Zum letzten Mal war einer von ihnen 1982 auf unserem Planeten gelandet. Wir kennen ihn alle noch: ET., der nette, schrullige Außerirdische mit der leuchtenden Fingerspitze. „ET. phone home!“. Streng geheim sind seitdem immer noch die Akten über sie, ein Nährboden für Verschwörungs–theorien und Phantasien über Ufos oder außerirdisches Leben. Ob sie wirklich schon gelandet sind, etwa in Area 51 in der Wüste Nevada oder in verlassenen Braunkohleabbaugebieten der Lausitz, wollte eine Bundestagsabgeordnete der CDU neulich wissen. Es bedurfte eines Urteils des Bundesgerichtshofes, damit eine – streng geheime – Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes im Bundestag ans Licht der Öffentlichkeit gelangte.
Die traurige Nachricht: Die Bundesregierung hält „eine Landung Außerirdischer auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand für ausgeschlossen“. Zwar lege die Tatsache, dass sich Frankreich und Großbritannien mit der Existenz von Ufos und außerirdischen Lebensformen beschäftigen nahe, dass sich auch deutsche Behörden oder Ministerien damit befassen – aber Gewissheit gebe es darüber nicht.
Wird sich ET. nochmal in der Zukunft bei uns blicken lassen oder war das Intermezzo 1982 das einzige Stelldichein?! Ja, das sei es, sagen die Wissenschaftler des Bundestages, und führen in ihrer mehrseitigen Ausarbeitung alles, was Rang und Namen hat, auf, um das zu belegen. Unter anderen hat der Nobelpreisträger und Physiker Enrico Fermi die Wahrscheinlichkeit von Leben im All berechnet. Demnach müsste eine Zivilisation, die zur interstellaren Kolonisation fähig wäre, die gesamte Galaxie längst vollständig erobert haben. Dafür hätten die Außerirdischen höchstens 50 Millionen Jahre gebraucht. Unsere Milchstraße sei aber erheblich älter und außer uns Menschen machte sich bekanntlich niemand die Erde untertan.
Gegen die Existenz fliegender Untertassen spreche auch die jahrzehntelang vergebliche Erforschung des Universums nach verräterischen Signalen. So scannen die Radioteleskope des Projektes SETI das Universum nach elektromagnetischer Strahlung von Außerirdischen ab, weil dies die „einfachste und wahrscheinlichste Möglichkeit“ ist, „extraterrestrisches Leben in naher Zukunft zu entdecken“. Kritiker mögen einwenden, das sei zu anthropozentrisch gedacht: Nur weil die Erde im Universum am ehesten durch die Radio und Fernsehsignale ihrer Bewohner auffällt, muss es noch lange nicht heißen, dass Außerirdische sich derselben Signale bedienen. Alles in allem: Sieht man von dem „Wow-Signal“ aus Richtung des Sternbildes Schütze vor jetzt 38 Jahren ab, ist auch hier wenig zu holen, was die Existenz von Nachbarn im Universum belegte.
Die Wissenschaft geht heute von möglichen „Spuren von Leben“ aus und warnt, das bedeute „keinesfalls, dass es sich um komplexere Organismen oder gar intelligentes Leben handelt“. Leben wäre auf Planeten denkbar, die einen ähnlichen Abstand zu ihrem Stern haben wie die Erde zur Sonne, also sich in der habitablen Zone befinden. Dort könne, so wie überall im All, „auf der Basis von Kohlenstoff, Stickstoff und Wasser“ einfaches Leben entstehen.
Noch sind wir also nach dem Stand der heutigen Wissenschaft die „Krone der Schöpfung“. Lassen Sie uns aber nicht übermütig werden: Was ist mit den vielen Zeugen, die schwören, sie hätten Ufos gesichtet – darunter Militärs und andere glaubhafte Offizielle? „Die Bundesregierung hat keine Erkenntnisse über Sichtungen sogenannter Ufos“, so die Erklärung aus dem Jahr 2008. Und warum ermunterten die Vereinten Nationen im Jahr 1978 die Staaten zur Jagd nach Ufos? Weil in Zeiten des Kalten Krieges die Entwicklung „neuer Fluggeräte, Spionagesatelliten durch die militärischen Gegner Anlass boten, sich mit solchen Fragestellungen zu befassen“, sagen die Wissenschaftler. Und die in den letzten Jahren fieberhafte Suche nach Parallel-Erden? Ein neuer Hype? Nein! Wir übernutzen unseren Heimatplaneten. Bald werden wir 8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten sein. Was die Rohstoffe angeht, reicht es nicht mehr für alle. Das Projekt „Bergbau im All“ soll vorangetrieben werden. Beginnen wolle man bei Asteroiden.
Last not least: Die Website grenz/wissenschaft-aktuell stöberte eine bis ins Jahr 2021 gesperrte Ufo-Akte des Bundesnachrichtendienstes auf. Jene Akte B206/1914 weiß zu berichten: Am 26. August 1986 bezeugten drei Beamte des Nachtdienstes aus der Grenzschutzstelle Puttgarten, ein in der Luft schwebendes unbekanntes Flugobjekt durch das Fenster ihres Dienstraumes gesehen zu haben. Nach guter deutscher Manier notierte man: „Bitte einen Ufo-Vorgang anlegen!“
Beste Grüße vom Sommerloch!