Liebe Folterer,Pierre Mathias

Philip sitzt bis in den Puppen an seinen Hausaufgaben. Morgen in der Früh het er eine Prüfung, dann muss er ein Referat schreiben… ich hatte es fast vergessen: der Physiklehrer hat Recherchen angeordnet, die unbedingt noch vor der Mittagspause erbracht werden müssen! Die Schüler werden buchstäblich mit Arbeit überhäuft und dass sie kaum mehr als sechs Stunden schlafen können, ist der Schule egal. Aber eines steht fest: kein Erwachsener würde solche Konditionen akzeptieren, sie würden schon längst streiken und die ganze Nation lahmlegen. Was man von den Kids verlangt, ist inakzeptabel, aber kaum jemand zerbricht sich den Kopf darüber. Es muss im Eiltempo gelernt werden, egal welche Konsequenzen es hat und wenn es möglich wäre, würde man das Jungvolk wie die Gänse mit dem Stoff mästen, egal ob es dabei erstickt! Kein Wunder, dass das Lernen dabei keinen Spaß macht.

Nicht nur die Schule macht Druck, auch die Alten mischen mit und jagen ihre Brut von einem Termin zum anderen. Die Nachhilfe, das Klavier und der Sport kleistern definitiv den Tag zu – keine Zeit, nachzudenken! Das ist gerade das angeordnete Ziel, aufmüpfige junge Leute will man nicht dulden, sie sollen sich in Lämmer verwandeln und dem Vater Staat danken. Und die Alten? Sie haben schon längst kein Rückgrat mehr, sie haben sich völlig angepasst und tanzen um das goldene Kalb herum. Labern endlos über die Freiheit, aber wissen nicht, was sie bedeutet. Es stört sie keineswegs, dass sie geistige Gulags für ihre Kinder eingerichtet haben – alles verläuft nur unter Druck oder Bestechung. Leute, das ist zum Kotzen, reiner Totalitarismus! Wenn sie aber dazu angesprochen werden, bleiben sie taub und sagen: „Aber nein, ich meine es nur gut. Ich möchte nur, dass mein Sohn gut durchkommt!“ Leider haben sie Recht. Nur Larven haben eine Chance und jeder, der sein Maul aufreißt, gerät unter die Räder, so ist die Lage.

Ich erhebe Kritik, weil die Schule nicht mehr ihre Aufgabe erfüllt, denn sie ist nur darauf bedacht, Maschinen zu erzeugen, die gut funktionieren. Gut funktionieren bedeutet, die Klappe zu halten und sich tagein, tagaus verarschen zu lassen. Aufmüpfige Gestalten sind nicht erwünscht, deswegen sollen sie rechtzeitig aussortiert werden und das tut die Schule – auch, wenn die Lehrer das Gegenteilige behaupten. Sie haben sich vom System pervertieren lassen und verkünden im Name des Humanismus, dass sie alles für die Entfaltung des Nachwuchses unternehmen. Das Traurige dabei ist die Tatsache, dass sie fest daran glauben, Gutes zu tun. Ich ziehe rücksichtslose Menschen vor, die offen agieren, mehr als diese Schar von Pharisäer. Sie wissen, dass das Schulprogramm unmenschlich ist, aber rühren keinen Finger, um die widrigen Umständen zu verändern. Sie sind Mitläufer geworden, aus Angst ihren Job zu verlieren. Wo ist der Idealismus stecken geblieben? Es schaudert mich, dass unsere Kinder von ihnen abhängig sind. Und die Eltern? Sie sind die Kapos und führen das aus, was man ihnen diktiert: Zucht und Ordnung! Dieser Slogan ist gar nicht so alt, aber haben wir vergessen, wohin uns dies geführt hat? Kurzum: G 8 ist unmenschlich und es ist eine Zumutung, die Kids derart durch den Alltag zu jagen. Ich dachte, dass die Politik für das Wohl der Menschen sorgen sollte und denke, ich habe mich geirrt.

//pm

Link zum Thema G8:

http://de.wikipedia.org/wiki/Abitur_nach_Klasse_12

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert