Eine halbe Milliarde Jahre hat die Natur gebraucht, die irdischen Lagerstätten an fossilen Brennstoffen zu schaffen. Darin sind enorme Mengen Kohlenstoff gebunden und somit dem Kreislauf des Lebens und des Klimas entzogen. Seit 150 Jahren bricht der Mensch immer tiefer in Kohleflöze, Öl- und Gasfelder ein, verbrennt jährlich Milliarden Tonnen fossiler Energieträger und verwandelt sie in Gas. So verändert er die Zusammensetzung der Atmosphäre. Seit Beginn der Industriellen Revolution ist der Anteil von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre bereits um ein Drittel gestiegen, auf derzeit rund 380 ppm (part per million, ein Molekül unter 1.000.000 anderer Moleküle) (aachener-stiftung.de). Die Atmosphäre ist zur größten Müllkippe in der Geschichte der Menschheit geworden.

Regierungsparteien und die üblichen Experten fordern immer mehr Wirtschaftswachstum. Jedes Jahr, und immer möglichst viel. Denn sonst bricht das Wirtschaftssystem zusammen. Ohne ständiges Wachstum sind die Konsequenzen verheerend: Massenarbeitslosigkeit, Massenarmut, Kollaps von überschuldeten Staaten.

Der Club of Rome stellte bereits 1972 in seiner Studie „Die Grenzen des Wachstums“ fest, dass das Ende endlosen Wachstum nur eine Frage der Zeit ist. Regierungsparteien in aller Welt ignorieren das Problem entweder mit der Begründung, dass der Kollaps „noch nicht“ eingetreten sei, oder dass man ohnehin nichts dagegen unternehmen könne. Was die Regierungsparteien nicht begriffen haben: Die Grenzen des Wachstums sind längst erreicht. Der Kollaps läuft in Zeitlupe.

Raubbauökonomie und Ökologie sind immer noch unvereinbare Gegensätze, auch wenn immer wieder fälschlicherweise und vielstimmig das Gegenteil behauptet wird.

Immer wieder werden in der öffentlichen Debatte andere Länder benannt, die ein stärkeres, „vorbildhaftes“ Wachstum haben. Vor dem Jahr 1990 wurde Japan als das „große Vorbild“ dargestellt (bund-rvso.de, 13.04.2019). Die boomende japanische Wirtschaft wurde idealisiert und den deutschen Arbeitnehmern sagten Medien und Politik, sie sollten sich die Japaner endlich als Vorbild nehmen. Dann platzte 1990 in Japan (als Folge exponentiellen Wachstums) die Immobilienblase, die Börse ging in den Keller und von einem Tag auf den anderen war in Deutschland das „Vorbild Japan“ kein Thema mehr. Aufgearbeitet wurde dieser Medienflopp nie. Und die Staatsverschuldung mancher Länder, die uns heute als Vorbild dienen sollen, ist für die Medien wieder kein Thema.
Gerade die krisenverursachenden Immobilienblasen in Japan und noch vor wenigen Jahren in Spanien sind die klassischen Beispiele für zerstörerischen Endphasen exponentiellen Wachstums, aber gelernt wurde aus diesen Krisen nichts.

Muss denn alles immer größer, schneller, weiter werden? Eigentlich nicht! Wir müssen Fortschritt nach langem einmal wieder neu definieren.

Es geht in den meisten Fällen nicht um ein Immermehr, sondern um ein „Immerbesser“: um neues Wissen, das zu effizienteren oder energiesparenden Herstellungsverfahren, zu sichereren Produkten und deren leichterer Handhabung führt. Selbstverständlich kann man Briefe auch mit der Schreibmaschine statt mit dem Computer tippen. Aber eine E-Mail ist schneller. Und wer einmal einen Autounfall gehabt hat, weiß, dass der Airbag sehr wahrscheinlich Schlimmeres verhindert hat, und war dankbar dafür, dass das Auto dem Rettungsdienst die exakte Position der Unfallstelle automatisch übermittelt hat.

Wachstum zerstört die Umwelt! Länder wie China und Indien stoßen allein aufgrund ihrer hohen Wachstumsraten, die die OECD bis 2030 auf durchschnittlich 6,4 beziehungsweise 5,6 Prozent schätzt (brandeins.de), sehr viel Kohlendioxid (CO2) aus. Die stärksten CO2-Emittenten aber sind die dynamischen OECD-Nationen. Die amerikanische Energy Information Administration (EIA) schätzt den Ausstoß für das Jahr 2030 auf 10,5 Tonnen CO2 pro Einwohner, für China gibt sie einen Wert von 8,2 Tonnen an. Keines der schnell wachsenden Länder wird sein Wirtschaftswachstum aufgrund ökologischer Erwägungen bremsen wollen, noch immer ist dort die Grundversorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs nicht gewährleistet.

Aber sind wir zuversichtlich: Je höher der Lebensstandard, desto höher das Umweltbewusstsein! Die westlichen Industrieländer haben die Ökologie seit den 1970er Jahren auf der Agenda. Unternehmen setzen umweltschonendere Verfahren ein und versuchen, bei der Produktion Energie zu sparen und Ressourcen zu schonen. Vieles davon ist längst noch nicht so weit entwickelt, so konsequent umgesetzt, wie es sein könnte. Aber der Anfang ist gemacht.

Es ist die Idee der Lebensveränderung, die bei den meisten Menschen nicht gut ankommt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – aber Evolution heißt, sich neuen Gegebenheiten anzupassen.

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