1974 deckte er die Watergate-Affäre auf und brachte Richard Nixon zu Fall. Robert Redford spielte den „Unbestechlichen“ im Film.
Der Enthüllungsreporter Bob Woodward bringt jetzt Donald Trump mit der Veröffentlichung ihrer gemeinsamen Telefongespräche in Bedrängnis.
Woodward war in den 1970er Jahren zusammen mit seinem Washington–Post-Kollegen Carl Bernstein durch seine Recherchen zur Watergate-Abhöraffäre um Präsident Richard Nixon weltberühmt geworden.
Woodwards neues Buch Rage (Zorn) beruht auf 18 Interviews, die Trump dem Journalisten zwischen Dezember 2019 und Juli 2020 gab. Darin sagte der Präsident unter anderem am 19. März zu seinem Handeln zu Beginn der Corona-Pandemie: „Ich wollte es herunterspielen“. Nachdem dieser Buchinhalt in der vergangenen Woche vorab bekannt wurde, verteidigte der Präsident seine verharmlosenden Äußerungen. Er habe damals „Panik“ im Land vermeiden wollen (zeit.de).
Woodward durfte die Interviews aufzeichnen, weshalb man sich Trumps Worte nun im Originalton anhören kann. Das macht es für den Präsidenten und seine Anhänger diesmal besonders schwierig, die journalistischen Enthüllungen wie sonst üblich als „Fake News“ oder „Verschwörung“ abzutun.
Warum kommt Woodward erst jetzt, mehr als ein halbes Jahr später? Das fragt nicht nur die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Weil man bei Trump nie wisse, ob er die Wahrheit sage, führt Woodward an, und weil er nicht gewusst habe, auf welchen Quellen der Befund des Präsidenten beruhte (faz.net). Jene waren verlässlich, die Informationen kamen vom Geheimdienst.
Seit Februar ist Woodward Mitwisser. Zu seiner Verteidigung: Anfang Februar war nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern in der ganzen Welt das Bedrohungpotenzial des Sars-CoV-2-Virus noch nicht so klar wie heute. Damals wirkte noch die Verharmlosungsstrategie der chinesischen Führung, die so tat, als habe sie rechtzeitig gewarnt, rechtzeitig reagiert und die Lage im Griff. Die Weltgesundheitsorganisation WHO war von der chinesischen Propaganda so durchdrungen, dass sie erst Ende Februar vor einer möglichen Pandemie warnte, als sich die Infektionsfälle in Italien, Iran und Südkorea häuften.
Trump erhoffte sich von den Interviews mit Woodward wohl, seine Sicht der Dinge erzählen zu können und so eine positive Darstellung seiner bisherigen Amtszeit zu erreichen. Herausgekommen ist dabei das Gegenteil. Woodward zieht ein bitteres Fazit seiner intensiven Recherchen: „Trump ist der falsche Mann für den Job“ (SPON).
Laut dem Woodward-Buch war Trump stets bestens informiert. Sein Sicherheitsberater Robert O’Brien soll ihn am 28. Januar in einem Briefing gewarnt haben, dass das Coronavirus zur „größten Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA in seiner Präsidentschaft“ werden würde (aus nytimes.com).
Für Trumps Gegner Biden und die Demokraten sind die Geständnisse des Präsidenten eine Steilvorlage für den Wahlkampf: Sie sprechen vom „verlorenen Februar“. Hätte Trump sein Wissen genutzt und schneller auf die Gefahr reagiert, hätte man in der Folge Abertausende Menschen retten können. Offensichtlich aus Angst vor schlechten wirtschaftlichen Zahlen und vor einem Absinken der Aktienkurse habe der Präsident aber nichts unternommen.
Der Wahlkampf verspricht heiß zu werden …