Am 15. November 2017 findet der „Writers in Prison Day“ statt, welcher auch „Internationaler Tag der Autoren hinter Gittern“ oder „Tag der inhaftierten und verfolgten Autoren“ genannt wird. Mit diesem Tag wird an verfolgte, inhaftierte und ermordete Schriftsteller sowie Journalisten erinnert. Zu den Aktivitäten zählen in Deutschland viele Gedenkveranstaltungen mit prominenten Autoren und Journalisten sowie regionale Initiativen wie Bücherspenden und Lesungen.

Alljährlich werden zum „Writers in Prison Day“ aus einer langen Liste von Fällen verfolgter und inhaftierter Autoren fünf besonders akute Fälle vorgestellt, um das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken und eine hohe Beteiligung durch Petitionen, Demonstrationen, Veranstaltungen und Publikationen zu erreichen.

Initiiert wurde der Gedenktag im Jahr 1980 durch das 1960 gegründete „Writers in Prison“-Kommittee der Schriftstellervereinigung P.E.N. Laut P.E.N. sind zurzeit weltweit rund 900 Autoren und Journalisten in fast 100 Ländern inhaftiert und schwersten Repressionen ausgesetzt. Allein im Jahr 2008 wurden rund 40 Autoren und Journalisten ermordet oder hingerichtet, weil sie ihre Meinung schriftlich zum Ausdruck brachten.

In vielen Ländern steht das Wort unter Beobachtung. In vielen Ländern ist das freie Wort der sichere Weg in die Unfreiheit oder gar zur Hinrichtungsstelle. Das freie Wort wird in unserer Gegenwart zunehmend eingeengt und gemaßregelt.

In der Charta des P.E.N-Clubs heißt es: „Der P.E.N. erklärt sich für die Freiheit der Presse und verwirft jede Form der Zensur. Er steht auf dem Standpunkt, dass der notwendige Fortschritt in der Welt hin zu einer höher organisierten politischen und wirtschaftlichen Ordnung eine freie Kritik gegenüber Regierungen, Verwaltungen und Institutionen zwingend erforderlich macht. Und da die Freiheit auch freiwillig geübte Zurückhaltung einschließt, verpflichten sich die Mitglieder, solchen Auswüchsen einer freien Presse wie wahrheitswidrigen Veröffentlichungen, vorsätzlichen Fälschungen und Entstellungen von Tatsachen für politische und persönliche Ziele entgegenzuarbeiten“.

Damit versteht sich von selbst ein nahes Verhältnis des P.EN. zu allen Aktionen gegen die Einschränkung der Freiheit des Wortes. Und somit wird der heutige weltweite „Writers in Prison Day“ zu einem Mahntag, an dem es sinnvoll ist, nicht zuletzt der oft stillen und auf den Geleisen der Diplomatie ablaufenden Aktionen jenes Autorenbundes zu gedenken, der die Freiheit des Wortes zu seinem höchsten Gut erklärt hat. Zumal der österreichische P.E.N. im laufenden Jahr das 70-Jahr-Jubiläum seiner Reorganisation feiert.

Der P.E.N. Club wurde am 5. Oktober 1921 von der englischen Schriftstellerin Catherine Amy Dawson Scott in London gegründet. P.E.N. steht für Poets, Essayists, Novelists (Dichter, Essayisten, Romanautoren) und spielt natürlich auf das Schreibutensil an. Bereits zwei Jahre später entstand das erste österreichische P.E.N.-Zentrum – sein Ehrenpräsident war Arthur Schnitzler, seine Generalsekretärin Grete von Urbanitzky. Dass die Nationalsozialisten nach dem Anschluss 1938 den österreichischen P.E.N. auflösten, lag in der Natur der Sache. Der P.E.N. stand mit seinen Idealen des freien Wortes, der völkerverbindenden Funktion und der Gleichheit aller Menschen quer zum Nationalsozialismus. Dementsprechend hatten bereits 1933 im Diskussionsprozess um die Bücherverbrennungen österreichische Autoren, die sich dem Nationalsozialismus anbiedern wollten, den P.E.N. Verlassen, zum Beispiel Mirko Jelusich, Autor von „Caesar“ und „Cromwell“.

Der österreichische P.E.N. indessen blieb sauber und widerstand allen nationalsozialistischen Verführungskünsten. Man riskierte lieber die Auflösung, als dass man die Korrumpierung der Ideale durch eine Anpassung an nationalsozialistische Vorgaben akzeptiert hätte.

Robert Neumann gründete zwar in London den österreichischen Exil-P.E.N.-Club, de facto war der österreichische P.E.N. aber ausgelöscht, nicht zuletzt, weil auch zahlreiche führende Mitglieder von den Nationalsozialisten ins Exil getrieben wurden.

1947 erhob sich der österreichische P.E.N. wie Phoenix aus der Asche. Zum richtigen Zeitpunkt. Die Nöte, die durch die Bombardements und die Versorgungsengpässe in der unmittelbaren Nachkriegszeit entstanden waren, waren allmählich beseitigt. Und nun setzte das Ringen um die österreichische Identität ein. Die österreichische Kultur und damit auch die österreichische Literatur spielten dabei eine Hauptrolle.

Der Schriftstellerverband in Deutschland hat anlässlich dieses „Tages des inhaftierten Schriftstellers“ am 15. November auf die Schicksale von fünf Autoren in Gefangenschaft aufmerksam gemacht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert