damals getroffene Maßnahmen können mit der heutigen Situation verglichen werden.
Schon nachdem 1347 die Pest aus Asien nach Europa eingeschleppt wurde, hatte man Häuser versiegelt und Kranke in spezielle Lazarette gebracht. Auch dort bestand also so eine Art Ausgangssperre wie heute, bei der die Leute zuhause blieben und das öffentliche Leben erstarrte – wenngleich die Umstände andere waren. Unmut regte sich auch dazumal über solche Einschränkungen bei der Kirche und der Wirtschaft.
Zu Ende des Ersten Weltkriegs, ab Frühjahr 1918 zog das die Spanische Grippe auslösende Virus durch die USA und Europa. Im Herbst 1918 folgte die zweite Welle – ungleich heftiger als die erste mit vielen Millionen Todesfällen in nur vier Monaten. Als beendet galt die Spanische Grippe dann 1920: Nach einer dritten Welle im Sommer 1919 flachte sie langsam ab. Schon damals wusste man: Dass die Erkrankung sich zur Pandemie entwickeln konnte, war der enorm hohen Mobilität in der Kriegszeit geschuldet.
Was erwartet uns nächstes Jahr als Zeitgenossen der Corona-Pandemie?
Quer gedacht oder auf Trump´sche Art ausgelegt: Auch Gerüchte und Verschwörungstheorien kennt die Seuchengeschichte zu Genüge. Aufklärung und Transparenz sehen Historiker daher als wichtige Lehren. Bagatellisieren oder Wegschauen und Verleugnen einer Seuchengefahr ist ein Problem (Medizinhistoriker Volker Roelcke, infranken.de). Berichte zeigen, dass die zuständigen Behörden die Gefahr in Amerika, wo die Spanische Grippe ausbrach, zunächst ignorierten. Hundert Jahre später macht ein US-Präsident den gleichen Fehler.
Auch zu Zeiten der Spanischen Grippe waren die Menschen mit Mund-Nasen-Bedeckungen unterwegs, auch damals wurden sie nicht immer richtig getragen, auch damals gab es schon Masken-Verweigerer. Es gab ähnliche Debatten wie heute – übrigens auch zu Schulschließungen, zu abgesagten Großveranstaltungen, zu anderen Einschränkungen.
Offensichtlich ist die Menschheit nicht lernfähig, die einfache Erkenntnis einzusehen, dass Gesundheit und Leben vor persönlicher Freiheit gehen müssen.
Social Distancing hat seinerzeit geklappt, das klappt auch heute.
Wird die Welt also alle 100 Jahre von einer Pandemie verwüstet? Wohl nein, statistisch werden verheerende Seuchen unter den Tisch fallen gelassen, um den Anschein einer 100-Jahre-Regel zu erwecken.
Anders ausgedrückt: Wir hatten alle hundert Jahre eine Epidemie/Pandemie. Aber nicht erst alle hundert Jahre …