Die Bundesrepublik, vor allem die Regierung, verzettelt sich in Kleinigkeiten, in einer Fehde mit dem ukrainischen Botschafter in Berlin etwa oder in einer Debatte, woher die Munition für den als Rüstungshilfe an Kiew vorgesehenen Gepard-Panzer kommen soll. Das alles wirkt unendlich kleinkariert. Bundeskanzler Scholz sieht nicht – wie Präsident Biden – den strategischen Gewinn, den der Krieg verspricht. Er geht aber auch nicht wie Macron beherzt gegen die aus nationaler Optik bestehenden Risiken vor. Die Ampel-Koalition wird stattdessen getrieben von den Oberflächlichkeiten des Tages, von offenen Briefen deutscher Intellektueller beispielsweise, die kein Jota an Verlauf und Ausgang des Krieges ändern. Ein bisschen Gratis-Pazifismus geht immer, solange die USA und die NATO die Sicherheit garantieren. Mit dieser Haltung setzten Politiker aller Parteien den Wunsch der Volksmehrheit um. Viele Menschen in Deutschland haben vor ihre Türe ein Schild mit der Aufschrift „Bitte nicht stören!“ (nzz.ch) gehängt. Sie wollen in Ruhe gelassen werden von den Zumutungen der Weltpolitik. Putin, der Störenfried, erinnert
daran, dass dies eine Illusion war.Die Russen sind derzeit im Vormarsch. Was wäre, wenn die ukrainische Regierung kapitulierte? Der völkerrechtswidrige, barbarische Angriff Russlands ist – bezogen auf das 21. Jahrhundert – eine geistig rückständige Aktion. Wenn man Medien und Mitmenschen zum Thema hört, erscheint die militärische Option für die Ukraine als die einzig mögliche und richtige. Man müsse sich wehren, wenn man angegriffen wird. Was im Umkehrschluss suggeriert: Ohne Militär wehrt man sich nicht. Wir laufen Gefahr, dass Russland die ukrainische Bevölkerung im Falle eines eigenen Sieges für seine Zwecke quasi „versklavt“. Ende der Fahnenstange?! Nein! Wir brauchen alternative Denkmuster, das des gewaltlosen Widerstandes nach Gandhi
zum Beispiel ist schon nicht mehr so neu. Die Ukraine muss ukrainisch bleiben! Aufgrund moderner Technologie gibt es viele Möglichkeiten, den Russen weiter Paroli zu bieten. Hacker könnten IT-Infrastruktur lahmlegen, über Social-Media-Kanäle könnte man Soldaten Desertier-Möglichkeiten vermitteln. Man könnte Flächenstreiks organisieren oder die Arbeitskraft subversiv gestalten, indem die Arbeitenden unbrauchbare Produkte herstellen. Man könnte
Straßen blockieren, massenhaft das Zahlen der Steuern oder der Stromrechnung verweigern, Konsum boykottieren und so Wirtschaftskreisläufe unterbrechen. Es würde darum gehen, mit kleinen und großen Aktionen die Besatzung am Regieren zu hindern, Step by Step! Wir dürfen nicht sklavisch an der militärischen Option festhalten; man kann jene auch flankieren, es gibt auch nach dieser noch Alternativen. Die Russen mögen vordergründig Gebiete einnehmen. Können sie diese auch dauerhaft halten? Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Osteuropa nach 45 Jahren freigegeben, inklusive der ehemaligen DDR.In Afghanistan war nach 10 Jahren Schluss … Die Russen können nur Masse und brutal. Das Verwalten der besetzten Gebiete kostet Geld, verlangt Organisationstalent.
Beides hat Putin offensichtlich nicht …