Wollte man eine Bilanz zu Barack Obamas Präsidentschaft ziehen, ist das nicht ganz so einfach. Einfach ist es nie, wenn jemand über zwei Perioden regiert.
Barack Hussein Obama II, geboren am 04. August 1961 in Honolulu/Hawaii, ist seit dem 20. Januar 2009 der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Er ist Rechtsanwalt, spezialisiert auf US-Verfassungsrecht. Seit 1992 gehört er der Demokratischen Partei an, 1997 wurde er Mitglied des Senates von Illinois. Bei den Präsidentschaftswahlen 2008 setzte er sich gegen seinen republikanischen Konkurrenten John McCain durch, bei der Wahl 2012 besiegte er seinen Herausforderer Mitt Romney.
Am 10. Dezember 2009 erhielt er den Friedensnobelpreis.
Nicht zuletzt ist zu erwähnen, dass Barack Obama der erste nicht-kaukasische Präsident ist. Für Amerika eine Herausforderung, umgekehrt war und ist Amerika für ihn eine Herausforderung. Man darf wohl sagen, dass beide diese Hürde genommen haben. Somit hat Obama, was die Rassenproblematik angeht, ein Zeichen gesetzt, sein Land in das 21. Jahrhundert geführt. Die Vereinigten Staaten sind offener und toleranter geworden unter seiner Präsidentschaft. Das alles darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es immer noch Rassenkonflikte gibt. Es seien hier nur der gewaltsame Tod eines schwarzen Jugendlichen durch die Hand der Polizei in dessen Heimatort in Missouri und die Debatte über die „Stars-and-Bars-Flagge“ genannt. Die Konflikte gab es schon immer in der Geschichte der USA, vor 50 Jahren waren sie entschieden schlimmer als heute. Unter Obama ist ein neues Bewusstsein entstanden. Man hinterfragt diese Konflikte, nimmt sie nicht mehr als gegeben hin. Und hierin liegt Obamas Erfolg! Das Bewusstsein für Ungerechtigkeit geweckt zu haben. Dass er den Rassenkonflikt als Ganzes in seiner Amtszeit löst, hat wohl niemand ernstlich erwartet.
„Yes, we can!“, mit diesem Slogan ist er dazumal gestartet. Und um fair zu sein: „He could!“. Wie immer am Ende der zweiten Amtszeit – wenn denn jemand so lange regiert – ist Obama zur „Lame Duck“ geworden. Er hat beide Häuser des Kongresses, den Senat und das Repräsentantenhaus, gegen sich. Es hat ihn mehrfach gebeutelt: Weitgehend unerfüllte Wahlversprechen, der Pyrrhussieg der Krankenversicherung, eiskalte Drohnenkriege, die vermasselte Guantanamo-Schließung, der NSA-Skandal. Wollte man, ließe sich die Liste um einiges weiterführen. Aber konnte je ein Politiker alle Wahlversprechen einhalten? Auch die Versprechungen von Reagan und Kennedy blieben vielfach unerfüllt, was sie nicht daran gehindert hat, mit der Zeit „mythische Bedeutung“ (Sam Tanenhaus) zu erlangen. Auch die kritischsten Kritiker müssen eingestehen, dass bei Obama nicht alles Scheitern war. Obama hat zumindest einige seiner hochgesteckten Ziele erreicht. Seine Wirtschaftspolitik wird gerne heruntergemacht, aber die Arbeitslosenquote fiel gerade das erste Mal seit Juli 2008 um sechs Prozent.
Obamas Einzigartigkeit bestand darin, gleich zwei Ideale zu vereinen, an deren Erreichen der Präsident sich nun messen lassen muss: Das Ende politischer Grabenkämpfe und die schrittweise Verarbeitung Amerikas rassistischer Vergangenheit.
Präsident Obamas Haar ist grau geworden über den beiden Amtszeiten. Aber er war und ist einer der jungen Präsidenten, wie unter anderen Bill Clinton und John F. Kennedy. Mit ihnen kamen neue Ideen in die verkrustete Struktur einer immer noch jungen Nation.
In einem Supermarkt in den USA mag einen die Verkäuferin fragen: „Can I help you, darlin´?!“ oder es mag Ärzte geben, die ohne Honorar Menschen ohne Krankenversicherung in Massen helfen. Und solange das der Fall ist, gibt es eine Zukunft für dieses Land. Es trägt eine Hoffnung, mit der Barack Obama gestartet ist und von der er uns einen Teil zurücklässt. Amerika ist ein Projekt, das noch lange nicht abgeschlossen ist. Mögen auch die Besserwisser immer etwas zu meckern haben … In vielerlei Hinsicht war und ist Präsident Obama der richtige Mann, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit.
Und es ist an letzterer zu sagen: „Thank you, Mister President!“.
© Thomas Dietsch