Sklaven sind noch Teil unseres Alltags, man glaubt es kaum! Es dürfte in der Öffentlichkeit kaum bekannt sein, wie aktuell das Thema in Europa ist, lässt doch das Stichwort Sklaverei in der kollektiven Erinnerung der westlichen Welt in der Regel an Arbeitskräfte aus Afrika auf Plantagen in den amerikanischen Südstaaten denken.

Es sei daran erinnert, dass es Verschleppungen und Zwangsarbeit nicht nur schon gab, als die Menschen gerade erst sesshaft geworden waren, sondern auch, dass es sie so gut wie überall gab.

Die Geschichte der Sklaverei ist eine Reise durch deren gesamte Historie in allen Regionen der Welt. Bislang einer größeren Öffentlichkeit eher unbekannte Stationen auf diesem Weg dürften chinesische Kindersklaven, osmanische Elitesklaven oder die „Hofmohren“ in preußischen Residenzstädten sein.

Von da aus spannt man den Bogen bis in die Gegenwart, in der Menschen auch weiterhin wie Waren behandelt und gehandelt werden – von Zwangsprostituierten bis Kindersoldaten.

Woher kommt diese Stringenz? Warum gibt es Sklaverei, den Besitz von Menschen, obwohl offiziell weltweit abgeschafft und verboten, in vielen Teilen der Welt immer noch? Wie kam und kommt es zu diesem globalen Phänomen – heute genauso wie durch die gesamte Weltgeschichte hindurch?

Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen hilft zunächst die Definition von Sklaverei, da sie zugleich die Bereiche und Märkte beschreibt, in denen Sklaverei bis heute eine Rolle spielt: Es geht hier um Gewalt von Menschen über den Körper anderer Menschen, es geht in den allermeisten Fällen um körperlichen Zwang zu schwersten und schmutzigsten Arbeiten oder zu Dienstleistungen.

Hinzu kommen sämtliche Formen und Folgen von Statusdegradierungen, wie besonders der entwürdigende Kauf und Verkauf von Menschen. Dabei existieren einzelne dieser Dimensionen – auch in Kombinationen – weiterhin. Heute werden sie in der Regel nicht mehr begründet mit der falschen Theorie von eingefrorener äußerer Statusdegradierung im Sinne von Rassismus, sondern eher durch andere soziale oder ethnische Rangzuschreibungen.

Sexuelle Verfügung ist sogar noch immer verbunden mit einem der Hauptmerkmale formeller Sklaverei – dem Kauf und Verkauf sowie der des Zur-Ware-Werdens menschlicher Körper, oft im Rahmen irgendeiner Art illegaler Verschleppung oder Entführung. Jedoch bedeutet Sklaverei in Zeuskes Definition nicht nur sexualisierte Gewalt.

Auch die schlicht durch exzessive Gewalt erzwungene Arbeit für die jeweiligen Halter mache die Opfer zu Sklaven. Dies ist heute meist keinen Medienbericht mehr wert. Allerdings erscheint diese Kritik nicht vollends berechtigt angesichts der regelmäßigen Berichterstattung zumindest westlicher Medien über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen irgendwo auf der Welt.

Was in der Tat nicht mehr existiert, ist die Legitimierung und Institutionalisierung von Sklaverei durch formale Rechtssysteme sowie der Anspruch, ein einmal erworbenes Eigentum über das Mutterrecht – „Sklavenbauch gebiert Sklaven“ – sozusagen legal zu verewigen. Selbst dies gilt aber nur bedingt, womit man zum fundamentalen Problem vordringt: Sklaverei und Sklavenstatus scheinen ein nicht-evolutionäres Phänomen der Welt- und Globalgeschichte zu sein.

Sklaverei ist zwar in bestimmten Gesellschaften stärker in vorherrschende Wirtschaftssektoren wie Hauswirtschaft, Bergbau oder Plantagen eingebunden und wurde entsprechend geregelt, in der Antike etwa oder auf den Südstaatenplantagen. Nicht institutionalisiert hat sie jedoch in allen Gesellschaften bis heute existiert und tut dies auch weiterhin.

Sklavereien und unfreie Arbeit trieben wie ein Motor aus menschlichen Körpern die Dynamiken von Wirtschaft und Reichtum an. Demnach gibt es keine Epoche der Sklavereigesellschaft, die ein für allemal überwunden ist, sondern nur Gesellschaften mit mehr oder weniger ausgeprägten, mehr oder weniger institutionalisierten Sklavereien. Grund genug, Alarm zu schlagen, nicht nur für den Europarat.

Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft nimmt in Europa zu. In einigen europäischen Ländern hat er die sexuelle Ausbeutung als häufigste Form von Menschenhandel abgelöst. Die offiziellen Zahlen unterschätzen das wahre Ausmaß des Problems, während die Strafverfolgungen nur begrenzte Ergebnisse nach sich ziehen und einschlägige Verurteilungen selten sind (www.coe.int).

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