Das Fest mit dem Hasen … Ostern hat kein festes Datum. Der Termin für den Ostertag wechselt von Jahr zu Jahr, er kann auf 35 verschiedene Daten zwischen dem 22. März und dem 25. April fallen (wikipedia.org). Und um diese 35 Tage verschieben sich auch die Termine, die direkt an Ostern geknüpft sind – die Sonntage der Zeit vor und nach Ostern, Feste wie Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam.
Von Februar bis Juni geht es unruhig zu im Kirchenjahr, es herrschen Turbulenzen. Woher kommt dieser Wechsel zwischen beweglichen und unbeweglichen Festen, woher kommt diese Unruhe im Jahr? Muss das wirklich sein? Könnte nicht vor allem Ostern, das höchste Fest der Christen, jedes Jahr am gleichen Tag gefeiert werden, so wie es bei Weihnachten längst der Fall ist?
Am 30. September 1930 forderte die Industrie- und Handelskammer Köln ihre Mitglieder zu einer Stellungnahme auf. Es ging um die damals weltweit geführte Diskussion um eine Kalenderreform, die (nach verschiedenen Modellen) erstens das Jahr in gleichmäßig wiederkehrende Wochen und Monate gliedern und zweitens das Osterfest auf einen festen Termin legen sollte. Unter dem Rücklauf der Befragung befindet sich auch ein Brief der Firma Stollwerck. Die Geschäftsleitung des Schokoladenherstellers hielt die Reform „aus Gründen statistischer Gegenüberstellungen“ für “sehr notwendig“. “Begrüßt“ wird auch die Festlegung von Ostern. All dies freilich bei “lebhaften Zweifeln“ daran, dass sich die Kurie einverstanden erklären werde (welt.de, 30.03.2013). Die Reform kam nicht!
Seit wann gab es diese ebenso aufgeregte wie heute völlig vergessene Diskussion? 1895 hatte Wilhelm Förster, Direktor der Berliner Sternwarte und Präsident des Internationalen Komitees für Maße und Gewichte, den Vorschlag gemacht, Ostern auf den Sonntag nach dem 4. April zu fixieren. Dieser Tag lag ungefähr in der Mitte zwischen dem 22. März und 25. April als den bislang gewohnten Eckdaten. Denn Ostern geht auf das Passahfest der Juden zurück, das auf den ersten Frühlingsvollmond datiert. Im mehrtägigen Verlauf dieses Festes war nach der Bibel Jesus Christus gestorben und auferstanden.
Wann genau starb Jesus? Die vier Evangelien der Bibel, die die Ereignisse in allen Einzelheiten berichten, weichen ausgerechnet im Verlauf voneinander ab. Nach Matthäus, Markus und Lukas starb Christus am Hauptfesttag (dem Mazzotfest). Nach Johannes starb er dagegen am Tag zuvor (dem Sederabend). In beiden Fällen war es ein Freitag, aber nur Johannes verlegt diesen Freitag auf die Zeit, in der die Juden die Ankunft des Messias erwarteten (und dabei ihre Lämmer schlachteten). Die entscheidende Nacht war nicht zufällig eine Vollmondnacht gewesen.
Die Nacht der Nächte, die Nacht der erwarteten Ankunft des Messias, wurde bei den Christen dann die Nacht der erfüllten Erlösung. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten folgte man noch der jüdischen und damit lunaren Datierung. Aber das christliche Ostern war kein Wallfahrtsfest mehr. Und tatsächlich finden sich von früh an auch solare Feiern, in Gallien zum Beispiel am 25. März. Das wichtige Konzil von Nicäa im Jahre 325 gab allerdings der lunaren Datierung den Vorzug (wikipedia.org).
Im Jahr 525, also 200 Jahre nach dem ersten Konzil von Nicäa, wirkte in Rom der skythische Abt Dionysius Exiguus (“der Kleine”) – ein “Computist” (nzz.ch). Er berechnete die Ostersonntage für fünf neunzehnjährige Mondzyklen voraus. Und er verband zugleich – historisch folgenreich –die Ostertafeln mit einer neuen Zeitrechnung. An die Stelle der diokletianischen Ära, die bisher in Geltung war, setzte er eine christliche Ära – eine Zeitrechnung nach Christi Geburt. Sie ist bis heute in Kraft – im Westen unmittelbar geltend, in der übrigen Welt zumindest als Zweitrechnung anerkannt, von der Historie bis zum Flugverkehr.
Ja, so pendelt es bis heute, das “Schaukelfest” (Martin Luther). Mit ihm kommt der Frühling, wir feiern es gerne. Ein unstetes Datum stört dabei wenig.
Schönen Ostersonntag!