In einer wissenschaftlichen Untersuchung hat sich ein Team von der Indiana University in Bloomington erstmals systematisch mit der Frage beschäftigt, wie Fake News auf Twitter verbreitet werden. Eines der Ergebnisse ist, dass insbesondere in der Anfangsphase soziale Bots eine entscheidende Rolle dabei spielen: Sie werden nach der Veröffentlichung von Fake News auf einschlägigen Seiten rasch aktiv und sprechen dabei gezielt einflussreiche Nutzer an (Technology Review).

Bei Fake News geht es um die Veröffentlichung von Nachrichten, die falsch oder irreführend sind. Das Phänomen ist inzwischen so weit verbreitet, dass eine Reihe von unabhängigen Factchecking-Organisationen aktiv sind, um die Korrektheit von Informationen im Internet zu überprüfen. Zu ihnen zählen snopes.com, politifact.com und factcheck.org.

In der Debatte um den UN-Migrationspakt haben einer Untersuchung zufolge außergewöhnlich viele sogenannte Social Bots im Internet Stimmung gegen die internationale Übereinkunft gemacht (welt.de).

Demnach sind mit 28 Prozent mehr als ein Viertel aller Tweets zum Migrationspakt auf Social Bots zurückzuführen, also auf programmierte Teilnehmer in sozialen Netzwerken, die sich als reale Menschen ausgeben. Den Analysten zufolge liegt der Durchschnitt bei politischen Diskussionen sonst etwa bei der Hälfte (10 bis 15 Prozent).

Der beim Migrationspakt beobachtete Anteil von Social Bots an einer Diskussion ist so hoch wie seit der Bundestagswahl nicht mehr (Botswatch). Gestreut wurden demnach zum Beispiel Behauptungen, wonach die Bundesregierung versuche, die Öffentlichkeit beim Migrationspakt bewusst zu täuschen. Für die Studie untersuchte Botswatch rund 800.000 Tweets, die zwischen dem 24. November und dem 2. Dezember veröffentlicht wurden.

Bei den untersuchten Netzwerken gab es der Analyse zufolge Verbindungen zu den Protesten der „Gelbwesten-Bewegung“ in Frankreich (welt.de). Laut den Autoren der Studie soll so der Eindruck einer grenzüberschreitenden Bewegung hergestellt werden. Dieselben Netzwerke, die gegen den Migrationspakt aktiv sind, sind demnach zudem auch beim Thema Dieselfahrverbote aktiv. Auf mögliche Hintermänner der Social Bots geht die Analyse nicht ein.

Es ging um die Annahme des UN-Migrationspaktes bei der an diesem Montag stattfindenden Konferenz in Marrakesch angenommen werden. Der Pakt umfasst eine Reihe von Leitlinien und Maßnahmen, deren Umsetzung rechtlich nicht bindend ist. Im Kern geht es um eine bessere Zusammenarbeit in der Migrationspolitik und um Standards im Umgang mit Flüchtlingen. Um den Migrationspakt gab es in den vergangenen Wochen teils heftige Debatten. Eine Reihe von Staaten ist vom Pakt abgerückt.

Darüber hinaus ist auch völlig unklar, wie groß die Auswirkungen der möglichen Social Bots auf die Meinungsbildung im Netz und damit möglicherweise auch die politischen Entscheidungen waren. Die Autoren der Studie bilden nicht den kompletten Zeitraum der Debatte ab. Schon fünf Tage nach Beginn der Auswertung stimmte der Bundestag über den Migrationspakt ab. Dabei stand das Thema schon Tage vorher auf der Agenda.

Obwohl also die Kriterien für die Auswahl der Bots nicht offenliegen, die Auswirkungen völlig unklar sind und abseits des Beitrages in der Welt – der auch nur auf Auszügen der Studie basiert – kein weiteres Material zur Verfügung steht, sorgte die Bots-Studie im Netz und den Medien für Aufmerksamkeit. Die Studie, bzw. das, was von ihr bekannt ist, bildet nach journalistischen Standards keine ausreichende Grundlage für eine solche Berichterstattung.

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