Der japanische Ministerpräsident Shinzō Abe erwies dem neuen Kaiser Naruhito seinen Respekt. Er gratuliere dem neuen Staatsoberhaupt zum Amtsantritt und versprach seinerseits, für eine „helle Zukunft“ in der Regierungszeit Naruhitos zu arbeiten, die friedlich und voller Hoffnung sein soll.

Der neue Kaiser trat die Nachfolge seines Vaters Akihito an, der nach 30-jähriger Regentschaft formal abgedankt hatte. Akihito und seine Gemahlin Michiko hatten sich gewünscht, dass die neue Ära „schöne Harmonie“, auf japanisch „Reiwa“, unter ihrem Sohn Naruhito „stabil und fruchtbar“ werde, sagte Akihito in seiner letzten Botschaft. Er war der erste Kaiser der ältesten Erbmonarchie der Welt seit rund 200 Jahren, der zu Lebzeiten den Thron für seinen Nachfolger freimachte.

Laut Japans pazifistischer Nachkriegsverfassung darf sich der Kaiser nicht zu politischen Fragen äußern. Bei einer ersten Einführungszeremonie für Kaiser Naruhito wurden dem neuen Monarchen von Beamten des Haushofamtes zwei der Throninsignien überreicht: ein Schwert sowie Krummjuwelen.

Das Hofamt zählt tausend Beamte. Es ist eine Art Vatikan (SPON), eine seit dem 8. Jahrhundert überlebende Institution, deren ureigener Auftrag es ist, das japanische Kaiseramt und seine Traditionen, auch die schlechtesten, bis in die kleinsten Details zu bewahren. Also hat sich Naruhito vermutlich nach Vorschrift verhalten, als er seine Gemahlin bei der Thronbesteigung nicht anrührte – es tobt seit Jahren ein in jeder Sushi-Bar des Landes heftig geführter Streit, ob Frauen in Zukunft auch den Thron besteigen dürfen. 80 Prozent der Japaner sind laut Umfragen dafür. Aber fast alle, die in Hofamt und Regierung den Ton angeben, sind dagegen. Und sie setzten sich auch dieses Mal durch.

Wie sehr ihn das Hofamt zwingt, auch die fragwürdigsten Traditionen des Hauses nicht in Frage zu stellen, machte schon die erste Ansprache Naruhitos heute deutlich: „Bei meiner Thronbesteigung schwöre ich, dass ich mit aller Kraft über den Kurs seiner Majestät, dem emeritierten Kaiser, reflektieren werde und den Weg der vergangenen Kaiser stets beachten werde“, sagte Naruhito im Tokioter Kaiserpalast vor 266 Regierungsgästen.

Damit bekannte sich Naruhito auch zu seinen entfernteren Vorgängern, zu denen nicht zuletzt sein Großvater, Kriegskaiser Hirohito, zählt. Hirohito hielt von 1926 bis 1989 den Kaiserstuhl inne und wurde noch zu seinen Lebzeiten bis Kriegsende als Gottkaiser verehrt. In seinem Namen führte Japan den Zweiten Weltkrieg, bei dem die damaligen kaiserlichen Armeen schlimmste Kriegsverbrechen begingen, vor allem in China und Korea.

So floskelhaft die kaiserliche Rede auch klingen mag, das gesamte Schauspiel hat durchaus politische Bedeutung (nzz.ch). Zwar haben die amerikanischen Besatzer den Kaiser nach dem Krieg vom Staatsoberhaupt und Gott zum machtlosen Symbol degradiert. Die US-amerikanischen Besatzer ließen den Tenno zwar im Amt. Aber rechtlich wurde der damalige Tenno Hirohito in der Verfassung vom Gottkaiser zum „Symbol des Staats und der Einheit des Volks“ herabgestuft. Über staatliche Macht verfügt er seither nicht. Wie sein Vater gilt der 59-jährige Naruhito als Gegenpol zu den Versuchen des konservativen Regierungschefs Abe, Japans Eroberungsgeschichte zu verdrängen und die Verfassung zu ändern.

Der amerikanische Präsident Donald Trump kommt Ende Mai zu einem Staatsbesuch nach Japan und wird der erste ausländische Staatsgast sein, der dort den neuen Kaiser Naruhito trifft. Trump wird Japan vom 25. bis 28. Mai besuchen.

2016 hatte Kaiser Akihito sein Land in Aufregung versetzt, als er seinen Wunsch verkündete, sich von seinen Kaiserpflichten zurückzuziehen. Als Grund nannte er sein hohes Alter und seine angeschlagene Gesundheit. Eine Abdankung des Kaisers aber war in Japans Nachkriegsverfassung nicht vorgesehen – der bisher letzte Thronverzicht lag zwei Jahrhunderte zurück. Deshalb musste eigens ein Gesetz verabschiedet und das Verfahren festgelegt werden. Dieses gilt jedoch nur für Akihito, nicht aber für Naruhito (n-tv.de).

Akihito modernisierte die Rolle der Monarchie auf seine Weise. Hatte dieser noch eine Bürgerliche geheiratet, wählte sich Sohn Naruhito sogar eine bürgerliche Karrierefrau zur Gemahlin: Masako Owada (handelsblatt.com).

Die Konservativen dürften deshalb wenig Hoffnung hegen, dass der neue Kaiser leichter zu manipulieren ist als der alte. Es wird erwartet, dass sich Naruhito auch stärker für Umweltfragen einsetzen wird.

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