Im Jahr 1712 publizierte der französische Frühaufklärer Abbé de Saint-Pierre einen
Plan: ein dauerndes, ewiges Bündnis zum Zweck der Erhaltung eines
ununterbrochenen Friedens in Europa. In diesem Entwurf schlug er einen ständigen
Bundesrat mit 24 staatlichen Mitgliedern vor, mit gemeinsamer Staatskasse,
Zollunion und offenen Grenzen.
Ja, das kommt einem bekannt vor. 309 Jahre ist das her … Die Idee eines europäischen
Staatenbundes ist also schon deutlich älter als die Europäische Union.
„Sans doute, ce serait calomnier notre epoque de pretendre que les idees de justice et
d’humanite n’ont pas fait un grand pas sur le terrain international. Le nombre est
legion, non seulement des economistes, mais encore des hommes d’etat qui en ont ete
les apotres. La guerre est maintenant plus humaine . . .“ (J. Drouet, L’abbe de Saint-
Pierre, S. 146). Mit diesen Worten hat Joseph Drouet in seinem Buch über den Abbe
de SaintPierre den Fortschritt zu bezeichnen gesucht, den die Beziehungen zwischen
den Staaten seit dem frühen 18. Jahrhundert genommen hätten. Drouet schrieb sie im
Jahre 1912 – zwei Jahre, bevor der erste von zwei Weltkriegen ausbrach, die ein zuvor
unvorstellbares Ausmaß an rational kalkulierter und organisierter Vernichtung, Tod
und Leid mit sich brachten.
Die instabile internationale Ordnung und die extreme innere Labilität der meisten
europäischen Staaten kennzeichnen die Jahre zwischen den Weltkriegen: zwei
Weltkriege, Diktaturen von Franco und Mussolini bis Hitler und Stalin, der
Völkermord an den Juden, Kolonialismus, Vertreibungen und Hungersnöte. Die Ära
von Krieg, Gewalt und Katastrophen … „Europas Epoche der Selbstzerstörung. Am
Abgrund. Tanz auf dem Vulkan. Gefahrenzone. Hölle auf Erden.“ (Ian Kershaw,
Höllensturz).
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird Europa in Ost und West aufgeteilt und
es folgen 40 Jahre Kalter Krieg. Als ersten Schritt für eine engere Zusammenarbeit
wurde von den Staaten Frankreich, dem Vereinten Königreich und den Benelux-
Staaten (europa.eu/about-eu/eu-history/1945-1959/1949/index_de.htm) der Europarat
am 5. Mai 1949 in London gegründet. Der französische Außenminister Robert
Schuman arbeitete gemeinsam mit Jean Monnet (Wirtschaftsberater in Frankreich)
den international anerkannten Schuman-Plan aus. Am 9. Mai 1950 wurde der Plan
angekündigt. Dieses Datum gilt heutzutage als Geburtsstunde der Europäischen Union
und seit dem Jahre 1985 als „Europatag“ gefeiert.
Die Europäische Idee des 21.Jahrhunderts beruht weiterhin auf der Grundidee der
Einheit in Vielfalt, wobei die Einheit der Werte, der Rechtssicherheit, der
Grundrechte und die Vielfalt der Sprachen, der Kulturen und der Religionen, zu
beachten sind.
Die EU wird weiterhin Demokratie, Stabilität und Wohlstand fördern und das
menschliche Miteinander bei Achtung und Wahrung anderer kulturellen
Identitäten/Kulturen/Religionen zu einer europäischen Identität zu kommen, zu einem
europäisch aufgeklärten Staatsbürger/-innen Modell zu kommen, welches nur in
einem gemeinsamen Prozess aller Beteiligten entstehen kann. Solche Visionen müssen überlegt, diskutiert und weiterentwickelt werden, um zu einer fortschrittlichen Gesellschaft in Europa zu kommen.