„Politische Sprache“ ist nicht mit der Sprache der Politiker gleichzusetzen. Nicht nur Politiker vermögen politisch zu sprechen, sondern auch Führungskräfte in der Wirtschaft, wenn sie ihr Handeln öffentlich legitimieren oder Intellektuelle, wenn sie Ideologien kritisch entlarven und so den Nährboden für den Machtzuwachs mancher Kräfte austrocknen und manch anderer düngen. Die Sprache der Politiker hingegen umfasst stilistische Eigenheiten, liebgewonnene Formulierungen und gewöhnliche Floskeln, die teils individuell gefärbt sind und nur schwach mit Steuerung von Öffentlichkeiten oder Lenkung von gesellschaftlichem Handeln zusammenhängen.
Es fällt auf, dass Begriffe wie „Heimat“, „Volk“ und „Identität“ Konjunktur haben. Nicht nur bei Rechtspopulisten.
„Heimat“ ist eine Art Begriff, den viele Gruppen versuchen zu besetzen – oder sich davon abzugrenzen. Ein anderer wichtiger Begriff – aus dem entgegengesetzten politischen Spektrum – ist „Nachhaltigkeit“. Den findet man in den letzten zehn, zwanzig Jahren sehr viel häufiger als zuvor (zeit.de, 10.09.2019).
Wo Sprache ist, ist auch Subtext. Vor allem dort, wo Sprache politisch wird. Zur Analyse dieser Subtexte hat sich in der Forschung unter anderem das Konzept des Framings etabliert. Framing meint einen Assoziations- und damit Deutungsrahmen für Begriffe: Wer „Zitrone“ hört, denkt an „sauer“ oder „gelb“. Dieser Mechanismus lässt sich politisch instrumentalisieren. Frames definieren nämlich oft ein Problem – und liefern, wenigstens implizit, auch gleich die passende Lösung (sueddeutsche.de).
„Rassenunruhen“ … In Deutschland ist der Begriff „Rasse“ aufgrund unserer Vergangenheit eindeutig nationalsozialistisch und damit negativ besetzt. Unser Deutungsrahmen ist relativ klein. Das Wort „Rasse“ muss daher – abgesehen vom Tierreich – vermieden werden. Der Begriff ist im Deutschen eindeutig biologisch konnotiert.
Anders verhält es sich mit dem Wort „race“ im englischen Sprachraum. Dieser Terminus meint laut dem Cambridge Dictionary etwas gänzlich anderes als in Deutschland: „A group, especially of people, with particular similar physical characteristics, who are considered as belonging to the same type, or the fact of belonging to such a group“. Eine Gruppe von Menschen, denen einende physische Charakteristika zugeschrieben werden. Man spräche hierzulande am ehesten von der Ethnizität. In einer engeren Bedeutung meint der Begriff einfach Personen, die dieselbe Sprache und Geschichte und gewisse Eigenschaften teilen.
„Political Correctness“ hat mittlerweile eine negative Konnotation (jetzt.de). Gerade Konservative und rechte Lager nutzen den Ausdruck als Beleidigung, um Bemühungen gegen Diffamierung lächerlich zu machen. Eine altbewährte Rechte Taktik, Begriffe, die im peripheren, meist linken Bereich ihren Ursprung finden, zu spiegeln und für ihre Interessen zu adaptieren.
Doch gäbe es diese Debatte überhaupt, wenn man „Political Correctness“ mit „Respekt“ oder „Empathie“ ersetzen würde? Wäre die künstliche Panikmache rund um Meinungsfreiheit genauso groß? Obwohl wir uns dessen oft nicht bewusst sind, ist Sprache immer auch politisch, da sie zwischenmenschliche Beziehungen definiert und daraus resultierende Machtverhältnisse festlegt.
Rassismus, gerade im Alltag, hat viele unterschiedliche Ausprägungen. Eine wichtige Facette bildet die Sprache. Denn die Sprache ist und bleibt ein wichtiges Machtinstrument. Heute, da jeder über Soziale Medien selbst zum Sprachrohr werden kann, ist sie mächtiger denn je. Und hier zeigt sich auch das Problem: Wenn rassistisches Sprache gebraucht wird, ist dies laut Wissenschaftlern (mainpost.de) ein Ausdruck des Beharrens auf den bestehenden Machtverhältnissen, ein Ausdruck verbaler Gewalt.