Die Leitung der Kathedrale Notre-Dame de Paris hat bekannt gegeben, dass das Pariser Wahrzeichen nach dem verheerenden Feuer für voraussichtlich fünf bis sechs Jahre geschlossen bleibt (tagesschau.de).
Ob und in welchem Umfang das französische National-Symbol versichert ist, ist bislang nicht bekannt. Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re geht davon aus, dass der französische Staat für den Wiederaufbau verantwortlich ist. Im Allgemeinen sind Kirchen in Frankreich Eigentum des Staates, und dieser versichert sich selbst.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat das ganze Land zum Wiederaufbau aufgerufen. Die Franzosen seien ein „Volk der Baumeister“ sagte er am Dienstagabend in einer Fernsehansprache an die Nation. „Ja, wir werden die Kathedrale von Notre-Dame wieder aufbauen, schöner als zuvor. Ich will, dass wir das in fünf Jahren erreicht haben. Wir schaffen das“ (sueddeutsche.de).
Die Spendenbereitschaft nach dem Großbrand von Notre-Dame ist ungebrochen. Die Summe von einer Milliarde Euro dürfte bald überschritten sein (t-online.de): Allein 600 Millionen Euro kamen bis Dienstagabend durch Großspenden der Milliardärsfamilien Arnauld (Luxuskonzern LVHM), Pinault (Kering) und Bettencourt (L’Oréal) sowie durch den Ölkonzern Total zusammen.
Am Montagabend des 15. April 2019 ist in der Kathedrale Notre-Dame in Paris ein Feuer ausgebrochen. Der Brand brachte den mittleren Kirchturm zum Einsturz und zerstörte den Dachstuhl. Der Brand soll bei Renovierungsarbeiten entstanden sein – die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung.
Der gesamte hölzerne Dachstuhl ist abgebrannt, ebenso der Spitzturm über der Vierung, also dem Bereich, in dem Haupt- und Querschiff der Kathedrale sich kreuzen. Er stürzte in das Hauptschiff hinein und beschädigte dabei das Steingewölbe. Dabei gelangten brennende Teile ins Kirchenschiff – der Schaden scheint sich dort jedoch in Grenzen zu halten. Aber bei aller Tragik muss man festhalten: Man kann von Glück reden, dass die Gesamtstruktur des Gebäudes noch steht. Die Umfassungswände sind stabil und die Strebepfeiler, die die Lasten von den Wänden, dem Gewölbe und dem Dach abfangen, sind wohl weitestgehend intakt.
Die römisch-katholische Kirche Notre-Dame de Paris ist die Kathedrale des Erzbistums Paris. Die „Unserer Lieben Frau“, also der Gottesmutter Maria, geweihte Kirche wurde in den Jahren von 1163 bis 1345 errichtet und ist somit eines der frühesten gotischen Kirchengebäude Frankreichs. Man hat also fast 200 Jahre an dem Gotteshaus gebaut! Der Bau der heutigen Kathedrale begann zu der Zeit des Übergangs von der Romanik zur Gotik.
Notre-Dame soll jetzt in fünf Jahren wieder aufgebaut sein, kündigte Staatspräsident Macron an, im Jahr 2024 also. Vergleichbare Bauprojekte, wie die Frauenkirche in Dresden, wecken Zweifel, dass dies möglich sein wird.
Vom Innenraum der Kirche liegen umfassende Pläne vor – auch digital. Bei den Bauplänen für den Dachstuhl sieht das anders aus. Diese stammen aus dem 13. Jahrhundert, heute sind nur noch vage Zeichnungen erhalten.
Eine weitere Herausforderung dürfte die Auswahl des richtigen Materials sein. Im Fall von Notre-Dame wird es schwierig sein, das jahrhundertealte Eichenholz des Dachstuhls zu ersetzen. Gut 1.300 Eichenstämme waren verbaut worden, weshalb der Dachstuhl auch den Beinamen „der Wald“ (SPON) trug. Frankreich will für den Wiederaufbau des 90 Meter hohen Spitzturms, der bei dem Brand eingestürzt ist, einen internationalen Architekturwettbewerb ausrufen. Einige Experten fordern bereits, das Dach aus Stahl wieder aufzubauen und nicht aus Holz, um die Kirche widerstandsfähiger gegen Brände zu machen. Solche Dächer aus nicht brennbaren Baustoffen sind beim Wiederaufbau anderer Kirchen bereits zum Einsatz gekommen.
Der Wiederaufbau der Kathedrale wird mehr werden als ein Stein-auf-Stein-Setzen, sondern enorme kulturelle Energien erzeugen – ob in Theaterstücken, Musik, Literatur, Kunst oder Philosophie. Er wird zu einer Wiederbelebung der spezifisch französischen Kreativität führen und Notre-Dame in ihrer historischen Relevanz neu glänzen lassen.
Ja, die Kirche ist ein Symbol Europas geworden. Wir wollen nicht rechtsradikalen Verschwörungstheorien Nahrung geben, die den Brand als ein symbolisches Untergagsszenario für Europa sehen.
Nein, Europa ist ein Projekt. Wir wollen daran bauen!