Russisches Geld

Den Russen geht mehr und mehr das Geld aus. In ihrer Not flüchten die Menschen in unbesicherte Verbraucherkredite. Die Zentralbank ist bereits alarmiert. Denn die Kredite könnten zur Falle werden – für die Banken und die Bevölkerung.

Seit der Annexion der Krim im März 2014 (liportal.de) und dem kurz darauf folgenden Ölpreisverfall geht es mit dem Wohlstand der normalen Bevölkerung kontinuierlich bergab. Ein Blick auf die aktuellen Statistiken zeigt: Inzwischen ist ein Niveau erreicht, das an die schlimmsten Zeiten der postsowjetischen Geschichte erinnert (welt.de). Schlimmer war die Situation nur im Jahr 1998, als der berüchtigte Rubelcrash dazu führte, dass die Russen nur noch 2,5 Prozent ihrer Einkünfte sparten.

Im ersten Quartal 2019 gab es für die russische Gesamtwirtschaft einen starken Dämpfer: Zwischen Januar und März wuchs die russische Wirtschaft gerade einmal um 0,5 Prozent. Der Hauptgrund: Die mit Jahresbeginn zur Stärkung des Budgets erhöhte Mehrwertsteuer führte zu einer schwachen Konsumnachfrage, wie das Wirtschaftsministerium erklärte.

Der Staat braucht die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Denn auch ohne sie verfügte er zuletzt über immer weniger Geld.

Das russische Wirtschaftsministerium beklagt, dass die geringe Kreditvergabe an Unternehmen, aber auch bei den Hypotheken „zusätzlichen negativen Druck“ erzeugt habe. Unter der Erhöhung der Mehrwertsteuer von 18 auf 20 Prozent litt vor allem der Großhandel, der im ersten Quartal um 7,4 Prozent einbrach. Viele Einzelhändler hatten vorausschauend Ende 2018 ihre Lager aufgefüllt und verkauften so zunächst erst einmal Restbestände (handelsblatt.com).

Um das Wachstum anzukurbeln, ist frisches Geld nötig. Dies soll auf zwei Arten in die Wirtschaft gepumpt werden. Einmal über direkte staatliche Investitionen, beispielsweise in die Infrastruktur. Dies soll über den Start der von Putin verkündeten verschiedenen „nationalen Projekte“ geschehen. Milliardeninvestitionen sind dabei unter anderem im Gesundheitswesen, im Straßenbau oder dem Aufbau einer digitalen Wirtschaft vorgesehen.

Als weitere Maßnahme wird ein Eingreifen der Zentralbank erwartet. Deren höchste Aufgabe war es bislang, die Inflation zu bekämpfen. Mit einem hohen Leitzins von derzeit 7,75 Prozent versucht sie, das brachial durchzusetzen. Eigentlich war eine Senkung des Leitzinses schon im April erwartet worden, doch die hohen Inflationserwartungen der Bevölkerung banden Zentralbankchefin Elvira Nabiullina die Hände.

Die Wirtschaft Russlands schwächelt, die Menschen haben weniger Geld zur Verfügung. Unmut regt sich, mittlerweile auch auf der Straße. Trotzdem sind keine Reformen zu erwarten.

Wird das derzeit in Russland bestehende System in nächster Zukunft auseinanderbrechen? Wahrscheinlich nein.

Die russische Wirtschaft hat sich als erheblich stabiler erwiesen als von vielen erwartet, und das sogar unter sehr schwierigen Bedingungen. Es wird noch lange eine Nachfrage nach Öl geben, und die Manipulierung des Rubelkurses bei stagnierendem Wachstum und geringer Inflation ermöglicht es, noch geraume Zeit die Finanzierung der Staatsausgaben zu gewährleisten.

Andererseits leben die Russen in einem Staat, der von einer Mafia gekapert wurde, für die es keinen Weg zurück zur Normalität gibt (nzz.ch 22.01.2019). Die russischen Gesetze, die im Interesse dieser Elite verabschiedet wurden, werden heutzutage erbarmungslos gebrochen. So wird die Mehrheit jener, die sich heute als Herren über das Leben vorkommen, einen Zusammenbruch des Regimes nicht unter Beibehaltung ihres gegenwärtigen Status überleben (wenn sich nicht ihre Bedeutung ändert, so doch zumindest ihr Vermögen). Man kann daher überzeugt sein, dass unterschiedlichsten Gruppierungen in der Elite einen Weg finden werden, sich zusammenzuschließen; und dass sie sogar bereit sein werden, ihre gegenseitigen Ansprüche auf die Reichtümer zu begrenzen, die sie dem Volk abgenommen haben. Schlichtweg, um die Gefahr einer politischen Explosion zu minimieren.

Angesicht dieser Tatsachen will sich auch der Bankensektor ein Facelifting gönnen. Russische Banken wollen nicht mehr „Banken“ heißen

Nichts wiegt schwerer im Namen als der Begriff Bank. Nun wollen russische Institute das Wort streichen und damit ihren Börsenwert steigern. Wenn´s hilft …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert