Heute, am 2. April, ist ihr Geburtstag. Im Jahre 1963 haben sie das Licht der Welt erblickt. Kaum zu glauben: sie sind älter als ich, haben mich durch meine Kindheit und Jugend – erst schwarz-weiß, dann in Farbe – begleitet. Und: sie sind so spritzig wie am ersten Tag! Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen heißen sie, die kleinen Kerle. Für lustige Unterhaltung waren – und sind bis heute – im Zweiten Deutschen Fernsehen aber eigentlich andere zuständig: Bereits einen Tag nach dem Sendestart des ZDF am 1. April 1963 sprangen sechs muntere Gesellen über den Bildschirm – und zwar zwischen den Werbespots. Tatsächlich wurden die Mainzelmännchen
entwickelt, damit für die Zuschauer eine klare Trennung zwischen Programm und Werbung erkennbar war. Das sah der Rundfunkstaatsvertrag vor. Die Mainzelmännchen waren ursprünglich also reine Werbetrenner. Nicht nur ihre Vornamen und ihr Aussehen dienen dazu, die Wichtel auseinander halten zu können. Auch ihre Charaktere wurden im Lauf der Jahre unterschiedlich angelegt und ausdifferenziert. Anton ist als Handwerker im Blaumann zum Beispiel sehr geschickt mit Werkzeugen. Berti im grünen Shirt gilt als Kommunikationsprofi und innovativer Tüftler.
Conni trug früher mal einen Overall und wirkte am kindlichsten. Heute ist er der universelle Allrounder, als Trendsetter und im orangefarbenen Shirt bekannt. 2018 durfte er mit Astronaut Alexander Gerst auf der Raumfähre ISS ins All fliegen. Det – mit weißem Hemd und blauem Pullunder – ist der Nerd mit der Brille. Außerdem führt er als väterlicher Chef die Männer-Truppe. Der unbemützte Edi mit blauem T-Shirt ist verträumt, sensibel und erfreut sich an den schönen Dingen des Lebens. Fritzchen – ebenfalls ohne Mütze – ist der dynamische Sportler im Sechser-Team. Jede Disziplin macht er sich zu eigen, meist in einem roten Trikot. Geschaffen wurden die Männchen einst von dem Filmarchitekten und Bühnenbildner Wolf Gerlach (1928-2012). Er arbeitete in den 1960ern für die von Franz Thies gegründete Filmproduktionsfirma NFP. Heute ist Thies‘ Sohn Stefan Geschäftsführer der Animationsfirma, die die Mainzelmännchen nach wie vor produziert (stern.de). Grundsätzlich werden in der Welt der Mainzelmännchen Themen wie Geschlecht, Religion, Ethnie, jegliche Formen von Beeinträchtigungen, kulturelle oder soziale Unterschiede, sowie die sexuelle Identität bewusst nicht thematisiert. Die Geschichten
der kleinen Figuren dienen ausschließlich der Unterhaltung. Ja, „Guud’n Aamd!“ und allerherzlichste Glückwünsche!
Russische Oposition
sozialdemokratische Gerechte Russland. Sie können jedoch ihre Oppositionsarbeit vor allem ausüben, da sie sich bei wichtigen Abstimmungen an die Regierungslinie halten und somit keine wirkliche Herausforderung für die politische Agenda des russischen Regimes darstellen. Anders stellt sich die Lage bei politischen oder explizit regierungskritischen Themen
dar. Hier sind Akteure Repressionen ausgesetzt und werden systematisch in ihrer Arbeit eingeschränkt. In den letzten Jahren ist auch im zivilgesellschaftlichen Bereich ein Trend zur Isolation zu beobachten. So müssen sich beispielsweise
Nichtregierungsorganisationen, die finanzielle Unterstützung von internationalen Partnern erhalten, seit 2012 in eine Liste eintragen lassen, die den bewusst diffamierenden Namen „Liste Ausländischer Agenten“ trägt (lpb-bw.de). In den folgenden Jahren wurde diese Gesetzgebung bis heute wiederholt verschärft. Die russische Menschenrechtsorganisation Memorial, die aufgrund ihrer Arbeit und ihres Einsatzes für die Wahrung der Menschenrechte und politische Gefangene in Russland selbst auf der Liste der Ausländischen Agenten steht, zählt per 04/2021 351 politische Gefangene. Aktivisten in Russland drohen lange Haftstrafen. Kreml-Kritiker wie der Moskauer Kommunalpolitiker Ilja Jaschin und der Oppositionsaktivist Wladimir Kara-Mursa wurden zunächst zu kurzen Haftstrafen verurteilt, bevor sie wegen schwerwiegenderer Vergehen angeklagt wurden. Jaschin ist kürzlich wegen der Verbreitung von „Falschinformationen“ über den Ukrainekrieg zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Russische Oligarchen, die eigentlich als Unterstützer Putins gelten, sind mittlerweile nur noch „Geldbörsen“ für ihn, die den Krieg finanzieren. Viel Einfluss auf die russische Politik haben sie nicht mehr. Ein Elitenkonflikt droht mit großer Wahrscheinlichkeit. Dass es bereits Spalten im System Putins gibt, ist daran zu erkennen, dass viele Oligarchen unzufrieden damit sind, dass ihr Leben durch die Sanktionspolitik des Westens eingeschränkt ist. Deshalb suchen einige nach alternativen Wegen für eine Zukunft Russlands und nehmen sogar Kontakt zur russischen Opposition auf. Der koloniale Blick ist ein Erbe der sowjetischen Schulbildung. „Der Geschichtsunterricht, die Schullektüren beeinflussen auch die liberalen Eliten bis heute“ (Maxim Kurnikow, russischer Journalist).
Weitblick im Personal-Recruiting

Dass Deutschland langsam die Fachkräfte ausgehen und viele gute Stellen nicht oder nur sehr schwer mit qualifiziertem Personal besetzt werden können, hat sich ja überall herumgesprochen. Ob es nun an geburtenschwachen Jahrgängen liegt oder Abwanderung von Top-Leuten oder die enorm hohen Hürden der Qualifikation, lasse ich jetzt außen vor. Es hat verschiedene Gründe und eigentlich fehlt es ja nicht wirklich an Leuten, sondern viele sind in andere Berufszweige abgewandert, wo die Arbeitsbedingungen und Gehälter besser sind. Ich weiß, wovon ich spreche und habe schon ein langes Berufsleben hinter mir. Wenn ich zurückblickend schaue, startete ich einst mit Marktforschung und schmiss das hin, als ich feststellen musste, was das „Kumulieren der Zahlen“ und Statistik wirklich bedeuten. Nichts für mich. Also wechselte ich und fing an Marketing, Betriebswirtschaftslehre und Kommunikation zu studieren in einem Fachhochschulstudium, während ich nebenher und auch später in verschiedenen, großen Frankfurter Werbeagenturen Kampagnen, Texte und Konzeptionen entwickelte. Irgendwann sah ich meinen kreativ-geistigen Output als Thekendisplays, in Prospekten, auf Werbeplakaten, in den Magazinen, auf Messeständen oder hörte meine Spots im Rundfunk. Dass ich damals alles an den Mann bringen musste (egal, was es war), störte mich in jungen Jahren nicht. Kinderkekse züchteten die Diabetes-Patienten von morgen, Gewässerverunreinigung interessierte bei den coolen Klamotten niemanden, CO2-Belastung war ein Fremdwort, Kinderarbeit…naja, da drückte man ein Auge zu. Das war wohlgemerkt damals! Bis heute hat sich dahingehend wirklich viel getan. Weiter ging es mit Verpackungen und wie diese den Kaufanreiz der Verbraucher steigern sollten. Auch hier schaute zu dieser Zeit niemand nach dem anfallenden Müll und dem Plastikkonsum. Wegwerfzeit. Irgendwann im Laufe meiner beruflichen Karriere wollte ich keine Kampagnen, Slogans, Konzepte mehr machen. Ich begann, die Dinge mehr und mehr zu hinterfragen und auch die Versprechen, die hinter der Werbung an den Mann gebracht werden müssen. Wohin also nun? Ich sattelte um und beschäftigte mich mit der Verkaufsförderung und neuen Medien. Holographie, Veranstaltungsmanagement im großen Stil für große Unternehmen. Nach einigen Jahren kam der Moment, wo mir klar wurde, wie dekadent Menschen sein können, wenn sie losgelassen werden – auf Kosten anderer. Je älter man wird, umso wichtiger wird es, dass wir hinterfragen, was wir tun. Es passte hinten und vorne nicht mehr und ich begann, mich selbständig zu machen, erfolgreich Literatur zu schreiben und mich mehr und mehr mit meiner Medienfirma mit Kunst und Künstlern zu beschäftigen, deren Freiheitsgedanke und ihr Hinterfragen der Dinge meiner Sichtweise sehr ähnlich war. Im Job galt ich als kreativ, aber schwer einzuschätzen und zu direkt. Ich konnte mich nicht unterordnen und wenn Dinge keinen Sinn ergaben, machten sie für mich auch keinen Sinn. Mein Anspruch war von Natur aus schon immer sehr hoch, aber er stieg mit zunehmendem Wissen, Erfahrung und Alter weiter. Zudem galt ich als zu direkt, straight und als jemand mit enormem Durchsetzungsvermögen. Das sind alles tolle Eigenschaften, aber im Berufsleben oft nicht einfach, wenn man die Pobacken zusammenkneifen muss und entgegen den ethischen und sozialen Interessen handeln soll. Es kam eine Kehrtwende, die nun gar nichts mit meinem Beruf und meiner Ausbildung zu tun hatte, aber mir finanziell erst einmal den Rücken freihielt, ohne dauerhaft weiterhin in dem Schlamassel von Werbung, PR, Marketing, Medien etc. ersticken zu müssen – ich wurde Security Guard und legte bei der IHK die Sachkundeprüfung ab, um im öffentlichen Raum arbeiten zu können. Gefahrenabwehr, Brandschutz, Diebstahlschutz, Alarmverfolgung, Selbstverteidigung, Geländekontrollen und vieles mehr. Da stand ich nun jahrelang Tags und Nachts mutterseelenallein und kam mir vor, wie ein Soldat zur Verteidigung seines Landes (obwohl das natürlich nicht zu vergleichen ist bei der Qualifikation). Ich kämpfte gegen Raub, Diebstahl, betrunkene LKW-Fahrer – für das Hausrecht, für die Chefs der großen Unternehmen, die sich hundert Prozent darauf verlassen konnten, dass ich Alarm schlug, wenn etwas passierte. Nun, als Frau fand ich das irgendwann nicht mehr so toll, mit Taschenlampe im Regen und Sturm nachts durch dunkle Hallen zu laufen oder mich von Männern aus der Reserve locken zu lassen (um mal zu testen, ob das „Mädchen“ das auch tatsächlich kann). Ich konnte. Und ich tat es. Aber ich tue es nicht mehr. Zwölf Stunden am Stück zu arbeiten, für einen niedrigen Lohn und miserable Arbeitstarifvertrag-Regelungen, die einen Würgereiz auslösten, war nicht akzeptabel. Zudem ist man für die Kunden, für die man als externer Dienstleister arbeitet, ein jederzeit austauschbarer Mitarbeiter, der sowieso nie wirklich dazugehört. Ein ernstes privates Problem zwang mich zudem umgehend mit dieser Arbeit aufzuhören, weil ich einen familiären Pflegefall betreuen musste und dafür keiner meiner damaligen Chefs Verständnis hatte. Menschlichkeit und Liebe zu den Angehörigen ist für mich stets wichtiger als jeder Job! Das ist auch jetzt noch so, leider hat die Arbeitswelt dafür keine Zeit. Pflegekassen unterstützen einen Angehörigen finanziell nicht, man ist lediglich kranken- und rentenversichert. Das Risiko war hoch für mich, denn ich hatte auf unbestimmte Zeit kein Einkommen und auch hatte ich meinen Job aufgegeben. Rückblickend das Beste, was ich je habe machen können, denn es versteht sich von selbst, dass man seiner Familie hilft, wenn es nötig ist!
In dieser Zeit dachte ich oft darüber nach, wie schön es ist, anderen Menschen helfen zu können. Ich wunderte mich über all die Menschen in der Pflege oder im Krankenhaus, die einen harten Job machen und dachte: „ Eigenartig. Die haben so eine harte Arbeit, aber wieso sehen sie alle so glücklich aus? Wieso lachen sie und haben eine tolle Lebenseinstellung, während meine früheren Kollegen in anderen Jobs immer nur gestresst wirkten?“ Nach und nach befragte ich sie und fühlte diese Bewunderung für ihre Einstellung zum Leben, zum Tod, zur Arbeit, zu ihrer Berufung. Die besten Menschen habe ich in dieser Zeit kennengelernt und nachgefühlt, wie es sein müsste, auch etwas Soziales für andere Menschen real tun zu dürfen. Es reifte etwas in mir und mir wurde klar, dass ich genau in diesem Bereich meine Befriedigung finden würde. Und nun bilde ich die Schleife zum Beginn meines Artikels: Ich bin weder studierte Sozialpädagogin noch Psychologin oder Erzieherin. Zwar habe ich studiert und einen langen, erfolgreichen Weg hinter mir, aber in diesem Berufsbereich findet das zunächst keine Fachkraft-Anerkennung. Also schaute ich mich um, um auf eigene Kosten eine erste Zertifizierung zu bekommen und war fest entschlossen, meine letzten Berufsjahre einer sozialen Arbeit und der Hilfe für Menschen zu widmen. Sieht man sich nun die Stellenanzeigen in diesem Beruf an, ist man fast am Rande der Verzweiflung. Weil… man will ja helfen und verfügt über jede Menge Empathie und Erfahrung, aber…
Ich hatte wirklich das große, große Glück, dass ich eines Tages eine Stellenanzeige sah, die mich förmlich ansprang und griff sofort zum Telefon. Es folgte ein über zweistündiges Gespräch, bei dem ich heute noch sage „Danke“. Gibt es Schicksal? Ein Zufall? Bestimmung? Ich weiß es nicht, aber es fügte sich ein Stückchen ins andere und ich bekam die wundervollste Chance meines Lebens. Dieser Arbeitgeber setzt das um, was viele andere auch tun sollten. Sie schauen sich die Menschen an, hören ihnen zu und nutzen ihre Lebenserfahrung, um herauszufinden, ob der potentielle Bewerber in Frage kommt. Die Vita interessiert sie herzlich wenig – vielmehr der Mensch, der dahinter steht und seine Einstellung. Chapeau! Davon sollte es viel mehr geben, die gute Leute postum anstellen und an sie glauben. Es gibt genügend Wege der Weiterbildung, ausreichend Fortbildungs-Möglichkeiten, sodass nach und nach der Wissensstand und die notwendigen Qualifikation nachgeholt werden können. Warum tun andere das in ihren Bereichen nicht, obwohl sie wissen, dass solche neuen Mitarbeiter nicht nur überaus motiviert sondern mit Herz und Seele dabei sind und niemals grundlos enttäuschen würden? So viel Vertrauen, das einem entgegengebracht wird, enttäuscht keiner. Liebe Personalchefs, versuchen sie es mal, ihre straffen Strukturen zu durchbrechen, wo es möglich ist und nehmen sie Menschen, die einen Job wollen und dafür kämpfen, ihn zu behalten! Das kostet zwar am Anfang etwas mehr Geld, aber es lohnt sich. Es kommt mir in unserem Land so vor, dass bei den Stellenangeboten eine exakte „to-have-Liste“ existiert, von der kein Zentimeter abgerückt wird und wer nicht alles auf der Liste vorweisen kann, fliegt raus. Schade. Es könnten viel mehr wirklich gute Fachkräfte und Arbeitnehmer beschäftigt werden in Berufen, wo es Engpässe gibt. Wir sehen es aktuell an der Politik, die nun einen Schwerpunkt auf Umschulungen und Bildungsangeboten für Erwachsene in den Fokus setzt. Straffe Strukturen sind überholt und wer sagt ihnen, dass der Bewerber, der eine passende Vita hat, auch ein guter Mitarbeiter sein wird? Vielleicht wirft der nach einem Jahr das Handtuch? Aber Menschen, denen sie Vorschusslorbeeren geben und die sie fördern, die wissen das ganz genau und werden sich noch mehr ins Zeug legen, um sie nicht zu enttäuschen. Was mich angeht, ich fühle, dass ich nach Jahren endlich im richtigen Beruf angekommen bin. In meiner gesamten Literatur habe ich über soziale, menschliche, ethische Dinge geschrieben, weil ich immer feststellen musste, dass Wertschätzung, Respekt, Hilfe, Liebe, Empathie verloren gehen in unserer Gesellschaft. Helfen und anderen Menschen etwas zu geben, macht wirklich glücklich. Dafür büffel ich gerne in diversen Fortbildungsmaßnahmen und hole mir die notwendigen Abschlüsse und Zertifikate. Es gibt einen Satz „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ und das muss selbstverständlich für beide Seiten gelten.
© Petra M. Jansen
Börsencrash
Eigentlich verrückt: Die Zentralbanken müssen einen Flächenbrand löschen, den sie selbst gelegt haben. Denn die Zinsen haben sie so drastisch erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Und die Inflation kommt maßgeblich von dem Energiepreisschock, den der Ukrainekrieg und die Sanktionspolitik gegen Russland ausgelöst haben. Aus Sorge vor Gasknappheit vervielfachte sich der Gaspreis im letzten Jahr an den Börsen und ließ die Inflationsraten nach oben schießen. Nach Jahren der Nullzinspolitik haben viele Banken Staatsanleihen in ihrer Bilanz, die kaum Zinsen abwerfen. Genau diese Anleihen verlieren jetzt kräftig an Marktwert und sorgen für unrealisierte Verluste in den Bankbilanzen. Würden die Banken die Anleihen verkaufen, bekämen sie deutlich weniger dafür. Um Verluste zu vermeiden, müssten sie die Anleihen bis zum Ende der Laufzeit behalten – dann bekämen sie die Ausgabewerte zurück. Das hatte niemand auf dem Schirm. Am 10. März musste in den USA die Silicon Valley Bank (SVB) von der Aufsichtsbehörde geschlossen werden. Verluste in Höhe von zwei Milliarden Dollar hatten sich angehäuft, einen „Bank-Run“ ausgelöst und die Aktien des Instituts um 80 Prozent schrumpfen lassen. Das Institut gehörte zu den 20 größten US-Banken; seit 2018 ist die SVB auch in Deutschland vertreten. Anders als 2008, als es einige Wochen dauerte, bis die Lehman Brothers-Pleite nach Europa schwappte, dauert es 2023 nur wenige Stunden, bis die Bankenkrise in Kalifornien die europäische Finanzwelt erschüttert – zunächst in Form eines Einschlags in der eidgenössischen Bergwelt. Seit dem 14. März droht die Credit Suisse, die zweitgrößte Bank in der Schweiz, zu kollabieren. In der aktuellen Situation werden Krisentendenzen verschärft durch Verluste aus den Lieferketten und als Folge der Sanktionspolitik, bei der der russische Markt für westeuropäische Firmen plötzlich weitgehend entfällt. Hinzu kommen die – vor allem in Europa – massiv gestiegenen Energiepreise, die sich erst im weiteren Verlauf des Jahres 2023 in Gänze und dann massiv negativ auf die Nachfrage auswirken werden. Aktuell wird dies noch durch staatliche Interventionen abgemildert (telepolis.de). Zumal Länder wie Italien oder Österreich durchaus noch russisches Gas und Öl beziehen. Die größte Sorge ist, dass die Welt jetzt doch noch die Rechnung bezahlen muss, die
sie durch die niedrigen Zinsen so viele Jahre vor sich her schieben konnte. Die Folgen der Finanzkrise von 2008 blieben begrenzt, dank des Staates, der notleidenden Banken zu Hilfe kam. Da die Zentralbanken in der westlichen Welt danach die Zinsen schnell senkten, wurde eine Schuldenkrise verhindert. Die Rückkehr der Inflation läutet nach fast 20 Jahren mit extrem niedrigen und teils negativen Kapitalmarktzinsen das Ende einer Ära ein. Die Zinswende führt nun dazu, dass die Risiken wieder ins System eingepreist werden. Das geht notwendigerweise mit Friktionen und manchmal auch Pleiten
einher. Manche nennen es Bereinigung. Sicher ist: Der eigentliche Härtetest steht noch bevor.
175 Jahre Demokratie
Bundesversammlung. Wirtschaftlich hatten Messe, Börse und Banken ein Handels-und Finanzzentrum mit internationalen Verflechtungen geformt. Frankfurt als „Hauptstadt der Demokratie“ (faz.net)! In Europa ging die Revolution um: 1848/49 erlebt der Kontinent erstmals eine Welle von Protesten und radikalen Umbrüchen. Das Ziel: Demokratie und soziale
Gerechtigkeit. Nach Paris und Wien wehte auch in Berlin ein revolutionärer Wind: Knapper Wohnraum, schlechte Arbeitsverhältnisse, Ausschluss großer Bevölkerungsteile von politischer Teilhabe und ein mehr als nur spürbares Gefälle
zwischen Arm und Reich – all diese Probleme drängten sich den Menschen auf. Deutsche Bauern und Arbeiter litten seinerzeit unter Armut und schlechten Lebensbedingungen. Deshalb forderten sie soziale Verbesserungen und begannen — teils gewaltsam — zu protestieren. Es begann die Märzrevolution 1848. Durch die Proteste während der Revolution waren die Fürsten schließlich gezwungen, nachzugeben. Sie hatten an Macht verloren. Man musste Bürgern und Arbeitern
Verbesserungen und eine demokratische Verfassung versprechen. Aus diesem Grund wurde eine Nationalversammlung einberufen. Dabei trafen sich am 18. Mai 1848 ungefähr 600 Abgeordnete aus allen deutschen Staaten in der
Frankfurter Paulskirche — als erstes gesamtdeutsches Parlament. Sie wollten einen einheitlichen deutschen Nationalstaat gründen und eine freiheitliche Verfassung erarbeiten. Die Paulskirchenverfassung war die erste deutsche Verfassung, die Grund- und Freiheitsrechte für alle Deutschen beinhaltete. Sie ging aus der Märzrevolution 1848 hervor. Die Reichsverfassung von 1848 sah eine konstitutionelle Monarchie mit erblichem Kaisertum vor. Außerdem legte sie erstmals Grundrechte, wie Freiheits-, Eigentums-und Wahlrechte für deutsche Bürger fest. Damit war sie absolut modern. Letzten Endes scheiterte die Paulskirchenverfassung und trat nie in Kraft, weil sich die mächtigen Fürsten dagegen wehrten. Trotz allem war sie Vorbild für die Verfassungen von 1919 und 1949. Zu den vielen Faktoren, die zum Scheitern der Nationalversammlung führten, gehörte vor allem die innere Uneinigkeit des Parlaments. Die Liberalen fanden nicht genug
Mut, dem monarchischen System zu entsagen und auf der Basis der Volkssouveränität eine Republik zu wagen. Gleichzeitig stoppten sie die Revolution, wo ihre bürgerlichen Rechte errungen waren, ohne Rücksicht auf die Forderungen der Handwerker, Bauern, Arbeiter. Als sie schließlich deren Aufstände mit eigenen Truppen niederschlagen ließen, hatten sie jeden Rückhalt in der Bevölkerung verloren. Noch entscheidender war schließlich der Widerstand der einzelstaatlichen
Belarus
Tausende russische Soldaten auf belarussischem Boden stationiert. Eine belarussische Beteiligung am Krieg wird immer wieder befürchtet. Lukaschenko hat in diesem Monat bereits die Bildung einer neuen sogenannten Territorialverteidigung aus Freiwilligen angeordnet. Alexander Wolfowitsch, Staatssekretär des Sicherheitsrats, gab bekannt, dass im Fall einer „Ausrufung des Kriegsrechts und der Umstellung der Wirtschaft auf Kriegsmodus“ bis zu 1,5 Millionen Personen abrufbar seien (belta.by).
Lukaschenko gab sich bisher immer aufmüpfig gegenüber dem Machthaber in Moskau. Dabei ist der Despot von Minsk heute so abhängig von Putin wie nie zuvor. Russland könnte nun weitergehende Pläne mit Belarus haben, nämlich das Nachbarland im Westen zu einem Vasallenstaat zu machen. Das jedenfalls geht aus einem Dokument hervor, das aus der russischen Präsidialverwaltung stammen soll und das eine internationale Recherchekooperation auswerten konnte (tagesschau.de). Das interne, bislang nicht öffentlich bekannte Strategiepapier soll aus dem Sommer 2021 stammen und ist siebzehn Seiten lang. Es skizziert den Plan für eine schleichende Annexion der bislang unabhängigen europäischen Nation Belarus durch Russland. Und zwar mit politischen, wirtschaftlichen und militärischen Mitteln. Detailliert wird beschrieben, wie Russland schrittweise die Kontrolle über Belarus erlangen könnte. Mit dem Endziel der Schaffung eines sogenannten Unionsstaates – spätestens im Jahr 2030. Das Vorhaben eines „Unionsstaates“ existiert seit 1999, wie weitreichend diese Pläne seitens Russlands gehen sollen, war bislang nicht bekannt. Bislang war das Thema „Unionsstaat“ immer als ein Zusammenschluss in beidseitigem Interesse kommuniziert worden. In dem Papier geht es nun nur noch um den Vorrang russischer Interessen. Erstes beabsichtigtes Zwischenziel war das Jahr 2022. Bis dahin sollte die Bevölkerung – insbesondere politische und militärischen Eliten – prorussisch beeinflusst und westliche Einflüsse zurückgedrängt werden, um ein „Bollwerk“ gegen die NATO zu schaffen. Auch gemeinsame Militärmanöver waren geplant. Die in Belarus begonnene Verfassungsreform sollte nach russischen Bedingungen vollendet, Gesetze mit denen der russischen Föderation harmonisiert
werden, heißt es weiter. Bis 2025 wolle man unter anderem die russische Militärpräsenz in Belarus ausbauen und die Vergabe von russischen Pässen an die Bevölkerung vereinfachen. Energieversorgung, Transport und Kommunikation sollen in die russischen Systeme integriert werden. 2030 schließlich solle aus Russland und Belarus der besagte „Unionsstaat“ werden, mit einheitlicher Grenz- Zoll- und Steuerpolitik, gemeinsamer Militärführung und einer gemeinsamen Währung. Russisch solle die dominierende Staatssprache werden (sueddeutsche.de). Die Gefahr aus Moskau ist nicht gebannt…
Yoko Ono
Februar 1933 wurde Yoko Ono, die berühmte Vertreterin der Fluxus-Bewegung, in Tokio geboren. 90 Jahre ist die Lady die Tage geworden, Zeit für einen Rückblick. An der Karriere von Yoko Ono kann man einiges über die US-amerikanische
Kunstgeschichte der Nachkriegszeit erzählen. Anfang der 1950er-Jahre kam die Tochter einer wohlhabenden japanischen Bankerfamilie nach New York und heiratete
dort den John-Cage-Schüler Toshi Ichiyanagi, mit dem sie bis 1962 zusammenblieb. Sie wurde Teil der Fluxus-Bewegung und machte Konzeptkunst, bevor sich der Begriff überhaupt etabliert hatte. Sie legte Leinwände auf den Boden, auf denen „A Work To Be Stepped On“ stand und die betreten werden durften. In ihrem „Cut Piece“ ließ sie sich 1965 vom Publikum die Kleider vom Leib schneiden und machte noch vor Performance-Pionierinnen wie Marina Abramovic oder Ana Mendieta den weiblichen Körper zu einem Austragungsort von Machtspielen. Im „Film No.4 (Bottoms)“ von 1966 filmte sie mit forschendem Interesse eine Reihe nackter Hintern berühmter Londoner Persönlichkeiten – ein Werk, das nicht nur einen leisen Humor mit Zen-Idealen paart, sondern auch eine unbeeindruckte Haltung gegenüber der Verehrung von Stars einnimmt. Auch die Installation “We Are All Water“ von 2006 zielt darauf ab, dass wir letztlich alle aus denselben, wenig glamourösen Zutaten bestehen (monopol-magazin.de).
Viele sehen sie nur als Witwe von John Lennon oder als die Frau, die die Beatles zerstört habe. Fans nannten sie die „böse Hexe im Beatles-Märchen“. „Ich bin in sie verliebt“, soll John Lennon Ende der 1960er Jahre der versammelten
Presse, während Yoko Ono daneben saß und zu diesem Thema schwieg. Schnell machte der Verdacht die Runde, der Musiker sei seiner sieben Jahre älteren Partnerin hörig. 1969 heirateten die beiden. Ein Jahr später kündigte Paul McCartney an, die Beatles zu verlassen, nicht ohne zu erwähnen, dass Johns Hang zu Yoko durchaus einen Anteil an seiner Entscheidung hatte (dw.com). Ob und wie weit sich die Bandmitglieder schon vor dieser Beziehung voneinander entfernt hatten, musikalisch wie menschlich, das blieb offen. Der Stempel, der Sargnagel der berühmtesten Band der Geschichte zu sein, trübt seitdem das Image von Yoko Ono.
Whatever happened …
Yoko Ono als Stereotyp für die ewig Schuldtragende, in direkter Ahnenreihe mit Eva: Als perfekter Sündenbock für die Katastrophe, die für Millionen von Musikfans das Ende einer der legendärsten Pop-Bands bedeutete, ist sie selber zu einem popkulturellen Phänomen geworden. „Yoko-Ono-Effekt“ (nzz.ch) heißt seitdem die Störung einer harmonischen Personenkonstellation durch einen fremden Eindringling
– jüngstes Beispiel: Meghan Markle. Ihr eingängiger Name, bestehend aus zweimal zwei Silben, klingt selber wie ein
Konzept: Die beiden chinesischen Schriftzeichen ihres Vornamens bedeuten „Kind des Ozeans“. Gelesen werden können sie aber auch als „Mädchen des Westens“ (a.a.O.). Und Yoko Ono ist immer beides gewesen: eine Person des Ostens wie auch des Westens, eine Japanerin und eine Amerikanerin – das Kind eben, das über den Ozean kam.
Train ride
Train ride
The earth on the train.
Cities and villages flying by.
The train to nowhere.
Coming from the court of hell,
No one knows where to.
The world sings the blues,
Whiskey and smoke.
Bridge on the Moodyriver,
The river’s blue,
The other side in flames.
Clouds are dancing,
The earth is shaking.
Sodom celebrating
And the curtain is tearing.
Dust … All of us!
The winds are blowing,
It freshens up.
Pages in the book,
Turned over …
New chapter!
Four riders in the clouds,
Galloping on the storm.
Stomping hooves,
The train picks up speed.
Sound of the horns.