Die ersten Schriftformen haben wenig mit dem heutigen Alphabet zu tun.
Stilisierte Piktogramme erinnerten zunächst an Zeichnungen, bevor sie von der mesopotamischen Keilschrift abgelöst wurden: Senkrechte, waagrechte und schräge Keile konnten im Vorderen Orient zum Schreiben mehrerer Sprachen verwendet werden. Ähnlich alt sind die bekannten Hieroglyphen, die im alten Ägypten verbreitet waren. Sowohl die mesopotamische Keilschrift als auch die ägyptischen Hieroglyphen sind gut dokumentiert und waren im Nahen Osten wohlbekannt und weit verbreitet.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Keilschrift bereits Eigenschaften des Alphabets aufwies – jedoch entwickelte sich diese Form vermutlich nicht weiter.
Der geistige Sprung von den Bildern zu den Lautfolgen der Wörter und von dort zur Nutzung ihrer Mehrdeutigkeiten war ein zündender Funke in der geistigen Entwicklung der Menschheit. Er machte aus Piktogrammen, die Dinge direkt abbilden, Zeichen, die für die gesprochenen Wörter oder Silben einer Sprache stehen – das Grundprinzip der Schrift, das an verschiedenen Orten der Welt unabhängig voneinander entdeckt wurde.
Viele Sprachen verwenden eine Alphabetschrift. Schon vor fast 3.500 Jahren hatten die Ugariter in Asien so eine Schrift.
In Ugarit an der nordsyrischen Küste fand man Tafeln aus dem 14. Jahrhundert v. Chr., die die Reihenfolge der Buchstaben im Alphabet dokumentieren. Unter vielen verschiedenen Tafeln fand man eine, auf der die Zeichen in einer Reihenfolge angeordnet sind, die im Großen und Ganzen dem hebräischen, griechischen und lateinischen Alphabet entsprechen (papierus.de). Die Abfolge der Buchstaben blieb also im Lauf der Jahrhunderte weitestgehend intakt.
Von den Ugaritern haben die Phönizier gelernt.
Von deren Alphabet stammen die meisten heutigen Alphabetschriften ab. Die Phönizier schrieben nur Konsonanten.
Es waren die Griechen, die Vokale in das Alphabet einfügten. Damit konnten zum ersten Mal Wörter vollständig geschrieben werden.
Das deutsche Wort Alphabet stammt aus dem Griechischen: „alpha“ heißt dort der erste Buchstabe. Manchmal sagt man auch „ABC“, wegen der ersten drei Buchstaben. Die Schrift, welche zu unserem Alphabet gehört, stammt aus dem Lateinischen. Allerdings sprachen die Römer kein „sch“. Deshalb schreibt man in vielen Sprachen diesen Laut unterschiedlich: Im Englischen schreibt man „sh“ und im Französischen „ch“.
Das lateinische Alphabet ist das erfolgreichste Alphabet der gesamten 7.000–jährigen Schriftgeschichte.
Im Gegensatz zu den Silbenschriften ist das Alphabet, dessen Buchstaben für einzelne Laute stehen, eine kulturgeschichtlich späte Erscheinung. Das ist kein Zufall, denn die Silbe, nicht der isolierte Laut bildet die Grundlage des Sprechens (Silvia Ferrara, Schriftforscherin, faz.net). Dass das Alphabet sich über die ganze Welt ausgebreitet hat, liegt an seiner Effizienz.
Wir teilen unser Alphabet mit der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Liechtenstein.
Die Liechtensteiner und die Schweizer verzichten allerdings auf das ß.