In Brasilien soll der Schutz indigener Gebiete aufgehoben werden, um Bergbau zu betreiben. Weiterer Regenwald ginge so verloren. Forscher haben nun errechnet, wieviel die Umweltzerstörung kosten würde.
Der wirtschaftliche Verlust durch die weitere Abholzung für Brasilien würde vor allem in der verminderten Produktion von Kautschuk, Edelholz und Nüssen bestehen. Dazu komme der verstärkte Ausstoß von Treibhausgasen, der ebenfalls hohe Kosten mit sich bringt.
Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen wurde so viel brasilianischer Amazonas-Regenwald zerstört wie im ersten Halbjahr 2020 (presseportal.de). Nun appelliert die brasilianische Indigenen-Dachorganisation APIB (Articulação dos Povos Indígenas do Brasil) gemeinsam mit der Gesellschaft für bedrohte Völker, sowie weiteren Organisationen an die brasilianische Regierung, langfristige Maßnahmen zum Schutz des Amazonas und der Rechte der Indigenen zu ergreifen.
Unter Präsident Bolsonaro nahm die Zerstörung des Regenwaldes durch Brände und Abholzung dramatisch zu: So stieg die Abholzung zwischen August 2018 und Juli 2019 im Vergleich zu derselben Periode ein Jahr zuvor um 34,4 Prozent. Und von August 2019 bis Juli 2020 wurden nochmals 34,6 Prozent mehr abgeholzt als während den gleichen Monaten im Vorjahr (Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., 07.10.2020). Durch die Brände kommt nicht nur der Amazonas-Regenwald unter Druck: Auch das Sumpfgebiet Pantanal brennt wie noch nie.
In diesem Jahr ist die Lage noch dramatischer, aufgrund der Corona-Pandemie aber in den Hintergrund gerückt. Satellitenaufnahmen zum Beispiel von Inpe zeigen, wie riesige Rauchwolken auch derzeit den Himmel der südlichen und südwestlichen brasilianischen Bundesstaaten verdunkeln. Auch Manaus (taz.de), die Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, ist von einer riesigen Rauchwolke verdeckt, die zu Atembeschwerden führt.
Im Vergleich zum drastischen Vorjahr hat die Waldvernichtung nach derzeitigem Kenntnisstand zwar abgenommen, doch bis August verschwanden 6.086 Quadratkilometer Regenwald – das ist mehr als im gesamten Jahr 2018. Während der Trockenzeit legen Viehzüchter und Spekulanten Feuer, um die abgeholzten Teile des Regenwaldes als Weideland nutzen zu können. Wildtiere verlassen ihren Lebensraum, um dem Feuer und dem Rauch zu entkommen.
Der Regenwald brennt, und das Schicksal des irdischen Lebens gleich mit. Nicht nur in Brasilien brennt der Urwald.
Die Zerstörung der Regenwälder durch Brandrodung im Amazonas, im Kongo-Becken und in Indonesien macht elf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen (Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in mopo.de, 14.09.2020) aus. Seit 1990 gingen nach Angaben des Entwicklungsministeriums schätzungsweise 420 Millionen Hektar Wald verloren – fast die Fläche der EU. Besonders dramatisch sei der Verlust des ursprünglichen Regenwalds. Im letzten Jahr sei Brasilien das Land mit dem weltweit höchsten Primärwaldverlust gewesen. Insgesamt sei der Waldverlust in Afrika am höchsten.
Felipe Milanez, Politik- und Umweltkonfliktforscher und Professor an der Universidade Federal de Bahía (UFBA) beobachtet unter anderem Amazonien seit rund 20 Jahren und warnt davor, dass – entgegen der Aussagen des Präsidenten – „Brände schon immer vorgekommen sind“, die Situation jetzt aber „viel schlimmer“ sei. Er glaubt, die Brände und die Umweltzerstörung werden von der Regierung öffentlich genehmigt. Der Experte vergleicht Bolsonaro mit dem römischen Kaiser Nero (npla.de), bekannt für eine der tragischsten Ereignisse in der Geschichte der italienischen Stadt Rom.