Er wuchs auf in der Siedlung vor der Stadt,

Unverstanden, nie zufrieden mit dem, was er hat.

Entwickelte Hunger, die Gier, alles zu kriegen,

Und blieb nur der Junge aus Block Nummer 7.

 

Als er älter war, hat er viel Zeit auf den Straßen verbracht,

Und lernte sie kennen, die Könige der Nacht.

Frei, nahmen sie sich, was man nicht kaufen kann.

Er hat lange beobachtet, gezogen in ihren Bann.

 

Hatte plötzlich alles, was ihm gefällt,

War angesehen und reich, die besten Freunde der Welt.

Endlich hat er es geschafft, war einer der Großen,

Zog umher, sein Markenzeichen, die schwarzen Lederhosen.

 

Er weiß es nicht mehr, von irgendetwas war er aufgewacht,

Sah in die Dunkelheit, blaue Lichter durchzuckten die Nacht.

Sein Fehler war, er wurde unbesorgt;

Jetzt wurde er sich bewusst, die Freiheit, sie war nur geborgt.

 

Wie ein Dieb in der Nacht ergriff er die Flucht,

Sah vor sich den Steckbrief: „Der wird gesucht!“.

Panik im Dunkel hat ihn ergriffen,

Es war irgendein Neider, man hat ihn verpfiffen.

 

Er rennt zum Auto, der Motor des Porsche wird munter,

Rücksichtslos rast er los, immer die Straße runter.

Angst macht sich breit, die Kurve ist eng, der Straßenrand,

Er verliert die Kontrolle, der Wagen schleudert, die Häuserwand.

 

Das Haus ist leer, die Räume wirken verlassen.

Erinnerungen an rauschende Feten verblassen.

Ein Wasserhahn tropft, das vergessene Handy, im Display ein Riss,

Trotz alledem hier hat er immer etwas vermisst.

 

War über die Jahre nie mit sich im Reinen –

In Nächten, drei Straßen weiter, hört man sie weinen.

 

© Thomas Dietsch

 

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