Mitten in der Coronavirus-Pandemie legt US-Präsident Donald Trump die Beitragszahlungen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf Eis. Er habe die Regierung angewiesen, die Beitragszahlungen zu stoppen, während überprüft werde, welche Rolle die WHO bei der “schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus“ gespielt habe, sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit) im Rosengarten des Weißen Hauses.

Durch das Missmanagement der WHO und deren Vertrauen auf die Angaben aus China habe sich die Epidemie dramatisch verschlimmert und rund um die Welt verbreitet, sagte Trump. Die zahlreichen Fehler der Organisation seien für “so viele Todesfälle“ verantwortlich, sagte Trump. Der Präsident kritisierte insbesondere, dass die WHO sich gegen Einreisesperren aus China ausgesprochen hatte. Diese Politik habe bei der Eindämmung der Epidemie “wertvolle Zeit“ (ksta.de) vergeudet, kritisierte Trump weiter.

Im Besonderen beschuldigt Trump die WHO, die Angaben der chinesischen Regierung nicht kritisch und zeitnah überprüft zu haben. “Hätte die WHO ihren Job gemacht und medizinische Experten nach China geschickt, um die Situation vor Ort objektiv zu beurteilen und hätten sie den chinesischen Mangel an Transparenz angeprangert, hätte der Ausbruch an seiner Quelle mit sehr wenigen Toten eingedämmt werden können”, kritisierte Trump (zeit.de). Die WHO habe stattdessen jedoch die “Aktionen der chinesischen Regierung verteidigt”.

Die Weltgesundheitsorganisiation wehrte sich gegen die Anschuldigungen Trumps. Das Coronavirus für politische Zwecke zu missbrauchen, sei das Schädlichste, was jetzt passieren könne, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vergangene Woche in Genf (faz.net).

Die in Genf ansässige WHO ist die wichtigste Sonderorganisation der Vereinten Nationen im Gesundheitsbereich. Die Institution war 1948 im Rahmen der Vereinten Nationen gegründet worden und zählt 194 Mitgliedsstaaten. Amerika ist ihr größtes Geberland, Japan die Nummer drei. Während Amerika mehr als 400 Millionen Dollar zahlt, kommt China mit 44 Millionen Dollar weg (faz.net).

Trumps Verhalten zeugt von Ratlosigkeit. Lange hatte der POTUS die Gefahr der Corona-Pandemie für sein Land geleugnet. Er sprach von einem “chinesischen Virus” und spielte die drastischen Folgen der Krise herunter. Am 29. März 2020 (rnd.de, 30.03.2020) dann die Kehrtwende: Möglicherweise könnten in den Vereinigten Staaten 100.000 Menschen an Sars-CoV-2 sterben.

Das Gebaren ist unverantwortlich. Ein Mann, der am 15. Januar nach einer Reise aus der chinesischen Stadt Wuhan nach Seattle in die amerikanische Westküstenmetropole zurückkehrte, trug das Coronavirus in sich. Wenige Tage später wurde er positiv getestet – der erste bestätigte Fall in den USA. Es bestehe aber nur ein sehr geringes Risiko, dass er weitere Menschen angesteckt haben könnte, hieß es damals aus offiziellen Kreisen.

Jetzt soll die WHO schuld sein. Mag sein, dass es Versäumnisse gab. Aber zum jetzigen Zeitpunkt die Angelegenheit politisch zu instrumentalisieren, ziemt sich nicht. Die Einstellung der Beitragszahlungen an die WHO ist unsolidarisch, geht nicht zuletzt zu Lasten der Weltgemeinschaft und gerade der Erkrankten.

Kritiker Trumps sehen deshalb im Druck des Präsidenten auf die WHO einen Versuch, von seinen eigenen Versäumnissen in der Corona-Krise abzulenken. Ihm wird vorgeworfen, die Virus-Gefahr lange kleingeredet zu haben. Wochenlang hatte er versichert, die Lage sei unter Kontrolle. Inzwischen ist die USA das Land mit den meisten Coronavirus-Infizierten weltweit. Mehr als 614.451 Menschen wurden positiv getestet, über 29.897 Menschen (bing.com, 15.04.2020 10:57 Uhr) starben an den Folgen einer Coronavirus-Infektion.

Japan, Indien und auch die Australier kritisieren die Organisation seit Wochen erheblich – vor allem, weil sie zu China-hörig sei: Es sei unglaublich, außergewöhnlich, dass die WHO es für richtig halte, die offenen Lebensmittelmärkte (wet-markets) in China wieder öffnen zu lassen – sie seien die Quelle des Ausbruchs der Pandemie gewesen (Josh Frydenberg, australischer Schatzkanzler).

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