Kommt nach der Wirtschafts- und Flüchtlingskrise jetzt die Münzenkrise?

In der Schweiz sind Ein- und Zweiräppler Geschichte. In Deutschland dagegen sprengen Ein- und Zwei-Cent-Stücke das Portemonnaie. Händler der Stadt Kleve haben den Münzen nun den Kampf angesagt.

Viele Einzelhändler in der niederrheinischen Stadt wollen ab Beginn Februar Ein- und Zwei-Cent-Münzen aus ihren Kassen verbannen. Stattdessen soll die Endsumme auf dem Kassenbon auf Fünf-Cent-Beträge auf- oder abgerundet werden.

Die Abwicklung der Zahlvorgänge mit Kleingeld sei einfach zu teuer geworden, begründete die Vorsitzende des Händlerzusammenschlusses Klever City Netzwerk die Initiative.

Das Netzwerk hat über 800 Händler in der 50.000-Einwohner-Stadt angeschrieben und aufgefordert, ab 1. Februar auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen zu verzichten. Wie viele am Ende mitmachen, ist aber ungewiss. Vorbilder für das Auf- und Abrunden an der Kasse gibt es in Europa in den letzten Jahren einige. In Deutschland ist Kleve nach Informationen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) allerdings die erste Stadt, die so etwas macht.

Die Teilnahme an der Aktion ist sowohl für Händler als auch für die Verbraucher freiwillig. Wer als Kunde mit dem Runden nicht einverstanden ist, hat eine Anspruch darauf, sein Rückgeld centgenau herauszubekommen. Und bezahlt werden kann natürlich auch weiter mit den Ein- und Zwei-Cent-Münzen im Portemonnaie.

Macht der Kunde mit, so wird beispielsweise ein Einkaufsbetrag von 11,22 Euro auf 11,20 Euro abgerundet, ein Bon mit 11,23 Euro dagegen auf 11,25 Euro aufgerundet. Kartenzahlungen sind nicht von der Regelung betroffen.

Hintergrund der Aktion ist, dass das Bevorraten des Kleingeldes und seine Einzahlung bei den Banken in den vergangenen Jahren für den Handel zu einem spürbaren Kostenfaktor geworden ist. Denn die meisten Geldinstitute lassen sich inzwischen die Ausgabe von Münzrollen und das Zählen und Überprüfen eingezahlter Münzen honorieren. Die Sparkasse Kleve etwa berechnet den Händlern bei Einzahlungen größerer Münzmengen nach Angaben eines Sprechers einen Cent pro Münze für die Bearbeitung. Ein-Cent-Münzen bei der Bank abzuliefern, wird damit zum Nullsummenspiel. Der Grund für die Aktion ist also ein monetärer: Das Hantieren mit den kleinen Münzen wird für die Händler immer teurer. Die Beschaffung einer Rolle mit 50 kupferfarbenen Münzen kostet 30 bis 50 Cent. Und wenn man das Bargeld wieder einzahle, würden erneut Gebühren fällig, klagen die Händler.

Zu der Aktion inspirieren ließ man sich von den Niederlanden – die Grenze liegt nur 10 Kilometer entfernt –, wo seit 2004 die kleinsten Münzen faktisch nicht mehr zum Einsatz kommen. In der Euro-Zone kennen auch Finnland, Belgien und seit kurzem Irland solche Rundungsregeln an der Kasse. Die Schweizer Eidgenossen haben die Zwei- und Einräppler 1978 bzw. 2007 sogar abgeschafft. 30 Prozent der Kunden in Kleve stammen aus den Niederlanden und kennen damit die Praxis.

Ein- und Zwei-Cent-Stücke werden in Deutschland zwar als Wechselgeld oft ausgegeben. Dann aber ist es vielen Leuten zu mühsam, sie an der Kasse wieder hervorzuklauben. Drei Viertel der Ein- und Zwei-Cent-Stücke landen gemäß Deutscher Bundesbank im Einmachglas. Wegen des Hortens müssen auch ständig Münzen nachproduziert werden.

Schließlich sind die Münzen auch für den Steuerzahler ein schlechtes Geschäft: Die Herstellungskosten der Ein-Cent-Münzen lägen über dem Nennwert, bei der Zwei-Cent-Münze etwas darunter, erklärt das Finanzministerium. Würde man die beiden kleinsten Münzen abschaffen, gäbe es laut Handelsblatt im Schnitt noch 1,98 Münzen als Retourgeld statt der derzeit 2,68.

Die Redensart „Nur Bares ist Wahres“ hat viele Anhänger.

„Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert!“. Ich frage mich: Sind wir übermütig geworden oder ist alles im Endeffekt doch nur eine Kostenfrage?!