Seit Wochen warben Plakate für die „Mary Jane Berlin“, Deutschlands größte Hanfmesse, die vom 27. bis 29. Mai 2016 im Berliner Postbahnhof stattfand. Eine Messe mit vielen Ausstellern rund um eine hoch umstrittene Pflanze.

Trotz ihres negativen Rufes in so manchen konservativen bürgerlichen Kreisen ist Hanf einer der wertvollsten und ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Menschheit. „Cannabis“, so der lateinische Name für die Hanfpflanze, darf in Deutschland nicht angebaut werden. Denn die harzigen Blüten der weiblichen Pflanze enthalten den Stoff Tetrahydrocannabinol (THC), der eine berauschende Wirkung hat. Er ist Grundlage der Droge Marihuana, umgangssprachlich auch als „Gras“ bekannt.

Schon mit dem Namen beflügelte die Berliner Messe die Assoziation mit der illegalen Substanz: „Mary Jane“ bedeutet nichts anderes als Marihuana …

Hanf ist nicht nur zum Kiffen da! Die Pflanze ist als solche nicht verboten; Nutzhanf ist legal in Deutschland. Er wird als Dämmstoff genutzt und beispielsweise in Autos verbaut. In jedem Bioladen bekommt man Hanföl oder Tee. Hanföl soll sehr gesund sein; aus der Szene berichtet man, dass man statt Cetirizin einzuwerfen, jeden Abend einen Teelöffel Hanföl einnehmen solle zur Bekämpfung von Allergien.

Tatsächlich tut man der Pflanze unrecht, wenn man sie auf eine Spaßdroge reduziert. Cannabis spielt in der Medizin eine große Rolle. In den Vereinigten Staaten ist es bereits seit Jahren in einigen Bundesstaaten für medizinische Zwecke erhältlich.

Jetzt bewegt sich hier auch etwas in Deutschland. Anfang Mai 2016 hat das Bundeskabinett einen Entwurf zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes beschlossen. Ab 2017 können Patienten Cannabis mit ärztlichem Rezept bekommen. Cannabis-Plantagen wird es dann nicht mehr nur in alten Lagerhallen geben, sondern ganz legal. Ein staatlich kontrollierter Anbau für medizinische Zwecke, um Symptome schwer kranker Menschen zu lindern, wie chronische Schmerzen oder Krämpfe.

Bisher mussten Patienten dafür eine Ausnahmegenehmigung beim Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragen. Den Stoff bekommt man in der Apotheke – bezahlen musste man ihn bisher aber noch selbst. Die Preise sind hoch, medizinisches Cannabis wird ausschließlich aus Holland importiert, für rund 18,– € je Gramm.

Die monatlichen Behandlungskosten pro Patient liegen nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bei durchschnittlich 540,– € bis zu 1.800,– € bei besonders hohem Bedarf. Kosten, die nicht jeder tragen kann! In Einzelfällen hat das Bundesverwaltungsgericht schon den privaten Anbau zu Therapiezwecken erlaubt.

Mit dem Anfang Mai beschlossenen Gesetzentwurf kann jeder Arzt in Zukunft Cannabis zur Therapiezwecken verschreiben; die Patienten bekommen die Kosten von den Krankenkassen erstattet, wenn sie dafür an einer begleitenden Forschung teilnehmen.

Eine eigens geschaffene Cannabisagentur wird den Vertrieb regeln. Der Konsum zum privaten Vergnügen, ebenso der Besitz und private Anbau bleiben illegal.

Befürwortern der umfassenden Legalisierung von Cannabis geht die Gesetzesänderung nicht weit genug. Sie fordern die Freigabe für den Freizeitrausch, wie er auch in Holland erlaubt ist.

Die Messe sollte einen Beitrag dazu leisten, das Image der Cannabis-Pflanze ins rechte Licht zu rücken. Jugendliche sollen keinen Zugang zu Rauschmitteln haben. Das Hauptproblem besteht darin, dass keine Aufklärung betrieben wird. Würde Cannabis vollständig legalisiert, könnte man die Steuereinnahmen aus dem Verkauf dazu nutzen, Jugendliche besser über Risiken des Kiffens aufzuklären.

Der Veranstalter will die Messe „Mary Jane“ nicht als ausschließlich politische Veranstaltung verstanden wissen. Um für die Legalisierung zu kämpfen, gebe es schließlich die Hanfparade, die in diesem Jahr im August in Berlin stattfindet. Bei aller Offenheit und Liberalisierung:

Der Besuch der Messe ist erst ab 18 Jahren gestattet!

Beiträge auf der Facebookseite von „Mary Jane“ schlagen mit einem Augenzwinkern „kleine Rauchpausen“ im Außenbereich vor.

 

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