Digital Natives

Der von dem amerikanischen E-Learning Experten Professor Marc Prensky bereits um 2001 geprägte Begriff „Digital Natives“ bezeichnet eine Generation, die mit den vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten des World Wide Web groß geworden ist. Quasi als zweite Muttersprache erlernten sie die Semantik der Browsereingaben, das Verwalten und den Umgang mit zahlreichen Daten und Formaten sowie das Recherchieren im größten Informationspool aller Zeiten.

Ihnen gegenüber stehen die Jahrgänge, die vor dem Siegeszug des Computers geboren sind: die Digital Immigrants. Aufgefallen war die Kluft zwischen digitalen Ureinwohnern und digitalen Immigranten an Universitäten und Schulen: Wo es um Internet- und Computernutzung ging, kam es zu einer Umkehr des Wissenstransfers. Die Lernenden erklärten den Lehrenden die Möglichkeiten der digitalen Werkzeuge.

Allerdings meldete sich der Urheber des Begriffspaares Natives und Immigrants 2009 zurück und äußerte Zweifel am eigenen Konzept: Angesichts der digitalen Durchdringung des Alltags verliere die Unterscheidung langsam an Wert. Dem kann man gleichzeitig zustimmen und widersprechen: Die Grenzlinie zwischen den vor und nach 1980 Geborenen sei problematisch und verschwimme, da auch Merkel und Obama die digitalen Kommunikationskanäle für sich entdeckt haben.

Dennoch vollzieht sich rund drei Dekaden eine globale Revolution – auf der einen Seite eine technische, auf der anderen eine gesellschaftliche: Menschen, die mit den digitalen Möglichkeiten aufgewachsen sind, lernen, arbeiten, schreiben und interagieren anders als noch die Generationen zuvor. Sie treffen und verlieben sich sogar online – im Netz kommunizieren sie mit Menschen, denen sie real vielleicht nie begegnet wären. Gegenüber den Generationen vor ihnen unterscheiden sich die digitalen Revolutionäre durch folgende Eigenschaften:

1. Digital Natives sind Freigeister

Interaktion ist ein geteiltes und geschätztes Gut der Netzgeneration: Die digitale Welt ist eine Mitmachkultur. Durch zahlreiche Creative tools kreieren sie Angebote und Kooperationsmöglichkeiten. Gratis verfügbare Blogs, Tauschbörsen für Fotos, Grafiken und Musik bereiten den herkömmlichen Dienstleistern Konkurrenz. Oft steht dabei gar nicht der Profit, sondern die Bereicherung des digitalen Gemeinwesens im Vordergrund. Das Web lässt die Digital Natives zu digitalen Produzenten werden, deren selbst generierte Inhalte und Open-Source-Mentalität zunehmend die kostenpflichtigen Angebote ersetzt.

2. Digital Natives leben gleichzeitig

Für digitale Immigranten sieht das Arbeitsverhalten der Eingeborenen unkonzentriert aus. Dagegen ist die geteilte Aufmerksamkeit aus deren Sicht eine Art, die Dinge effizienter abzuarbeiten. Nicht zuletzt die frühe Beschäftigung mit Videospielen scheint eine andere Erwartungshaltung an Medien mit sich zu bringen – das Sich-Einlassen auf langatmige Geschichten, sei es im Film oder im Roman, erscheint vielen der Digital Natives anstrengend. Die zunehmende Multitasking-Fähigkeit der Digital Natives hat Einfluss auf das Nutzerverhalten – und das wiederum wirkt sich radikal auf die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen aus. „Die Rolle und Funktionen der Marktteilnehmer ändern sich in der Netz-Economy dramatisch“, äußerte einmal der Internetguru Ossi Urchs.

3. Digital Natives sind Netzbewohner

Marc Prensky betont die kulturelle Perspektive: Während die Immigranten zwischen virtuell und real deutlich unterscheiden, trennen die Digital Natives off- und online nicht voneinander. Was andere als virtuell bezeichnen, ist für sie gelebte Realität. Sie verstehen das digitale Reich nicht nur als neues Kommunikationsmittel, sondern als sozialen Kulturraum, den sie durch Inhalte, soziale Netze und stetige Partizipation aufbauen, erobern und erhalten. Das Internet ist für sie das Leitmedium eines offenen Kulturwandels, der eigene Definitionen von Identität, Freundschaft und Privatheit entwickelt. So fühlen sich viele Digital Natives durch ihre Avatars in z.B. Second Life zutreffender repräsentiert als durch ihre reale Person.

 

4. Digital Natives sind medial

Vor dem Siegeszug des Web 2.0 verließ die eigene Meinung selten den Tresen der Kneipen. Heute ist es ein Leichtes, eigene Thesen in einem Blog zur Verfügung zu stellen. Die private Meinung wird öffentlich. Daraus ergibt sich ein deutlicher Unterschied in der Kommunikationskompetenz der Netzgeneration. Die creative tools des Netzes geben den Nutzern Mittel an die Hand, aktiv am Weltgeschehen zu partizipieren und Einfluss zu nehmen. So sind die Digital Natives durchaus bereit, für ihre Rechte und Werte einzustehen, Politik zu machen.

Der Konflikt besteht also nicht zwischen den Generationen, sondern zwischen einem konservativen und einem progressiven Gesellschaftsbild. Genau betrachtet ist das Phänomen der Digital Natives keine Revolution, die alles Bestehende hinwegfegen wird. Vielmehr sollte man es als Kulturevolution verstehen: Die Generation der Digital Natives wird die Industrie, die Weltmärkte, das Bildungssystem sowie die Politik verändern, aber das hat auch schon die Nachkriegsgeneration geschafft – ohne Chats und Emails. Neu ist die Geschwindigkeit, mit der die Digital Natives die Gesellschaft transformieren. Ein Tempo, mit dem Unternehmen Schritt halten müssen, wenn sie in der Netzgesellschaft fortbestehen wollen.

Digital Natives

Der von dem amerikanischen E-Learning Experten Professor Marc Prensky bereits um 2001 geprägte Begriff „Digital Natives“ bezeichnet eine Generation, die mit den vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten des World Wide Web groß geworden ist. Quasi als zweite Muttersprache erlernten sie die Semantik der Browsereingaben, das Verwalten und den Umgang mit zahlreichen Daten und Formaten sowie das Recherchieren im größten Informationspool aller Zeiten.

Ihnen gegenüber stehen die Jahrgänge, die vor dem Siegeszug des Computers geboren sind: die Digital Immigrants. Aufgefallen war die Kluft zwischen digitalen Ureinwohnern und digitalen Immigranten an Universitäten und Schulen: Wo es um Internet- und Computernutzung ging, kam es zu einer Umkehr des Wissenstransfers. Die Lernenden erklärten den Lehrenden die Möglichkeiten der digitalen Werkzeuge.

Allerdings meldete sich der Urheber des Begriffspaares Natives und Immigrants 2009 zurück und äußerte Zweifel am eigenen Konzept: Angesichts der digitalen Durchdringung des Alltags verliere die Unterscheidung langsam an Wert. Dem kann man gleichzeitig zustimmen und widersprechen: Die Grenzlinie zwischen den vor und nach 1980 Geborenen sei problematisch und verschwimme, da auch Merkel und Obama die digitalen Kommunikationskanäle für sich entdeckt haben.

Dennoch vollzieht sich rund drei Dekaden eine globale Revolution – auf der einen Seite eine technische, auf der anderen eine gesellschaftliche: Menschen, die mit den digitalen Möglichkeiten aufgewachsen sind, lernen, arbeiten, schreiben und interagieren anders als noch die Generationen zuvor. Sie treffen und verlieben sich sogar online – im Netz kommunizieren sie mit Menschen, denen sie real vielleicht nie begegnet wären. Gegenüber den Generationen vor ihnen unterscheiden sich die digitalen Revolutionäre durch folgende Eigenschaften:

1. Digital Natives sind Freigeister

Interaktion ist ein geteiltes und geschätztes Gut der Netzgeneration: Die digitale Welt ist eine Mitmachkultur. Durch zahlreiche Creative tools kreieren sie Angebote und Kooperationsmöglichkeiten. Gratis verfügbare Blogs, Tauschbörsen für Fotos, Grafiken und Musik bereiten den herkömmlichen Dienstleistern Konkurrenz. Oft steht dabei gar nicht der Profit, sondern die Bereicherung des digitalen Gemeinwesens im Vordergrund. Das Web lässt die Digital Natives zu digitalen Produzenten werden, deren selbst generierte Inhalte und Open-Source-Mentalität zunehmend die kostenpflichtigen Angebote ersetzt.

2. Digital Natives leben gleichzeitig

Für digitale Immigranten sieht das Arbeitsverhalten der Eingeborenen unkonzentriert aus. Dagegen ist die geteilte Aufmerksamkeit aus deren Sicht eine Art, die Dinge effizienter abzuarbeiten. Nicht zuletzt die frühe Beschäftigung mit Videospielen scheint eine andere Erwartungshaltung an Medien mit sich zu bringen – das Sich-Einlassen auf langatmige Geschichten, sei es im Film oder im Roman, erscheint vielen der Digital Natives anstrengend. Die zunehmende Multitasking-Fähigkeit der Digital Natives hat Einfluss auf das Nutzerverhalten – und das wiederum wirkt sich radikal auf die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen aus. „Die Rolle und Funktionen der Marktteilnehmer ändern sich in der Netz-Economy dramatisch“, äußerte einmal der Internetguru Ossi Urchs.

3. Digital Natives sind Netzbewohner

Marc Prensky betont die kulturelle Perspektive: Während die Immigranten zwischen virtuell und real deutlich unterscheiden, trennen die Digital Natives off- und online nicht voneinander. Was andere als virtuell bezeichnen, ist für sie gelebte Realität. Sie verstehen das digitale Reich nicht nur als neues Kommunikationsmittel, sondern als sozialen Kulturraum, den sie durch Inhalte, soziale Netze und stetige Partizipation aufbauen, erobern und erhalten. Das Internet ist für sie das Leitmedium eines offenen Kulturwandels, der eigene Definitionen von Identität, Freundschaft und Privatheit entwickelt. So fühlen sich viele Digital Natives durch ihre Avatars in z.B. Second Life zutreffender repräsentiert als durch ihre reale Person.

 

4. Digital Natives sind medial

Vor dem Siegeszug des Web 2.0 verließ die eigene Meinung selten den Tresen der Kneipen. Heute ist es ein Leichtes, eigene Thesen in einem Blog zur Verfügung zu stellen. Die private Meinung wird öffentlich. Daraus ergibt sich ein deutlicher Unterschied in der Kommunikationskompetenz der Netzgeneration. Die creative tools des Netzes geben den Nutzern Mittel an die Hand, aktiv am Weltgeschehen zu partizipieren und Einfluss zu nehmen. So sind die Digital Natives durchaus bereit, für ihre Rechte und Werte einzustehen, Politik zu machen.

Der Konflikt besteht also nicht zwischen den Generationen, sondern zwischen einem konservativen und einem progressiven Gesellschaftsbild. Genau betrachtet ist das Phänomen der Digital Natives keine Revolution, die alles Bestehende hinwegfegen wird. Vielmehr sollte man es als Kulturevolution verstehen: Die Generation der Digital Natives wird die Industrie, die Weltmärkte, das Bildungssystem sowie die Politik verändern, aber das hat auch schon die Nachkriegsgeneration geschafft – ohne Chats und Emails. Neu ist die Geschwindigkeit, mit der die Digital Natives die Gesellschaft transformieren. Ein Tempo, mit dem Unternehmen Schritt halten müssen, wenn sie in der Netzgesellschaft fortbestehen wollen.

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