Liebes Volk,

Pierre Mathiasin Frankreich wurde der Beweis erbracht, wie knallhart die Politik sein kann. Nach dem Wahldesaster bei der Kommunalwahl, wurde der ehemalige Premier Jean-Marc Ayrault gefeuert und er wurde für das Debakel schuldig gesprochen. Und der Präsident? Er versuchte, sich aus der Schusslinie zu bringen, indem er ein Bauernopfer vollzog. Mit einigen Floskeln sprach er seinen Dank aus – Pflichtwörter, die man in solch einem Fall immer wieder ausspricht. Dass er auch ein Teil der Verantwortung trägt, hat er geschickt unter den Tisch gekehrt. Politik ist wahrhaftig ein dreckiges Geschäft, von Solidarität und Loyalität kann keine Rede sein. Dass es Änderungen geben kann, spreche ich nicht ab, aber das kommt auf das „wie“ an. Jean-Marc Ayrault hat die Zielsetzungen des Präsidenten akribisch verfolgt. Er wusste, dass sie nicht sofort Erfolg mit sich bringen würden, Geduld war gefragt. Daran ist er gescheitert, weil das Volk sofort Resultate sehen wollte.

In den Kommentaren wurde vehement eine Änderung verlangt. Niemand aber konnte darstellen, wie sie aussehen sollte. Es wurde viel geschwätzt. Lauter leeres Zeug aus dem Mund von angeblichen Experten. Immer wieder die Meinung, dass es an den Regierenden alleine liegt, eine Situation zu bereinigen und das ist reine Augenwischerei. Die Franzosen haben noch nicht verstanden, dass es vor allem auch an ihnen liegt und wenn sie das Land sanieren wollen, müssen sie selbst ihre Hausaufgaben machen. Das tun sie meistens nicht. Es ist daher leicht, den Sündenbock zur Rechenschaft zu bitten. Er hatte zwar immer wieder betont, dass es unmöglich sei, die Pleite dank einem Zauberstab in einem Nu abzuwenden. Anstatt die Ärmel hoch zu krempeln, wird der Regierungschef zum Schafott gebracht, das zeigt, wie blind die Bürger sind. Sollte es keine Wende geben, ist anzunehmen, dass sie Hilfe bei den Rechtsextremisten suchen werden, so abstrus ihr Programm auch ist – kurzum, das ist ein Zeichen der Dummheit.

Immer wieder behaupten viele Menschen, dass sie sich für die Politik nicht interessieren. Das sind diejenigen, die den Wahllokalen fern bleiben und laut stöhnen, wenn die Resultate nicht das ergeben, was sie sich doch erdacht haben. Auch sie brauchen Sündenböcke, um ihre Passivität zu rechtfertigen. Sie wären doch daran schuld, dass sie sich von den Urnen fern halten, aber das ist zu einfach. Wenn die Demokratie derart kaputt gemacht wird, braucht sich niemand zu wundern, dass eine Katastrophe eintreffen könnte und sehr weit entfernt ist Frankreich nicht davon. Der Präsident hat es nicht fertig gebracht, die Menschen zu motivieren, Verantwortung mitzutragen. Was sich da abspielt ist ein Trauerspiel und es wird ganz einfach jemand platt gewalzt und das mit der Bewilligung von Millionen von Bürgern. Ist das der Beweis, dass es Sündenböcke geben muss, um sich das Gewissen rein zu waschen? Hier wurde so verfahren, aber wenn sich nichts Grundlegendes bei dem Volk verändert, wird der Trend zum Abgrund weiter bestehen. Es ist schon traurig, dass im Land der Revolution die Menschen derart auf ihre eigene Pfründe fixiert sind und dies ohne an das Gemeinwohl zu denken. Wenn es so ist, muss ein neuer Sündenbock gefunden werden!

//pm

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