In Europa hat wohl mancher sich am frühen Mittwochmorgen den Wecker gestellt, in den USA kam es am Dienstagabend zu Rekord-Einschaltquoten: Genau fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl steigt die erste von drei Fernsehdebatten zwischen Donald Trump, 74, und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden, 77.
Trump und Biden haben jetzt ihre erste Fernsehdebatte hinter sich gebracht. 94 Minuten, moderiert vom Fox-Journalisten Chris Wallace. Es ging um Covid-19, die Wirtschaft, um den Supreme Court und andere Themen. Es wurde viel durcheinander geredet, vor allem, weil der Präsident sich an die Absprache „Ausreden lassen“ nicht erinnern wollte.
Trump hatte sich ganz offenbar nicht auf diesen Abend vorbereitet und meinte wohl, sich voll auf seine Spontaneität und Aggressivität verlassen zu können. Konnte er nicht. Denn, alte Regel: Der amtierende Präsident ist in der Debatte immer in einer schlechteren Position. Er muss Rechenschaft für seine Amtszeit ablegen. Trumps Bilanz klang kurz gefasst so: Er habe die „großartigste Wirtschaft aller Zeiten“ (tagesschau.de) geschaffen, nur sei da leider eine Pandemie dazwischen gekommen. Und überhaupt sei China schuld.
Beschuldigungen, Abfälligkeiten, persönliche Angriffe – die Zuschauer der ersten Fernsehdebatte vor der Präsidentschaftswahl in den USA haben ein zum Teil chaotisches Rededuell erlebt. Während politische Kommentatoren von einem unwürdigen Schauspiel sprechen, rückt nun die Frage in den Mittelpunkt, wie die Debatte beim Wahlvolk ankam. Wen sahen die Amerikaner als Sieger?
Mehrere US-Medien lieferten noch in der Nacht – nach US-Zeit – erste Stimmungsbilder. So sah eine Blitzumfrage eine knappe Mehrheit für den demokratischen Herausforderer Joe Biden (cbs.com) gegenüber Präsident Donald Trump. 48 Prozent meinten demnach, Biden habe die bessere Figur abgegeben. 41 Prozent wähnten Trump vorn. Zehn Prozent sahen ein Unentschieden. Befragt nach ihrem überwiegenden Empfinden beim Anschauen der Debatte antworteten mehr als zwei Drittel (69 Prozent), die Diskussion habe sie vor allem verärgert (t-online.de). Nur 31 Prozent fühlten sich also davon unterhalten.
Kleine Anekdote: Donald Trump sorgte mit Zwischenrufen immer wieder dafür, dass Joe Biden viele Gedanken nicht zu Ende bringen konnte. Der ehemalige Vizepräsident reagierte meist mit Kopfschütteln und einem ironischen Lächeln und wehrte sich gelegentlich in leicht resigniertem Ton. „Würden Sie mal die Klappe halten, Mann?“ (fr.de).
CNN bezeichnete das Duell als eine „absolut furchtbare Debatte“ (cnn.com), u. a. die Washington Post schrieb: „Es dauerte nur 15 Minuten, bis sich die erste Debatte zwischen Präsident Trump und dem ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden in ein unverständliches Chaos verwandelte“ (washingtonpost.com).
Die beiden „Elder Statesmen“ werden sich in den kommenden beiden Debatten um mehr Contenance bemühen müssen. Die US-Amerikaner/-innen werden sonst das Vertrauen in das Amt des POTUS verlieren.
Wahlverweigerung können sich die Vereinigten Staaten derzeit nicht leisten. Jede Stimme zählt Anfang November.