Die Alliierten hatten es uns nach dem zweiten Weltkrieg strengstens verboten, je wieder ein preußisches Staatsgebilde zu errichten 75 Jahre ist das her … Früh hat man erkannt, dass der preußische Militarismus der Welt mehr geschadet als genutzt hat. Ob jetzt der Staat Preußen allein für die Weltkriege verantwortlich ist, lässt sich diskutieren. Das Verbot bleibt!
Aber Preußen mit seiner jahrhundertealten Geschichte hatte mehr zu bieten, als nur Militarismus: unter anderem auch eine Kultur. Und mit der Kultur ist es wie mit Sprachen. Spricht sie niemand mehr, sterben sie aus. So auch die Kultur,
Dem geschuldet ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Zur Stiftung gehören fünf Einrichtungen. Sie wurde 1957 mit Bundesgesetz als bundesunmittelbare Stiftung errichtet. Finanziert wird sie vom Bund – aus dem Haushalt des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien – und den 16 Bundesländern.
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist mit ihren Museen, Bibliotheken, Archiven und Forschungsinstituten eine der bedeutendsten Kultureinrichtungen weltweit. Ihre herausragenden Sammlungen umfassen alle Sparten der kulturellen Überlieferung: von archäologischen und ethnologischen Objekten über Bildende Kunst bis zu Literatur und Musik. Diese sind Basis intensiver Forschungs- und Vermittlungsarbeit (preussischer-kulturbesitz.de). Die Verbindung von Kunst und Kultur mit Wissenschaft und Forschung prägt unverkennbar das Profil der Stiftung.
In wenigen Wochen soll sich entscheiden, wie es mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz weitergeht – oder ob sie untergeht. Mitte Juli 2020 hatte der Wissenschaftsrat behauptet, vor allem wegen ihrer Größe sei die Stiftung nicht überlebensfähig. Ein entsprechendes Expertengutachten war bereits als Nachruf angelegt, vorgeschlagen wurde die Auflösung.
Es soll laut dem Gutachten lediglich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz selbst begraben werden, nicht aber die ihr unterstehenden Einrichtungen. Das sind die Staatsbibliothek, das Ibero-Amerikanische Institut, das Geheimarchiv, das Staatliche Institut für Musikforschung und die Staatlichen Museen zu Berlin. Am bekanntesten sind die Neue Nationalgalerie am Kulturforum und jene fünf Häuser auf der Museumsinsel, in denen Schätze wie die Nofretete oder der Pergamonaltar präsentiert werden. Insgesamt ist die SPK für Millionen Objekte, Bücher, Dokumente zuständig. Sie beschäftigt 2.000 Mitarbeiter (SPON).
Die Gutachter schlagen vor, statt der einen übergreifenden Stiftung vier eigenständige Stiftungen oder Anstalten zu gründen, nämlich gerade die Staatlichen Museen, die Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv und das Ibero-Amerikanische Institut, alle unter je unabhängiger Leitung, sowie Personal- und Budgetverwaltung (zeit.de).
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz steht schon seit langem in der Kritik – für ihre unübersichtliche Führungsstruktur auf mehreren Leitungsebenen, für rückläufige Besucherzahlen in den Museen, für ihren Umgang mit Objekten aus kolonialer Herkunft und für teure Museumsneubauten und Renovierungsmaßnahmen.
Man muss mit der Zeit gehen. Wasserköpfe in der Verwaltung müssen weg, Misswirtschaft muss beendet werden und eine vernünftige Akquise muss her. Die nächste Generation an Besuchern und Mitarbeitern muss ins Museum, will man dessen Zukunft retten. Wir sind im 21. Jahrhundert …
Nota bene: Kultur zeigen heißt auch Kante zeigen. Die Vergangenheit war so, man kann sie nicht wegfegen. Missetaten dürfen sich aber nicht wiederholen.
Spart man an Inhalten, droht eine Verwässerung der Botschaft, die die Stiftung senden möchte.