Am 12. Juli 2015 wäre er 120 Jahre alt geworden. Die Rede ist von Richard Buckminster Fuller. Am 12. Juli 1895 in Milton/Massachusetts geboren, starb er am 01. Juli 1983 in Los Angeles/Kalifornien. Er war Architekt, Konstrukteur, Designer, Visionär, Schriftsteller und Philosoph, kurz ein Allroundgenie.

Name, Beruf, Steuernummer … ? Souveräne Staaten, so R. B. Fuller, verlangten Auskunft auf lächerliche Fragen. Wo wohnen Sie? Wann wurden Sie geboren? Buckys Antwort: „Ich bin unsterblich. Ich schaue alle Jubellichtjahre mal vorbei, mal hier, mal dort. Gerade bin ich Passagier des Raumschiffs Erde, das mit 60.000 Meilen pro Stunde unterwegs ist irgendwo im Sonnensystem … Aber warum fragen Sie?“.

Fuller hat im Jahre 1969 ein Buch unter dem Titel „Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde“ herausgebracht. Seine Sichtweise: Wir ziehen in unserem Raumschiff mit 60.000 Meilen/Stunde durch das All. Die Erde ist unser Raumschiff und wir haben nur dieses Raumschiff. Es stellt sich also die Frage: Warum gehen wir mit unserer einzigen Existenz so um, wie wir mit ihr umgehen?! Das kann keiner beantworten. In den 1950er Jahren war von Umweltschutz überhaupt keine Rede, in den 1960ern, der Hippie- und Wirtschaftswunderzeit, wollte auch niemand etwas davon wissen. Erst in den 1970ern entwickelte sich ein Bewusstsein; Umweltschutz hatte etwas, aber bitte nicht bei mir! Was kann ich schon ändern … Der Geologe Francois de Chardenedes hatte einmal für Fuller errechnet, wie viel Zeit und wie viel Energie (in Form von Hitze und Druck) die Natur benötigt, um eine Gallone (das sind 3,79 Liter) Öl zu produzieren. Das Ergebnis: Wenn man dafür den Preis zu bezahlen hätte, den die Stromversorger ihren Kunden abnehmen, dann müsste eine Gallone über eine Million Dollar kosten. Wenn man bedenkt, was wir tagtäglich an Treibstoff auf dem Weg zur und von der Arbeit innerhalb kürzester Zeit verbrennen – die Natur benötigte hierfür Millionen bzw. Milliarden von Jahren -, dann ist dies wirklich erschreckend. In Form einer Bilanz ausgedrückt sehen wir auf den gewachsenen Posten „Eigenkapital“. Wir haben Gewinne eingefahren, die Wirtschaft wächst. Was unser „Raumschiff“ angeht, haben wir die Bilanz aber gefälscht. Die Verbindlichkeiten gegenüber der Erde werden verschwiegen, nicht ausgewiesen. Rohstoffverbrauch, Verschmutzung und Vergiftung des Lebensraums werden unter den Teppich gekehrt.

„Divide et impera!“, eine Redewendung, welche bedeutet, man solle ein Volk oder eine Gruppierung in Untergruppen aufspalten, damit seien sie leichter beherrschbar. Die Formulierung wird zuweilen Niccolò Machiavelli zugeschrieben. „Spezialisierung“ ist heute das Schlagwort, hauptsächlich in der beruflichen Welt. Mit „seichter“ Allgemeinbildung kommt man nicht mehr weit. Weniger Breite, mehr Tiefe. Wir züchten sozusagen Spezialisten. Nach Fuller hat die Natur das nicht gewollt. Er bringt ein simples Beispiel: kleine Kinder haben eine natürliche Neugier. Für alles! Alles muss ausprobiert werden. Hätte die Natur dies anders gewollt, wäre dies im Genmaterial des Menschen ganz anders angelegt. Ist es aber nicht! Spezialisieren heißt teilen. Der Mensch wird besser beherrschbar, ihm fehlt der Blick über den Tellerrand!

Unser Blick auf die Welt ist verquert, ja, antiquiert. Im Universum gibt es keine als

Oben und Unten identifizierbaren Örtlichkeiten. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Keine der Senkrechten auf unserer kugelförmigen Erdoberfläche ist mit einer anderen parallel, sie führen in unendlich viele Richtungen. Sogar dem Astronauten Charles „Pete“ Conrad, Jr. rutschte heraus, er sei nun „hier oben auf dem Mond“, und US-Präsident Richard Nixon gratulierte den Astronauten zu ihrer Fahrt „hinauf zum Mond und wieder herunter zur Erde“. Die Erde ist in unseren Köpfen immer noch eine Scheibe. Daran müssen wir arbeiten, um uns und unser Universum besser zu verstehen.

Mister Fuller, ich erhebe mein Glas und gratuliere!

© Thomas Dietsch