In einer Grußbotschaft für eine Uni-Abschlussfeier hat der ehemalige US-Präsident seinen Nachfolger Donald Trump scharf kritisiert. Diese Pandemie hat vor allem unsere Überzeugung zunichte gemacht, dass die Leute, die in der Verantwortung stehen, wissen, was sie tun, so Obama (heute.at).

Obama verzichtete wie schon bei seiner letzten Kritik darauf, konkrete Namen zu nennen. Stattdessen nahm er die US-Regierung gesamt ins Visier. Auf Einzelpersonen angesprochen meinte er: Viele von ihnen tun nicht einmal so, als seien sie verantwortlich“. Obama hat sich seit seinem Ausscheiden aus dem Amt im Januar 2017 nur noch sehr sporadisch mit politischen Statements zu Wort gemeldet. Die Uni-Absolventen rief er dazu auf, selbst die Initiative zu ergreifen und Verantwortung zu übernehmen.

Trumps Krisenmanagement sei „eine absolut chaotische Katastrophe“, sagte Obama laut einem Audiomitschnitt schon vor einer Woche in einem Gespräch mit früheren Mitgliedern seiner Regierung (faz.net). Auch andere amerikanische Medien sprachen über die Äußerungen. Obama kritisierte, in Trumps unangemessenen Reaktionen auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie spiegele sich eine Denkweise des „‚Was ist für mich drin‘ und ‚Zum Teufel mit allen anderen‘“ wider. Egoismus und Feinddenken sei zu einem „stärkeren Impuls im amerikanischen Leben geworden“ (a.a.O.).

Wegen solcher Entscheidungen mache er sich Sorgen, dass „unser grundlegendes Verständnis des Rechtsstaates in Gefahr“ sei, sagte Obama seinen früheren Mitarbeitern. Er rief sie daher auf, wie er selbst den designierten demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden im Rennen gegen Trump zu unterstützen. Die amerikanische Präsidentenwahl findet Anfang November statt. Er hoffe, dass alle die gleiche Dringlichkeit empfänden.

Obama bezog sich mit seinen Äußerungen offensichtlich auf US-Präsident Donald Trumps Krisenmanagement, der zwar Lockerungen für die Wirtschaft fordere, sie aber nicht persönlich anordnen wolle. Macht, was ihr für richtig haltet. Nur das zu tun, was sich gut und einfach anfühlt, so denken Kinder. Unglücklicherweise denken auch einige sogenannt Erwachsene so, auch einige mit toll klingenden Ämtern. Das ist der Grund, warum im Moment so viele Dinge verkorkst sind, so Obama (de.euronews.com).

Die USA wurde von der Corona-Krise besonders arg in Mitleidenschaft gezogen. 1,486 Millionen Menschen (Johns Hopkins University, Stand: 18.05.2020) haben sich mit dem Virus angesteckt. Über 89.564 sind bereits daran verstorben. Kritiker werfen Donald Trump vor, die Krise monatelang unterschätzt und kleingeredet zu haben.

Dass Obama sich nun auch öffentlich politisch äußert, wird von vielen als Hinweis darauf verstanden, dass er eine zunehmend aktive Rolle bei der bevorstehenden Präsidentschaftswahl spielen will (zeit.de). Er sagte, er werde so viel Zeit wie nötig verbringen und so hart Wahlkampf machen, wie er könne. Trumps voraussichtlicher Gegenkandidat bei der Wahl im November, der Demokrat Joe Biden, war acht Jahre lang Vizepräsident unter Obama.

Obama sei tief besorgt über das Treiben im Weißen Haus, sagt eine Quelle (watson.ch). Er sei aber auch optimistisch und ermutigt, weil die Leute nicht einfach zuschauten, sondern sich engagierten. Öffentlich würde er seinen Nachfolger jedoch nicht kritisieren. Das widerspricht einem ungeschriebenen Gesetz für Ex-Präsidenten.

Sein Stern strahlt ohnehin umso heller, je tiefer Donald Trump im Skandalsumpf versinkt. 

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