Vor über 50 Jahren waren die damaligen Geschehnisse, zwei Jahre später trat der 37. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Richard M. Nixon, von seinem Amt zurück – dies, um einem angelaufenen Amtsenthebungsverfahren zu entgehen. Er ist bisher der einzige Präsident in der US-amerikanischen Geschichte, der zurückgetreten sein soll (bpb.de). Zeit, sich zu erinnern …
Seit dem Watergate-Skandal steht das Suffix „gate“ für politische Skandale, Korruption und Vertuschung. Dazu zählen beispielsweise das „Cablegate“ für die von Wikileaks veröffentlichten US-Botschaftsdepeschen 2010 oder „Trumpgate“ für die mutmaßliche Einflussnahme Russlands auf US-Präsidentschaftswahlkampf 2016. Der Einbruch in die Büros der Demokratischen Partei im Juni 1972 stürzte die US-amerikanische Demokratie in eine schwere Krise. Eine abenteuerliche Geschichte hatte die Grundfeste der US-Demokratie erschüttert. Genau am Samstag, dem 17. Juni 1972, gegen 2:30 Uhr morgens wurden fünf Einbrecher in der Wahlkampfzentrale der Demokratischen Partei im Watergate-Hotel in Washington D.C. verhaftet. Sie waren schon zum dritten Mal dort eingebrochen, um Wanzen zu installieren oder auszutauschen. Aber es war nicht nur ein Einbruch im Büro der Demokraten, sondern der Anfang einer Staats- und Verfassungskrise, weil sich in den kommenden Monaten immer mehr herausstellt, dass das Weiße Haus und der Präsident in den Vorfall verstrickt sind. Richard Nixon spricht von einem „drittklassigen“ Einbruch und weist jede Schuld von sich. Nach der Präsidentschaftswahl im November 1972, die Nixon mit einem historisch guten Ergebnis gewinnt, gehen die Ermittlungen aber weiter. Die Journalisten Carl Bernstein und Bob Woodward von der „Washington Post“ erhielten den Auftrag, über den skandalösen Einbruch zu recherchieren. Während das FBI herausfand, dass im Wahlbüro Akten kopiert und Abhöranlagen erneuert und neu installiert wurden, konnten Bernstein und Woodward nachweisen,dass die Spur der Täter ins Weiße Haus führte.
Heute weiß man: Ein ehemaliger CIA-Mann namens James McCord ist der „Sicherheitskoordinator“ von Nixons Wahlkampagne gewesen, die der Ex-Justizminister John Mitchell leitete. Es waren also Leute aus dem Umfeld der
Wahlkampagne der Republikaner, die im Büro der Demokratischen Partei eingebrochen waren (welt.de, 16.06.2022).
Die Watergate-Affäre wirkte sich verheerend für die US-Demokratie aus, weil sie eine langanhaltende Glaubwürdigkeitskrise im Verhältnis Staat, Gesellschaft und Medien verursachte. Zumal der abgetretene Präsident bereits einen Monat nach seinem Rücktritt am 08. August 1974 von seinem Amtsnachfolger Gerald Ford begnadigt wurde. Die Bürger/-innen verlieren das Vertrauen in die politische Ordnung. Solche Skandale sorgen dafür, dem Ansehen der Demokratie zu schaden und das Vertrauen in staatliche Institutionen zu zerstören. Für manch einen ist das der Grund, sich rechten populistischen Parteien zuzuwen den.Was ist heute anders? Vielleicht wenig. Wenn das Establishment wackelt, sucht sich die Wählerschaft neuen Halt; dies meist bei den Falschen.