Der 1882 begonnene Bau soll 2026 nach 144 Jahren vollendet werden. Bis dahin werden weitere Ausgaben in geschätzter Höhe von insgesamt 374 Millionen Euro (SPON) nötig sein. Das Geld stammt ausschließlich aus Spenden und Eintrittsgeldern. Der höchste der Türme soll 2022 fertig werden und eine Höhe von 172,5 Metern haben. Damit wird die Sagrada Familia die höchste Kirche der Welt. Man trägt beim Bau aber dem Wunsch Gaudís Rechnung, wonach sie auf keinen Fall höher sein soll als Barcelonas Hausberg Montjuïc (180 Meter).
Das Gotteshaus liegt nördlich der Altstadt Barcelonas, im Stadtteil Eixample. In diesem schachbrettartig angelegten Viertel nimmt sie zusammen mit der Baustelle einen ganzen, 17.822 Quadratmeter (wikipedia.org) großen Straßenblock ein. Dieser grenzt im Süden an die Carrer de Mallorca (Mallorcastraße), im Norden an die Carrer de Provença (Provencestraße), im Westen an die Carrer de Sardenya (Sardinienstraße) und im Osten an die Carrer de Marina (Marinestraße).
Das Gotteshaus, das erst 2010 von Papst Benedikt XVI. zur Basilika geweiht wurde, ist ein Wahrzeichen Barcelonas und eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Spaniens. Der Sakralbau vereint die Stile der Neugotik und der Moderne. Seit 2005 ist die Kirche auch UNESCO-Weltkulturerbe (dpa).
Die Behörden hatten erst 2016 entdeckt, dass Gaudi 1882 ohne jegliche Bewilligung mit dem Bau seiner Kirche begonnen hatte. 3 Jahre später beantragte er eine Baugenehmigung, bekam aber nie eine Antwort. Unverdrossen baute er weiter, bis er im Juni 1926 von einer Straßenbahn erfasst wurde und wenige Tage später starb. In seinem 100. Todesjahr sollen die Bauarbeiten nun endlich abgeschlossen werden.
Laut der Genehmigung darf die Sagrada Familie nicht höher als 172 Meter werden. Während der Verhandlungen mit der Baugesellschaft setzte Bürgermeisterin Ada Colau zudem durch, dass weitere 36 Millionen Euro in den Umbau der Umgebung und den Unterhalt der Basilika fließen.
Die Idee für den Bau zu Ehren der „Heiligen Familie“ kam zuerst von Josep Maria Bocabella, einem ortsansässigen Besitzer einer religiösen Buchhandlung und Verfasser christlicher Schriften. 1866 gründete er die Associación Espiritual de Devotos de San José („Geistlicher Verein der Verehrer des Hl. Josef“). Zurückgekehrt von einer Italienreise und beeindruckt ob der großen Kirchen beschloss er im Jahr 1874, selber in seiner Stadt eine große, nur durch Spenden finanzierte Sühnekirche erbauen zu lassen (hallo-barcelona.com).
Als der spanische Bürgerkrieg ausbrach, brannten antiklerikale Gruppen einen Teil der Geburtsfassade nieder und zerstörten teilweise die Krypta. Sie töteten den geistlichen Leiter der Sagrada Família, der sehr gut mit Gaudí befreundet war und unterhalb von seinem Atelier wohnte. Dort befanden sich auch die ursprünglichen Baupläne, die meterhohen Gipsmodelle und Zeichnungen des Architekten. Vieles ging damals verloren und die Gipsmodelle wurden schwer beschädigt. Daraufhin nahm die katalanische Landesregierung die Entwürfe an sich, um sie zu beschützen. Nach Kriegsende fanden sich Architekten und Mitarbeiter zusammen, die bereits in jungen Jahren mit Gaudí gearbeitet hatten und halfen mit, die Modelle aus den übergebliebenen Trümmern und den erhaltenen Fotos zu rekonstruieren.
In den 1960er Jahren gab es eine Unterschriftenaktion mit dem Ziel, den Bau zu stoppen. Vor allem unterschrieben die Vertreter des architektonischen Modernismus`, darunter Le Corbusier und Walter Gropius. Die Tageszeitung „La Vanguardia“ in Barcelona stellte sich 1965 für die Veröffentlichung eines offenen Briefes zur Verfügung („La Vanguardia“, 9. Januar 1965, S. 24, digitalisiertes Zeitungsarchiv).
Die Sagrada Familia war Gaudis letztes Werk. Ab jetzt wird legal an ihr gearbeitet.
Das Lebenswerk des legendären Architekten Antonio Gaudí hat erstmals eine offizielle Baugenehmigung erhalten, wie spanische Medien am Wochenende berichteten, unter Berufung auf die Stadtverwaltung der katalanischen Metropole.
Ein „skurriler Verwaltungsakt“, wie der SPIEGEL schreibt (SPON 09.06.2019).
Zum ersten Mal seit dem Baubeginn vor 137 Jahren dürfen Architekten, Ingenieure und Bauarbeiter an der bis heute unvollendeten Basilika Sagrada Familia in Barcelona arbeiten, ohne dabei das Gesetz zu brechen.