„Rassismus ist eine Gesinnung oder Ideologie, nach der Menschen aufgrund weniger äußerlicher Merkmale – die eine gemeinsame Abstammung vermuten lassen – als sogenannte „Rasse“ kategorisiert und beurteilt werden“ (Wikipedia).
Mit einem Datum versehen lässt sich die erste rassistische Äußerung der Geschichte nicht. Rassismus komme von innen, nicht von außen.
Weißsein wird zum kulturellen, von den führenden Köpfen der Gesellschaft erarbeiteten Gut. So hält Immanuel Kant im 18. Jahrhundert in seiner „Physischen Geographie“ fest: „Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen. Die Gelben haben schon ein geringeres Talent. Die Neger sind weit tiefer. Und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften“. Basis dieser Ausformung ist die damals verbreitete Annahme, dass die Menschheit Stufen der Entwicklung zu nehmen habe, an deren Spitze die Weißen stünden. Beispiele für diese Geisteshaltung finden sich auch bei John Locke, der 1689 meint: „Thus in the beginning all the World was America“. Ähnlich Friedrich Schiller, der exakt hundert Jahre später weniger entwickelte Völker zu „Kindern verschiedenen Alters“ stilisiert, die um den (weißen) „Erwachsenen herum stehen“.
Obwohl die Weißmalerei im 19. Jahrhundert einen Höhepunkt erreicht, wird sie von anderen Rassismen begleitet und ergänzt: vor allem vom Antislawismus und Antisemitismus. In Wien erkennt Sigmund Freud den Kitt einer hierarchisch strukturierten Gesellschaft in gemeinsamer Abneigung. Demnach genügen Tradition, Sprache und Kultur für das „Gemeinschaftsgefühl der Massen“ nicht, es brauche zudem die „Feindseligkeit gegen eine außenstehende Minderzahl“. Dem stimmt auch der Soziologe Max Weber („soziale Ehre“) zu, der in der Diskriminierung den Grundstein jeglicher Verbundenheit sieht. Ein Zugang, der während des NS-Regimes weiter pervertiert wird: Innerhalb der weißen Rasse wurden Abstufungen eingeführt – und künstliche Stigmata zur Unterscheidung geschaffen.
Noch heute wird in Farbkategorien gedacht und verachtet. Verbreiteter ist aber ein „kultureller Rassismus“, der insbesondere beim Thema Islam zutage tritt. Menschen mit zum Beispiel türkischem Hintergrund, die noch vor zwanzig Jahren ethnisch bezeichnet wurden, gelten heute in erster Linie als Muslime. Hier zeigt sich die Vermischung der verschiedenen Formen rassistischer Diskriminierung. Wie Rechtsextreme beispielsweise immer wieder propagieren, gehe es nämlich nicht nur um Religion, sondern darum, dass es dem Islam angeblich an Aufklärung fehle. Er soll in dieser Hinsicht einen historischen Aufholbedarf haben und nicht auf der Höhe der Moderne sein.
Es ist nicht notwendig, dass die Diskriminierten tatsächlich da sind, um sie zu Schuldigen zu stilisieren. Ein Beispiel sei der Antisemitismus in England, wo in den „Canterburry Tales“ (Erzählungen aus dem 14. Jahrhundert) oder in William Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ (entstanden um 1597) gegen Juden geschrieben wurde, obwohl es zu diesen Zeiten gar keine Juden in England gab. Grund dafür sei die damals gelebte Kultur des christlich geprägten Antisemitismus, die bis heute bei allen christlichen Festen gelebt wird.
Doch woran liegt es, dass Rassisten nie der Atem ausgeht? Die sozialen Verhältnisse sind verantwortlich. Rassismus ist nicht sozio-biologisch erklärbar, er steckt nicht in uns, sondern unsere Gesellschaft bietet beständig neue Ausgrenzungsmuster, die wir übernehmen. Und wir tun es!
Eine der Ebenen, Rassismus zu begegnen, ist die Bildung.
Emotionale Ausgeglichenheit, die Fähigkeit sich in die Perspektive anderer zu versetzen, ein angemessenes Selbstwertgefühl, Konfliktfähigkeit, Offenheit und Neugier sind Kompetenzen, die Kinder und Jugendliche gegen Rechtsextremismus wappnen. Zentral ist die frühe, kontinuierliche und möglichst individuelle Förderung dieser sozialen und emotionalen Kompetenzen. Die Verschränkung unterschiedlicher Ebenen wie der individuellen mit der schulischen und außerschulischen sind wichtige Bedingungen für eine erfolgreiche Rechtsextremismusprävention.
Institutionen wie Kindertagesstätten und Schulen können sehr viel zu der Herausbildung und Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen beitragen. Zudem können sie Kinder und Jugendliche auf das Leben in einer pluralen und diversen Gesellschaft vorbereiten und sie befähigen, sich kritisch mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. Statt eine Vielzahl an recht beliebigen Projekten oder Interventionen an die Bildungsinstitutionen heranzutragen, ist eine systemische Verankerung eines demokratischen Bildungskonzepts sinnvoll.