Die Welt wird seit Jahrhunderten – oder sind es bereits Jahrtausende? – von Männern beherrscht. Patriarchat! Der Vater sagt, was die Kinder zu tun und zu lassen haben, er ist der Herr im Hause. Frauen unterstützen die Männer, die sie geheiratet haben. Der Ehemann ersetzt den Vater. Es geht gerade so weiter. Männer führen Kriege, sie töten, sie leiten die Wirtschaft, sie sind verantwortlich für die Krise. Frauen bringen Kinder zur Welt, ziehen sie groß, bauen wieder auf. Was die Wirtschaft angeht, hat man jetzt das Weibliche entdeckt. Frauen sollen in Führungspositionen, es soll nach der großen Wirtschaftskrise von 2008 in Zukunft alles besser werden. Die Männer waren am Zuge, sie haben versagt! Wieder sind es die Frauen, die es am Ende richten müssen. Männlich -. schlecht, weiblich gut! Testosteron – Untergang, Oestrogen – Zukunft? Die Jahrtausendwende war mit Sicherheit ein willkommender Schnitt, vom Patriarchat Abschied zu nehmen. Frauen müssen am Alltag der modernen Welt partizipieren. Viele Strömungen, auch in der Politik, fordern Leadership der Damen. Gleichberechtigung bringt nichts, „Frauen sind die besseren Männer!“. So hieß es schon in der Emanzenbewegung der 1968er. Schön und gut! Manche Fakten sprechen auch dafür. Mädchen sind bereits in der Schule besser als die Jungs, disziplinierter und belesener. Später sind sie als Frauen in Unternehmen besser, weil zur Teamarbeit befähigt im Gegensatz zum männlichen Konkurrenz- und Ellenbogendenken. Aber ist das – näher beleuchtet – wirklich so?! Sind es nicht in der Grundschule vorwiegend die Lehrer, die für den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler verantwortlich sind? Und sind diese Lehrer in der Grundschule nicht vorwiegend weiblich? Und weiterhin: war es bisher nicht so, wenn Frauen eine bestimmte Führungsposition zugestanden wurde, dass es an ihnen war, den „Dreck“ wegzuräumen, den Männer vorher verursacht hatten, die sich nun vor der Verantwortung drückten?! Wer sagt uns, dass ein Matriarchat besser ist als ein Patriarchat? Niemand, weil es niemand weiß. Jedes System ist in sich geschlossen. Frauen werden die Fehler der Männer nicht wiederholen. Aber sie werden andere begehen, an die wir jetzt noch gar nicht denken. Nobody is perfect! Bei tieferer Denke sollte es uns auch möglich sein, eine passende Lösung zu finden, die den komplexen Anforderungen der modernen Gesellschaft entspricht. Wir, Frauen und Männer, leben in der gleichen Gesellschaft, auf der gleichen Erde. Der Mensch neigt zu einfachen Lösungen. Und einfach ist, wenn es so nicht geklappt hat, es genau anders herum zu machen. Ich glaube, das wird unser größter Fehler sein. So, wie Nationalstaaten in Zukunft zusehends ausgedient haben werden, so wird auch das Patriarchat (hauptsächlich in der Wirtschaft) seinen Hut nehmen müssen. Mit „Willkommen Mater!“ starten wir aber einen Gender-Nationalismus, in dem wir einfach Veränderungen, die der Lauf der Zeit mit sich bringt, vollkommen außer Acht lassen. Mögen viele Dinge in der Vergangenheit aufgrund (zu viel) Testosterons schiefgegangen sein. Unser Vergleichsmaßstab muss dann lauten: Wie wäre es damals mit Oestrogen ausgegangen? Wir dürfen nicht den Schluss ziehen: Also wird es zukünftig unter der Ägide von Frauen besser. Dafür haben wir keinen Beleg. Im Gegenteil! Der Mensch ist nicht nur hormongesteuert. Er besitzt Verstand und Vernunft. Es ist ein Armutszeugnis für unter anderem politische Parteien, sich aufgrund eines „Hormonwechsels“ bessere Zukunftsaussichten zu erwarten. Wenn man bedenkt, dass so manche schon Regierungsverantwortung hatten und auch wieder anstreben, so mag man an der intellektuellen Befähigung potenzieller Regierungsmitglieder zweifeln. Alles in allem: Kippen wir alte und überholten Ansichten über Bord, wappnen wir uns für die Zukunft. Weg mit dem schlechten Klischee eines männlichen Erdenbewohners, nämlich dem einer wandelnden Gefahr. Stimmt nicht?! Darüber kann man streiten! Das beginnt schon im Sandkasten. Haut Chantal Kevin mit der Schaufel auf den Kopf, ist sie ein selbstbewusstes Mädchen. Ist es umgekehrt, ist Kevin verhaltensgestört. Zur Erinnerung: die Handlung bleibt die gleiche! Die Frauen haben sich emanzipiert. Geben wir den Jungs und Männern auch die Chance dazu. Es wird langsam aber sicher Zeit. Wir tragen die Urahnung eines Männerbildes mit uns, das – übrigens durch Männer wie Humboldt und Kant unter anderem – um 1800 entstanden ist. Bis heute!
© Thomas Dietsch