Liebe Politiker,Pierre Mathias

wenn ihr das Glattbügeln als Politik bezeichnet, bin ich ratlos. Nicht, dass ich jede Art von Kompromiss verdamme, so tue ich mir dennoch mit diesem Begriff schwer. Er kann nur greifen, wenn die Fronten klar definiert sind. Das Leben besteht aus Kanten, die die Persönlichkeiten bezeichnen und verschiedene Meinungen gehören dazu. Ohne sie würde sich gar nichts bewegen und schon die Verpflichtung, Argumente vorzubringen, ist ganz einfach gesund. Es zwingt jeden Einzelnen sich Gedanken zu machen und nach zu bohren. Sehr schnell wird ersichtlich, dass man ohne das Zuhören auf harte Fronten stößt und dass nur Kompromisse etwas in Gang setzen können. Aber ohne klare Linien, verwässert sich die politische Lage, was sehr gefährlich werden kann. Schwäche ist Gift, denn sie verursacht ein Ungleichgewicht, dass zu Konflikten führt und am Ende herrscht Krieg. Kompromisse können also nur aus einer Position der Stärke eingegangen werden, sonst gibt es immer einen Verlierer, was die Situation nicht verbessert. Jeder Konflikt ist aus solch einer Lage in der Geschichte entstanden. Wenn bei einer Verhandlung nur das Kräftemessen zählt, kommt Frust zu Stande und in der Politik ist es sehr schwer, dem Volk solch eine Situation klar zu machen. Die Menschen erwarten oft eine Kompromiss-Bereitschaft, aber wenn sie in Verhandlungen verwendet wird, ist sie der Kritik ausgesetzt. Man erwartet generell nur ein Einlenken des Gegners – das nennt man Ausgewogenheit! Hier erweist sich, dass der Kompromiss sehr abstrakt sein kann, dass er nicht erwünscht ist. Positionen aufzugeben ist sehr schmerzlich und verlangt viel Souveränität und das ist nicht das Ding von jedem. Liebe Politiker, ihr seht, wenn es um Annäherungen geht, befindet sich man auf Glatteis, denn zwischen dem Wunschdenken und der Realität befindet sich ein unüberwindbarer Graben. Es bedarf schon viel Selbstbewusstsein um Kompromisse einzugehen und wer nimmt schon gerne das Risiko auf sich, als Weichei betrachtet zu werden?

 Kompromisse einzugehen verlangt viel Weitsicht und es muss genauso gehandelt werden, wie ein Schachspieler es tun würde, wenn er drei bis vier Züge im Voraus plant. Wenn er schlecht vorbereitet ist, führt es zum Desaster, aber er kann auch Wunder bewirken. Das hätte durchaus der Fall sein können, wenn das Versailler-Abkommen des Jahres 1918 nicht ein Racheakt gewesen wäre. Hier wäre der Kompromiss von Nöten gewesen und die Konsequenzen kennen wir. Anders war es nach dem 2. Weltkrieg als die Weichen auf eine bessere Zukunft gestellt wurden. Trotz berechtigten Ressentiments, musste man sich arrangieren und das aus einer Position der Stärke, was die Alliierten angeht. Das wurde als ein Zeichen der Versöhnung betrachtet und funktioniert deshalb noch heute. Hier hat der Kompromiss zu einer humanen Lösung beigetragen: die der Demokratie. Jede Partei war gezwungen, Ballast los zu lassen und das war gut so! Wäre das nicht der Fall gewesen, wäre der nächste Krieg einprogrammiert gewesen. In Ex-Jugoslawien kann man beobachten, wie es ergeht, wenn die Positionen starr sind. Wird es wieder einen Konflikt geben? Es ist zu befürchten!

//pm

Link zum Thema Kompromiss:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kompromiss

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