Holde Nachbarschaft
Nachbarschaftsstreit. Großartiges Thema! Eine Beschäftigungstherapie für die Gerichte und in jedem Nest des Landes stets aktuell. Da pisst der Hund des Nachbarn an den Gartenzaun, der Apfel verfault den Rosenstock der Dame nebenan. Sorgfältig gezüchtet und gedüngt…ach, du Scheiße! Der Apfel knallt vom Baum, direkt in den Blütenkelch. Der Untermieter vögelt seine Stute, dass die Wände wackeln und die Lady nebenan knallt einem den ganzen Tag Death Metal um die Ohren. Beim Nachbarn stinkt´s! Und zwar gewaltig. Polizeistreife kam mehrfach wegen Ruhestörung, der Sohn darf nicht mal mehr X-Box mit Headset spielen. Tolerantes Deutschland, ich liebe dich. Muss das sein? Haben wir nicht schon genug um die Ohren? Ich wohne in einem kleinen Städtchen nahe der Mainmetropole und das hier ist streng katholisch. Im Jahr 2013 keifen sie sich gegenseitig an, stehen kurz vor einer Lynchjustiz und sitzen am Sonntag brav nebeneinander in der Kirche um ein Lied zu singen. Die spinnen! Glauben sie mir, die sind nicht mehr ganz sauber. Sie lächeln sich im Dorfladen verlogen zu und grüßen. Kaum um die Ecke, geht das Gezeter wieder los und da wird geschnattert und geschimpft, dass sich einem die Nägel hochbiegen. Verlogene Leute. Verlogen bis zum geht nicht mehr und von Toleranz keine Spur. Das Motto „leben und leben lassen“ ist hier offenbar nie angekommen, denn sie hauen sich gegenseitig die Hucke voll. Der gelbe Sack steht zu weit links, die grüne Tonne darf nur halb gefüllt werden – die andere Hälfte gehört der anderen Haushälfte. Kleinkarierte Geister! Krieg auf engem Raum. Liebe Leute, beschwert euch nicht, wenn die Völker untereinander nicht friedlich leben. Ihr schafft es ja nicht einmal vor eurer eigenen Tür.“
© Petra M. Jansen