Landesgrenzen und Firmen dicht machen, Großveranstaltungen absagen: Ist das angesichts des Coronavirus aktuell notwendig? Der Bundesgesundheitsminister verneint.

Gesundheitsminister Jens Spahn hält eine Schließung von Grenzen wegen des neuen Coronavirus in Deutschland weiter nicht für nötig. Auch die Absage von Großveranstaltungen oder die Schließung von Unternehmen sei nicht generell ratsam, sagte er. Dies sei weiter nicht verhältnismäßig und angemessen (zdf.de).

Grenzschließungen hätten massive Auswirkungen. Auch gegen eine Einstellung von Direktflügen zwischen China und Deutschland wandte sich Spahn. Das könne dazu führen, dass bis zu rund 30.000 Deutsche ausgeflogen werden müssten.

Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus kaufen die Menschen in Deutschland mehr ein. Der Discounter Lidl (tagesschau.de) verzeichne in einigen Regionen deutlich höhere Abverkäufe von etwa Nudeln und Konserven, teilte eine Sprecherin mit. Auch Artikel aus dem Hygienebereich wie Toilettenpapier und Desinfektionsmittel würden „aktuell stark nachgefragt“.

Verschwörungstheorien sind im Umlauf:

Wegen des neuartigen Coronavirus sind in vielen Apotheken Schutzmasken seit Wochen ausverkauft: Ein einfacher Mund-Nasen-Schutz, wie ihn Pfleger und Ärzte bei Eingriffen tragen, schütze jedoch nicht vor einer Ansteckung mit dem neuen Virus Sars-CoV-2. Um sich vor eine Infektion durch Tröpfchen zu schützen, sind laut Experten nur spezielle Atemschutzmasken mit eingebautem Filter geeignet. Eine Ansteckung durch Tröpfchen-Übertragung können aber auch da nur sogenannte FFP2- und FFP3-Masken verhindern – wenn sie denn richtig sitzen. Noch sieht das Robert-Koch-Institut jedoch keinen Anlass, solche Masken zu tragen. Gründliches Händewaschen biete den besten Schutz.

Weltweit ist die Zahl der Todesopfer durch das neuartige Coronavirus auf 3.000 gestiegen. Zu den bislang von der Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigten 2.980 Opfern kamen am Montag 42 weitere Todesopfer aus China hinzu (hurriyet.de).

In Europa ist nach wie vor Italien das am stärksten betroffene Land. Die Zahl der Toten stieg auf 34, teilte Zivilschutzchef Angelo Borrelli am Sonntag in Rom mit. Inzwischen sind nach seinen Angaben 1694 Menschen mit dem Sars-CoV-2-Erreger infiziert. Davon seien 83 bereits wieder genesen. Nun plant die italienische Regierung ein Hilfspaket für die durch den Coronavirus-Ausbruch zusätzlich angeschlagene Wirtschaft in Höhe von 3,6 Milliarden Euro (a.a.O.).

Die Coronavirus-Epidemie könnte der Weltwirtschaft im laufenden Jahr einen herben Dämpfer verpassen. Nach Einschätzung der Industriestaaten-Organisation OECD könnte sich das für 2020 erwartete Wachstum halbieren, sollte sich das Virus im asiatisch-pazifischen Raum, Europa und Nordamerika weiter ausbreiten. Damit läge die Rate nur noch bei plus eineinhalb Prozent.

Für das laufende erste Quartal schließt die OECD nicht aus, dass die Weltwirtschaft gar schrumpfen könnte. Alle 20 führenden Industrie- und Schwellenländer sind wirtschaftlich betroffen. Je stärker die Verbindungen zu China seien, desto stärker seien auch die Auswirkungen – etwa in Japan, Südkorea und Australien.

Um der Konjunkturschwäche entgegenzuwirken, empfiehlt die Industriestaaten-Gruppe höhere staatliche Ausgaben (tagesschau.de). Geld müsste vor allem in die Gesundheitssysteme fließen, um genügend Personal und Material zur Verfügung zu haben. Zudem müsse die Liquidität von Banken gesichert werden, damit Unternehmen in Schieflage Geld geliehen werden kann. Auch Kurzarbeit sei ein sinnvolles Instrument.

Das Wirtschaftswachstum in China dürfte sich laut OECD wegen des Virus deutlich verlangsamen. Die Ökonomen (reuters.com) rechnen hier 2020 nur noch mit 4,9 Prozent, nachdem es 2019 noch 6,1 Prozent waren. Gegenüber den jüngsten OECD-Schätzungen im November sind auch die Perspektiven für Indien deutlich schwächer. Deutschland dürfte nur um 0,3 Prozent zulegen, ein Tick langsamer als zuletzt gedacht. 2019 waren es hierzulande noch 0,6 Prozent. Italien, das vor allem im wirtschaftlich wichtigen Norden viele Corona-Fälle hat, wird laut OECD 2020 stagnieren, nachdem es 2019 noch ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent gab.

Die Ausbreitung des Coronavirus hatte in Europa bereits Rezessionsängste geschürt. Die Börse ging in der zurückliegenden Woche auf Talfahrt.

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert