China und Taiwan haben eine komplexe und historisch bedeutsame Beziehung. Nach dem chinesischen Bürgerkrieg im Jahr 1949 gründete die Kommunistische Partei die Volksrepublik China (PRC) auf dem Festland, während die Nationalistische Partei, auch bekannt als Kuomintang (KMT), sich nach Taiwan zurückzog und die Republik China (ROC) gründete. Die VR China betrachtet Taiwan als einen Teil ihres Territoriums und verfolgt eine
Politik der Wiedervereinigung, notfalls mit Gewalt. Allerdings verfügt Taiwan über eine eigene Regierung eigenen Regierung und einem eigenen politischen System, und viele Taiwaner sehen sich als unabhängig vom chinesischen Festland. Im Laufe der Jahre war der Status Taiwans auf der internationalen Bühne immer wieder Gegenstand von Debatten und Streitigkeiten. Die VR China hat versucht, Taiwan diplomatisch zu isolieren und zu verhindern, dass es als Anerkennung als unabhängige Nation zu verhindern. Im Jahr 1971 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution 2758, in der die VR China als einziger legitimer Vertreter Chinas anerkannt und schloss die ROC aus der UNO aus. Taiwan hat heute eine freie Presse, eine lebendige Kunstszene, die Ehe für alle. All das gibt es in China nicht. Seit über siebzig Jahren schwelt der Konflikt zwischen China und Taiwan. In den vergangenen Monaten hat sich die Lage jedoch zugespitzt. Kommt es zum Krieg? Seit der Wahl von Tsai Ing-wen zur Präsidentin im Jahr 2016 haben sich die Beziehungen zum Festland verschlechtert. Tsai und ihre Demokratische Fortschrittspartei sind China gegenüber kritisch eingestellt. Seit 2021 sendet China immer öfter Militärflugzeuge in den taiwanischen Luftraum. Mit dem Besuch der damaligen Sprecherin des amerikanischen Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, im August 2022 haben sich die Spannungen noch einmal gesteigert. Die Regierung in Peking nannte den Besuch „brandgefährlich“ und reagierte mit einer Reihe Militärübungen. China feuerte auch ballistische Raketen ab, die zum Teil in das Staatsgebiet Taiwans eindrangen. Taiwan, offiziell Republik China genannt, verwaltet sich seit 1949 selbst. Nach Jahrzehnten der Militärherrschaft hat sich Taiwan seit Anfang der 1990er Jahre zu einer Demokratie entwickelt. Die Mehrheit der Bevölkerung Taiwans versteht sich als Taiwaner und nicht als Chinesen und lehnt eine Vereinigung mit dem Festland ab. Die kommunistische Führung in Peking hingegen betrachtet Taiwan als Teil ihres Territoriums, obwohl sie den Inselstaat nie kontrolliert hat. Peking strebt eine „Wiedervereinigung“ Taiwans mit dem Festland an – wenn nötig mit gewaltsamen Mitteln. China demonstriert mit gezielten Provokationen seinen Machtanspruch auf die „abtrünnige Provinz“. Chinas Militärübungen in der Straße von Taiwan sind fast Alltag geworden, wobei die Kriegsschiffe immer häufiger auch die Mittellinie überqueren. Die Seegrenze gilt als inoffizielle, aber weitgehend respektierte Grenze zwischen China und Taiwan. Eine Blockade, wie Peking sie mehrmals übte, hätte globale Folgen, denn das Gewässer gehört zu den wichtigsten Seerouten: Fast die Hälfte aller Containerschiffe der Welt fahren zwischen der Volksrepublik und der freien Insel hindurch.