Lieber Pierre,

Ich beantworte deinen Brief heute mal weniger journalistisch sondern höchst menschlich und gebe meine Gedanken preis, die ich kaum in der Öffentlichkeit im direkten Gespräch äußern kann, denn die Leute, die mir oft gegenüber sitzen, sind schon fertig mit ihrem Leben oder haben scheinbar innerlich abgeschlossen. Oder sie haben ganz einfach nicht den inneren Anspruch, sich mit kritischen Themen auseinander zu setzen, ihnen hinterfragend zu begegnen und Kritik zu äußern. Gerade vorgestern hatte ich ein Gespräch, das mich ehrlich gesagt schockiert hatte. „Irgendwie hat bei ihr jeder einen Schuss. Könnte es sein, dass sie nur von dem Eigenen ablenken will?“ Das brachte mich zum Nachdenken. Nun, einen Tag später fiel mir wieder ein wundervolles Zitat meiner sehr respektierten und geschätzten Lieblingsschriftstellerin Ayn Rand ein. Zitat: „Die Person, die alle liebt und überall zu Hause ist, ist der wahre Hasser der Menschheit. Sie erwartet nichts vom Menschen, also kann keine Form der Verderbtheit sie entrüsten.“ (Ayn Rand). Und genau darum geht es, lieber Pierre.
Man könnte schon sagen, wir sind von seelenlosen Zombies umgeben, denen es wichtiger ist, dass vielmehr der fettgefressene Kater einen Platz im Ehebett hat, als rebellisch an die Front zu gehen oder sich über irgendwas aufzuregen. Ich nenne es die „alles-egal-Haltung“ mit extremen Auswirkungen, denn die Vogel Strauß-Mentalität hat uns schon einmal bewiesen, welche fatalen Folgen das haben kann. Mein Gegenüber argumentierte mit den Worten: „Du kannst nicht die ganze Welt retten, du kannst nicht immer alles zum Positiven wenden wollen… es wird nur schlimmer, das wirst du sehen. Das Einzige, was du dagegen tun kannst, ist dich mit Leuten zu umgeben, mit denen du klar kommst und alles andere lässt du einfach außen vor.“ Hm, was soll ich dazu sagen? Vor lauter Höflichkeit, habe ich mir den Tritt in seine Eier erspart.
Würden alle die Klappe halten, niemand sozialkritisch aufrütteln, kein Journalist mehr für Aufklärung und Wahrheit kämpfen, kein Künstler mehr in seinen Arbeiten verpacken, wo es stinkt, dann könnten wir allesamt einpacken. Mein „Unterhalter“ hat keine Kinder, aber viel Geld und ein sorgenfreies, bürgerliches Leben. Man geht also den bequemen Weg. Lieber Pierre, ich spreche hier von intelligenten Menschen, die ihr Leben lang brav gearbeitet und Steuern bezahlt haben, die artig an Heilig Abend in die Kirche gehen und schöne Geschenke machen. Alles glatt, alles nobel, alles prima, aber innerlich tot und diese „alles-egal-Haltung“ ist unser Untergang. Mögen sie mich für irre halten, dass ich mich ein Leben lang rebellisch und kritisch verhalten habe, es ist mir in diesem Fall einfach auch mal egal. Diese Menschen werden keine Veränderungen herbeiführen, sie ecken auch niemals an, es sind keine Querdenker, aber die muss es unbedingt geben! Wir schlucken die uns vorgesetzten und bereits sortierten Nachrichten, wir lassen uns leiten von den Medien, aber oft geht es um Ablenkungsmanöver, damit Vordergründiges in den Hintergrund rückt. Es geht darum, eine Meinungsflut zu beeinflussen und eine bestimmte Stimmung zu schüren, die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu leiten, um uns die Augen zu verkleben, damit wir nicht wirklich wissen, worum es wirklich geht. Um das zu verhindern brauchen wir Menschen, die kritisch sind. Dazu gehört eine knallharte Erfassung der Missstände (egal welcher Natur), kritische Leute, die ihren Verstand benutzen und sich auch ebenso klar ausdrücken. Sympathie darf dabei keine Rolle spielen.
Die verdammte Katze im Bett ist uninteressant, wohin der nächste Skiurlaub geht ist uninteressant, denn die Entwicklung der Weltgeschichte derzeit ist wesentlich für unsere nachkommenden Generationen. Wenn sich dann Leute, über nichts mehr aufregen und alles, aber auch alles tolerieren – egal wie – dann ist das sträflicher Leichtsinn, Verblendung, Egoismus in Bestform. Klappe halten wäre also der falsche Weg, aber ich gebe zu, lieber Pierre, dass nicht alle Menschen so vehement für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen, wie wir es tun. Ich denke, lieber Pierre, wir haben einen Schuss…in einer Zeit, in der alles drunter und drüber geht, unser Engagement in eine Höhle voller Säue zu stecken. Komm´, lass uns Weihnachtsplätzchen backen, wozu denn über alles aufregen? Hallelujah, so hab ich´s mir immer vorgestellt 😉

 

Herzliche Grüße von einem rebellischen Weib, die dennoch versucht, der Welt etwas Gutes zu geben,

Petra

© Petra M. Jansen
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